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Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt

Titel: Mein Weg - Auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt
Autoren: Volker Hohlbein
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Verzagen galt nun nicht, so
wie es kommt, kommt es eben! Jetzt hieß es schleunigst das Pilgerbüro finden. Vielleicht
ging ja doch noch etwas.
    Im Reiseführer
von Raimund Joos stand, dass die Pilgerinformation von Ehrenamtlichen der
französischen Pilgerbruderschaft betrieben wird und bis nach Ankunft des
letzten Zuges geöffnet haben soll. Am Ostermontag - für mich nicht so recht
vorstellbar!
    Mittlerweile
war unsere Gruppe bereits auf über zehn Leute angewachsen. Somit war ich nicht
allein mit meinem Problem. Nach kurzen Suchen hatten wir das Pilgerbüro
gefunden und der Tag wollte sich doch wieder mit uns versöhnen. Es war noch
offen! Da saßen doch tatsächlich drei Frauen und warteten auf den letzten Zug.
Schnell wurden wir eingewiesen und unsere Länderherkunft wurde erfasst.
Währenddessen fragte ich mich, warum diese drei Frauen am Ostermontag um diese
Zeit noch hier saßen und ihre Zeit mit dem Empfang von verrückten Pilgern
verbrachten. Das musste wohl eine Art Berufung sein. Eine Dame brachte uns dann
ein paar Häuser weiter und wir fanden dort unsere Bleibe für die erste Nacht.
Den drei Pilgern, die bereits in der Herberge im Bett lagen und durch unsere
Ankunft munter wurden, sei um Vergebung gebeten. Ihre Nachtruhe hatten wir mit
unserer Ankunft gründlich unterbrochen. Rasch wurde der Schlafsack das erste
Mal ausgerollt. Nachdem ich noch schnell eine SMS nach Hause geschickt und
meine glückliche Ankunft mitgeteilt hatte, war endlich Nachtruhe angesagt. In
der kleinen Waschstube machte ich mich noch etwas frisch und die erste Nacht
auf meinem Camino begann. Zum ersten Mal schlief ich mit lauter fremden
Menschen zusammen in einem Raum. Trotz der zehn Bettgenossen im Zimmer verlief
die Nacht sehr still und meine Oropax konnten im Rucksack bleiben. Morgen fing
mein großes Abenteuer endlich an! Ich glaube, ich schlief mit einem Lächeln
ein.

    Herberge
in Saint-Jean-Pied-de-Port
    •

1. Tag:
Saint-Jean-Pied-de-Port – Roncesvalles
    (27,2 km)
    Am Morgen ging
es so gegen 6:00 Uhr bereits los. Die ersten Pilger brachen schon auf und der
Rest konnte dann auch nicht mehr schlafen. Sicher waren die anderen genauso
aufgeregt wie ich, dass es nun endlich losging. Ein Blick aus dem Fenster
zeigte, dass es draußen trocken war. Kein Regen! Na ja, die Sonne wird auch
noch kommen. So war zumindest mein Plan, aber irgendjemand hatte einen ganz
anderen Plan für diesen Tag.

    Pilgerbüro
in Saint-Jean-Pied-de-Port
    In unserer
Herberge gab es nur ein minimalistisches Frühstück, aber wenigstens viel
Kaffee. Den Café au lait (Milchkaffee) bekamen wir in einer großen
„Kompottschale“ von den Frauen der Herberge serviert. Mein Kaffeebedarf war
damit erstmal für längere Zeit gedeckt. Jetzt noch schnell ins Pilgerbüro, um
die letzten Informationen zu bekommen. Die drei Damen von gestern Abend waren
auch wieder da und die eine kannte sogar noch meinen Vornamen. Bei den vielen
Leuten jeden Tag hielt ich das schon für erstaunlich. Jetzt erhielten wir auch
die Jakobsmuschel. Diese band ich gleich an meinen Rucksack. Nun war ich für
Jedermann als Jakobspilger zu erkennen. Noch ein paar wichtige Hinweise für
unterwegs, ein letztes „ Merci Beaucoup und Au revoir“ und es konnte losgehen.
Um punkt 8:00 Uhr trat ich auf die Straße. Vom Pilgerbüro führte der Weg bergab
bis zum „Spanischen Tor“. Nach weiteren 100 m musste man sich schon
entscheiden, welche Route man gehen will. Rechts führt die Route über die
Landstraße, links geht es den höheren und steileren Weg über den Pass.
Natürlich ging ich links, den „richtigen“ Weg, die „Route Napoleon“.

    Das
Spanische Tor in Saint-Jean-Pied-de-Port
    Kurz hinter
Saint-Jean-Pied-de-Port merkte ich bereits, dass mein Plan mit dem Wetter ins
Wanken geriet. Dichte Wolken zogen auf und kurz darauf fielen auch schon die
ersten Tropfen. Noch viel schlimmer aber war der Wind. Ich bekam kaum mein
Regencape übergezogen, ohne dass es fast wegflog. So, geschafft, weiter geht’s!
Dass das Wetter auch mal schlechter sein würde, war ja klar gewesen, aber
musste das gleich am ersten Tag sein? Es sollte aber noch dicker kommen, viel
dicker! Gleich zu Beginn ging es ziemlich steil bergauf und das sollte auch so
bleiben. Saint-Jean-Pied-de-Port
liegt auf ca. 200 m Höhe. Das
erste Ziel hieß Hunto.
    Das kleine
Bergdorf liegt bereits auf 500 m Höhe und ca. 5 Kilometer entfernt.

    Blick
zurück ins Tal
    Das ließ sich
noch halbwegs meistern. Danach führte der Weg
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