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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein
Autoren: Katrin Rodeit
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uns vor der Tür unterhalten?«
    Widerwillig trat sie zur Seite und ließ mich ein. Ob es an meinem Aussehen lag, dass ich nicht willkommen war? Ich wusste, dass ich mich heute nicht von meiner besten Seite zeigte. Mein Haar war struppig, die Jeans ausgeleiert, das T-Shirt schlabbrig und die Boots grob. Und natürlich hatte ich ein Piercing in der Lippe.
    Oder wollte sie einfach nicht mit mir reden, weil ich Privatdetektivin war? Hatte sie am Ende etwas zu verbergen?
    Das Haus war großzügiger, als es von außen den Anschein gehabt hatte. Der Boden war mit hellen Fliesen gekachelt, und die Möbel waren dezent cremefarben.
    Sie bot mir Platz an, aber nichts zu trinken.
    Frau Waldner strich die langen, glatten Haare zurück. Sie war nicht viel älter als ich. Anfang 30 vielleicht. Ob sie einem Beruf nachging? So von morgens acht bis abends um fünf? Mit Überstunden? Manchmal an den Wochenenden?
    Sicher hatte sie nicht wie ich die Polizeischule besucht und war dort gefeuert worden. Sie kannte bestimmt keine Unsicherheit im Leben, und ihr Kühlschrank war vermutlich stets mit edlen Dingen gefüllt.
    Ich hatte beschlossen, unserem Kennenlernen eine zweite Chance zu geben und fasste kurz zusammen, was ich von Lou erfahren hatte. Trotzdem wollte ich ihre Version der Geschichte hören.
    »Seit wann wird Ihre Freundin vermisst?«
    Sie antwortete nicht, hatte das Kinn nach vorn gereckt und sah mich einfach nur an. Wie ein trotziges kleines Kind.
    »Frau Waldner?«, sagte ich langsam und sah sie an. Sie erwiderte meinen Blick auf herausfordernde Weise. Am liebsten hätte ich ihr eine geknallt. »Eigentlich sollte Ihnen daran gelegen sein, dass Ihre Freundin schnellstmöglich wieder auftaucht. Susanne Dauber ist doch Ihre Freundin, oder?«
    Keine Antwort. Dumme Pute! Okay, ich musste es anders versuchen.
    »Ich wurde beauftragt, nach Ihrer Freundin zu suchen, und ich pflege meine Aufträge zu erfüllen. Sie müssen mich nicht mögen, wir müssen nicht zusammen zum Kaffeetrinken gehen. Wenn ich ehrlich sein soll, wären Sie auch nicht meine erste Wahl für einen gemütlichen Kneipenabend. Aber ich habe einen Beruf, und dem gehe ich nach. Und wenn ich Fragen stelle, die Sie mir nicht beantworten wollen, dann seien Sie sicher, dass ich die Antworten auch anderswo herbekomme. Allerdings drängt sich mir dann die Frage auf, warum Sie nicht mit mir reden möchten. Und ehe Sie sich’s versehen, gehören Sie auf die eine oder andere Weise zum Kreis der Verdächtigen.«
    Sie blickte zur Seite.
    »Nun?«
    Ich sah förmlich, wie sich die Rädchen hinter ihrer Stirn drehten. Es dauerte eine Ewigkeit, dann blickte sie auf. Ohne jedoch etwas zu sagen. Ich seufzte.
    »Frau Waldner, egal, was Sie mir erzählen, ich behalte es für mich.«
    Ihre Augen flackerten. Hatte ich es mir doch gedacht.
    »Sie erzählen niemandem davon? Nicht der Polizei? Und nicht meinem Mann?«
    Ich versuchte, ein überzeugendes Gesicht zu machen. Bis zu einem gewissen Punkt niemandem, versicherte ich ihr stumm und schüttelte den Kopf.
    »Herr Dauber hat seine Frau also bei der Polizei als vermisst gemeldet. Und was haben die dazu gesagt?«
    »Dass die meisten vermissten Personen innerhalb kurzer Zeit wieder auftauchen. Sie haben noch nicht viel unternommen.«
    Jetzt hatten wir eine Basis.
    »Heute ist Montag, vermisst wird sie seit Mittwoch vergangener Woche. Das ist eigentlich über die Zeit hinaus, in der Verschwundene von allein wieder auftauchen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte niemandem zu nahe treten, aber ich muss dazu einige Fragen stellen. Besteht die Möglichkeit, dass Frau Dauber Selbstmord begangen hat?«
    Sie sah mich an, als hätte ich mich von ihrem Girokonto bedient.
    »Im Leben nicht!«, antwortete sie. Dann hob sie die Hand vor den Mund, als ihr der Sinn ihrer Worte bewusst wurde. »Sie hat alles im Leben, was man sich wünschen kann. Einen Mann und ein Haus, sportliche Aktivitäten, sie ist sehr beliebt, in verschiedenen Vereinen tätig und ein freundlicher, aufgeschlossener Mensch. Sie lebt gern und mit Freude.«
    »Kein Selbstmord also. Ist sie vielleicht mit einem Freund durchgebrannt?«
    Sie zögerte mit einer Antwort. Kurz nur, aber lang genug, dass ich es bemerkte.
    »Ist das möglich?«, hakte ich nach.
    »Eigentlich nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Sie hatte keinen festen Freund oder so. Sie ist ja verheiratet.«
    »Das ist ein Grund, aber kein Hindernis. Also, wie sieht es aus?«
    »Nein. Ich meine …«
    Ich
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