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Mein Traum wohnt nebenan

Mein Traum wohnt nebenan

Titel: Mein Traum wohnt nebenan
Autoren: Nora Roberts
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Cybil.“
    Sie hielt in der Bewegung inne, dann ließ sie die Hand sinken. Und ihre Stimmung sank mit. Preston saß schon wieder am PC und hatte sich in eine Welt zurückgezogen, zu der er ihr keinen Zugang gestattete.
    Er arbeitete bei künstlichem Licht und kaltem Kaffee. Und mit dem Rücken zu ihr.
    Nichts von dem, was sie fühlte, was in ihr wie eine heiße Quelle sprudelte, bedeutete ihm etwas.
    „Es fällt dir so leicht, mich zu ignorieren“, murmelte sie.
    Der Schmerz in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Es ist nicht leicht, aber im Moment ist es nötig.“
    „Ja, du arbeitest, und ich besitze die Frechheit, das Genie zu stören.“
    Er warf einen Blick über die Schulter. „Anders als du kann ich nicht arbeiten, wenn man mir zusieht.“
    „Du ignorierst mich auch dann, wenn du nicht arbeitest.“
    Er drehte sich zu ihr um. „Ich bin nicht in der Stimmung, mich mit dir zu streiten.“
    „Bei dir entscheidet immer die Stimmung, was? Ob du mit mir zusammen oder allein sein willst. Ob du mit mir redest oder schweigst. Ob du mich berührst oder dich abwendest.“
    Es klang so endgültig, dass Panik in ihm aufstieg. „Wenn es dir nicht passt, hättest du es mir sagen sollen.“
    „Du hast Recht, Preston. Ich sollte es dir sagen, und das tue ich jetzt. Es passt mir nicht, wie eine lästige Fliege weggewedelt zu werden. Es passt mir nicht, wie du Dinge, die mir wichtig sind, als unbedeutend abtust.“
    „Du willst, dass ich aufhöre zu arbeiten und mir anhöre, wie du deinen Tag mit Shopping und beim Lunch verbracht hast?“
    Sie wollte etwas erwidern, ließ es dann aber und seufzte nur traurig.
    „Es tut mir Leid.“ Wütend auf sich selbst stand er auf. Sie sah aus, als hätte er sie geohrfeigt. „Mein Stück nähert sich dem Ende, und da bin ich immer nervös und ungenieß bar.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Lass uns nach unten gehen.“
    „Nein, ich muss los.“ Weil sie fühlte, dass sie gleich weinen würde. „Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen. Außerdem habe ich Kopfschmerzen.“ Sie rieb sich die Schläfen. „Das macht mich reizbar. Ich glaube, ich brauche eine Tablette und Schlaf.“
    Sie ging in Richtung Tür, doch er legte eine Hand auf ihren Arm. Sie zitterte. „Cybil…“
    „Es geht mir nicht gut, Preston. Ich werde mich hinlegen.“
    Sie schüttelte seine Hand ab und eilte davon. Als die Tür ins Schloss fiel, zuckte er zusammen. „Du verdammter Idiot“, flüsterte er.
    Rastlos ging er auf und ab. Irgendwann zog er die Vorhänge auf.
    Das Sonnenlicht war so gleißend, dass er die Augen zusammenkniff. Er arbeitete nun mal lieber im Halbdunkel. Und er brauchte sich dafür nicht zu rechtfertigen. Er brauchte niemandem seine Arbeitsgewohnheiten zu erklären.
    Aber ich sollte Cybil auch nicht wehtun, dachte er. Und ich ignoriere sie nicht.
    Wie zum Teufel ignorierte man denn eine Frau, die einem einfach nicht mehr aus dem Kopf ging?
    Aber er hatte es versucht, oder etwa nicht? Seit dem Gespräch mit Daniel MacGregor in dessen Büro im Turm von Hyannis Port.
    Der alte Mann war schlau und gerissen. Und Daniel MacGregor hatte Recht. Preston war in Cybil Campbell verliebt.
    Das war es, was er ignorieren musste. Das war es, wovon er sich immer wieder abwenden musste. Bis es von allein verschwand.
    Nein, das würde er nicht schaffen. Ein Leben ohne sie war unvorstellbar. Aber vielleicht konnten sie zurückschalten und einfach nur gute Freunde sein?
    Er wartete bis zum frühen Abend, und als er dann mit einem Blumenstrauß vor ihrer Tür stand, kam er sich nicht mehr albern vor. Cybil öffnete, und er hatte das Gefühl, genau das Richtige zu tun.
    „Hast du dich ausgeruht?“
    „Ja.“
    „Wie wäre es mit etwas Gesellschaft?“ Er hob die Blumen. „Und Tulpen?“
    „Oh … gern. Die sind wunderschön. Ich hole eine Vase.“
    Er sah ihr nach. „Das mit vorhin tut mir Leid.“
    „Oh.“ Die Blumen sind also nur eine Wiedergutmachung, dachte sie, während sie die blaue Vase aus dem Schrank holte. Sie wehrte sich gegen die Enttäuschung und drehte sich lächelnd zu ihm um. „Schon gut. Das kommt davon, wenn man einen Bären in seiner Höhle stört.“
    „Das wars? Viele Frauen würden es einem Mann nicht so leicht machen“, sagte er erstaunt.
    „Ich bin nicht nachtragend. Hast du nicht riesiges Glück?“
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Ja, das habe ich“, erwiderte er und begriff, wie wenig Zärtlichkeit er ihr geschenkt hatte. Wie wenig Romantik.
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