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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz
Autoren: Martin Kat
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Geschichte und von der Königin für seine Verdienste um die Entschlüsselung alter Sprachen zum Ritter geschlagen worden. Sein Spezialgebiet war die alte nordische Sprache der frühen skandinavischen Siedler, wobei sein besonderes Interesse den Überlieferungen der Wikinger galt. Seit dem Tod seiner Frau hatte er sich völlig in seine Arbeit vergraben.
    „Da siehst du, wie sehr er den Abend genossen hat“, sagte Krista zu Corrie und betrachtete ihren Vater, der auf dem Sitz zusammengesunken dasaß, während sein Kopf in einer etwas unbequemen Haltung auf dem Polster ruhte. Er war ein großer, dünner Mann mit einer geraden, etwas zu langen Nase und braunen Haaren, die langsam grau wurden.
    „Die Sprachstudien machen deinem Vater auf jeden Fall mehr Spaß.“
    Krista rückte sich bequemer zurecht und versuchte, die Korsettstäbe unter ihrem Ballkleid aus blassgrünem Taft zu ignorieren, die sich ihr in die Taille bohrten. „Wenn er und Großvater nicht wild entschlossen wären, einen Ehemann für mich zu finden, wäre er erst gar nicht mit auf den Ball gegangen.“
    „Ich nehme an, der aktuelle Kandidat heißt Matthew Carlton“, neckte Corrie ihre Freundin. „Du hast heute Abend mindestens drei Mal mit ihm getanzt. Vermutlich hat er deinen Vater um Erlaubnis gebeten, dir den Hof machen zu dürfen.“
    Matthew, der inzwischen noch mehr Interesse an ihr zeigte, hatte letzte Woche mit ihrem Vater gesprochen. Er gefiel Krista, und sein Interesse schmeichelte ihr. Doch sie brauchte Zeit, um ihn kennenzulernen.
    „Es hätte schlimmer für dich kommen können“, meinte Corrie, während sie durch die Dunkelheit rollten und die Laternen die Kutsche innen in ein weiches gelbes Licht tauchten. „Immerhin sieht der Mann gut aus, ist intelligent und …“
    „Groß?“, warf Krista ein und hob die goldblonden Brauen.
    Corrie lachte. „Das wollte ich nicht sagen.“
    Doch tatsächlich hatten die meisten Männer keine Lust, eine Frau zu heiraten, die größer war als sie. Das tat man einfach nicht. „Ich wollte sagen, dass er auch noch der Sohn eines Earl ist.“
    Aber der gesellschaftliche Rang spielte für Krista keine Rolle. Es war Corrie, die im Gesellschaftsleben aufblühte. Sie war von Kopf bis Fuß eine Dame, die Tochter eines Viscount und inmitten von Reichtum und Adel aufgewachsen. Coralee liebte schöne Kleider, Bälle und zeigte sich gerne in der Oper und im Theater.
    Das Einzige, was Corrie noch mehr mochte, war das Schreiben. Und deshalb hatte Krista, nachdem sie die Zeitung übernommen hatte, ihre Freundin dazu überredet, über all die Dinge zu schreiben, die sie liebte. Corrie hatte ihrer Familie getrotzt und die Stellung angenommen. Im Moment war sie für die Frauensparte der Zeitung zuständig, die einen großen Teil des Wochenmagazins ausmachte.
    Die Kutsche bog in eine kiesbestreute Einfahrt ein und kam vor dem überdachten Eingang von Corries Zuhause zum Stehen, einem eleganten, dreistöckigen steinernen Gebäude am Grosvenor Square.
    „Ich sehe dich dann morgen in der Redaktion“, sagte sie, während ein Diener ihr über das eiserne Trittbrett half. „Und vergiss nicht, dass du mir versprochen hast, am Sonntag mit mir den Zirkus zu besuchen.“
    „Ich werde es nicht vergessen.“ Corrie wollte einen Artikel über den Zirkus Leopold schreiben und hatte Krista gebeten, sie zu der Vorstellung zu begleiten. Da Krista seit ihrer Kindheit keinen Zirkus mehr besucht hatte, würde es bestimmt ein großer Spaß werden.
    Corrie winkte ihr zum Abschied, und der Diener geleitete sie die breite Steintreppe zu dem schweren Eingangsportal des herrschaftlichen Anwesens hinauf. Dann kehrte er auf seinen Kutschsitz zurück. Als die Kutsche weiterfuhr, regte sich Kristas Vater und streckte die langen Beine aus.
    „Sind wir schon zu Hause?“
    „Bald, Vater. Wir müssen nur noch um die Ecke.“Wie Coralee entstammte auch Krista einer reichen Familie, zumindest mütterlicherseits. Margaret Chapman Hart war die Tochter eines Earls gewesen. Obwohl sie Paxton Hart geheiratet hatte, einen Gelehrten, der damals fast keinen Penny besaß, ermöglichte ihre Stellung als Mitglied der Aristokratie Krista den Zugang zu den höchsten Rängen der Gesellschaft.
    Was Krista selbst betraf, so empfand sie das eher als eine Bürde, denn als einen Gewinn.
    Einige Minuten später erreichten sie ihr Stadthaus. Milton Giles, der Butler, öffnete die Tür, und als sie eingetreten waren, half er ihrem Vater aus seinem
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