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Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Titel: Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
Autoren: Janet Chapman
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Touristenziel der Spitzenklasse werden sollte. Und dann hatte sie geplant, ins Bett zu gehen und den Roman zu Ende zu lesen, den sie am Abend zuvor begonnen hatte.
    Sarah starrte zu den Wolken hinauf, die vom Nordwesten her aufzogen, und dachte an die Heldin in dem Buch, von dem sie ein Drittel gelesen hatte. Was würde Rachel Foster tun, wenn sie sich in dieser Situation befände? Sarah ließ ein leises Schnauben hören. Rachel würde sich ganz sicher nicht in einer Felsmulde verstecken und sich den Hintern abfrieren. Sie würde hoch erhobenen Hauptes vor ihrem unerwünschten Ehemann stehen und ihm ins Gesicht sagen, er solle mit seinem Gebrüll aufhören.
    Ach, wenn sie nur wie eine dieser Frauen hätte sein können, die ihr in den romantischen Romanen, von denen sie nie genug bekommen konnte, entgegenlachten. Seitdem sie vor neun Jahren in einem Bestellkatalog diese Romanzen entdeckt hatte, war Sarah bemüht, den beneidenswerten Beispielen nachzueifern. Dabei war ihr natürlich klar, dass die Figuren der dichterischen Phantasie entsprangen, dennoch imponierten ihr diese Frauen, die stets so klug, schlagfertig und überaus selbstsicher auftraten. Sie hatten die Schneid, richtige Männer zu lieben, waren stolz auf ihre
Sexualität und verfolgten ihre Träume mit der Beharrlichkeit eines gegen den Strom schwimmenden Lachses.
    Sie hatte ihren Traum beinahe gelebt. Sie hatte ihr Stückchen Himmel in diesen herrlichen Bergen gefunden, dazu zwei Kinder, die sie brauchten, und zwei Brüder und eine Vaterfigur, die sie zu lieben vermochte. Und im nächsten Frühjahr würde sie eine völlig unabhängige Geschäftsfrau sein und die Sport-Lodge leiten, wie sie es für richtig hielt. Sie hatte ihr Glück gefunden, wie eine der Frauen in ihren Büchern.
    Na ja, bis auf die Rolle des stattlichen Helden. Aber sie war noch keine dreißig; es blieb noch Zeit für eine glühende Affäre. Zumal in den historischen Romanzen das Dasein einer lustigen Witwe die Freiheit mit einschloss, sich ihre Herzensaffären zu leisten. Und genau dies wollte auch Sarah, sobald sie den Mut dazu hatte.
    »Okay, genug geträumt«, schalt sie sich im Flüsterton. »Was würde Rachel Foster tun, wenn sie plötzlich mit einem wildfremden Mann verheiratet wäre?«
    Rachel war Architektin, die an der Küste von Maine lebte und den Männern abgeschworen hatte – zumindest leidenschaftlichen Männern. Rachel würde sich nicht darum scheren, was ihr von den Toten auferstandener Mann davon hielt, mit ihr verheiratet zu sein. Sie würde ihrer Arbeit nachgehen, als gäbe es diesen Typen gar nicht. Ja, Rachel Foster würde den brüllenden Kerl ignorieren, vielleicht sogar so tun, als wäre er tot, bis die anderen am nächsten Tag zurückkämen.
    Das hörte sich in Sarahs Ohren machbar an. Sie konnte zurück zum Haus gehen und die Vorbereitungen für das
morgige Fest beenden, auf dem kleinen Fernseher in der Küche ihre Shows angucken und sich anschließend in ihrem Schlafzimmer in Rachels Geschichte vertiefen. Alex Knight würde für sie nicht existieren. Er konnte den Salon und das gesamte Obergeschoss für sich haben.
    Sarah setzte sich mit einem resignierten Seufzer auf. Sie sollte für ihn etwas kochen. Er hatte gesagt, er wolle nur duschen, essen und schlafen, bis die Kinder kämen. Sie konnte ihm alles auf einem Tablett herrichten und es ihm dann in den Salon bringen, dann konnte er vor dem Feuer essen und nicht in ihrer Küche. Vielleicht würde sie ihm einen oder zwei Drinks eingießen – von Gradys Whiskey. Damit wäre er dann für den Rest des Abends erledigt.
    Wenn sie es recht bedachte, konnte auch sie sich ein Glas Whiskey mit einem Schuss Limonade einschenken und sich so durch den vor ihr liegenden Abend schwindeln. Rachel Foster würde sich doch einen Drink genehmigen, oder?
    Sarah drehte sich um und spähte über den oberen Rand des Felsblocks. Ihre Jacke hing an einem Ast. Sie kletterte hinunter ans Ufer und stieg von Stein zu Stein, um keine nassen Füße zu bekommen, griff sich ihre Jacke und zog sie an. Und dann machte sie sich, ermutigt von der fiktiven Rachel Foster, mit der Würde einer klugen, schlagfertigen und selbstbewussten Romanheldin auf den Rückweg.
     
    Alex lehnte sich mit einem wohligen Seufzer völligen Behagens auf der Couch zurück und verschränkte die Hände über seinem vollen Bauch, während er die leeren Teller auf dem Couchtischchen anstarrte. Er hatte sie buchstäblich abgeleckt, um nicht auch nur einen einzigen
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