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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition)
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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Flip vorzubereiten, und erzähle ihr von gestern Abend. Den Teil mit Jase lasse ich weg.
    »Wo ist das Problem?«, fragt sie und beugt sich näher zum Spiegel. »Mom hat endlich jemanden gefunden, auf den sie steht. Wenn er ihr auch noch bei ihrem Wahlkampf behilflich ist – umso besser. Du weißt ja selbst, wie nervös sie jetzt schon ist, obwohl es erst im November ernst wird.« Sie wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor sie weiter ihre Wimpern tuscht. »Oder geht es mal wieder um deine Angst vor Nähe?«
    Ich kann es nicht leiden, wenn sie mir so kommt. Seit sie ihre rebellische Phase mit einer einjährigen Therapie beendet hat, hält sie sich selbst für eine verdammte Psychoanalytikerin.
    »Nein, es geht um Mom«, antworte ich. »Sie war nicht mehr sie selbst. Wenn du hier gewesen wärst, wüsstest du, wovon ich rede.«
    Tracy breitet die Arme aus. Die Geste umfasst unsere chromblitzende Hightech-Küche, das angrenzende riesige Wohnzimmer und den geräumigen Eingangsbereich. Alles viel zu groß für drei Leute, zu imposant, zu … keine Ahnung was sonst noch oder was das jetzt über uns aussagt. Unser Haus ist vermutlich dreimal so groß wie das der Garretts. Und die sind zu zehnt. »Warum hätte ich hier sein sollen?«, fragt sie. »Was gibt es hier, für dass es sich lohnt, da zu bleiben?«
    »Mich«, hätte ich am liebsten gesagt. Aber ich weiß, was sie meint. Alles in diesem Haus ist geschmackvoll, ultramodern, strahlend sauber und aufgeräumt. Und alle drei Menschen, die darin leben, wären lieber woanders.
    Mom fühlt sich am wohlsten, wenn alles einem festgelegten Ablauf folgt. Deswegen gibt es bei uns an jedem Wochentag bestimmte Gerichte – montags Suppe und Salat, dienstags Pasta und mittwochs Steak. Sie führt Listen über unsere schulischen Aktivitäten und Veranstaltungen, auch wenn sie keine Zeit hat, an ihnen teilzunehmen, und sorgt dafür, dass uns während der Sommerferien nicht zu viel Zeit zu unserer eigenen Verfügung bleibt. Manche ihrer Gewohnheiten musste sie aufgeben, seit sie gewählt wurde. Andere haben sich noch verstärkt. Die freitäglichen Abendessen im »Stony Bay Bath and Tennis Club« zum Beispiel sind ihr immer noch heilig.
    Im Grunde genommen ist die Clubanlage unglaublich protzig und geschmacklos, aber das gibt in unserer Stadt niemand offen zu, weil alle gern dort Mitglied wären. Sie wurde erst vor fünfzehn Jahren erbaut, sieht aber wie ein englisches Schloss aus, das in den Hügeln über der Stadt thront, wodurch man von den beiden Außenpools aus einen fantastischen Blick auf den Fluss und die Bucht hat. Mom liebt den Club, der von allen, die »drin« sind, kurz B&T genannt wird. Sie ist sogar Mitglied im Verwaltungsrat. Letzten Sommer hat sie mich dazu verdonnert, zweimal die Woche als Rettungsschwimmerin dort zu arbeiten und dieses Jahr hat sie mich auch schon eingeplant. Nächsten Montag geht es los. Macht zwei volle Tage, die ich im B&T verbringen muss, plus die wöchentlichen Abendessen.
    Und weil heute Freitag ist, ist es wieder mal so weit. Tracy, Flip und ich treten hinter Mom durch die herrschaftlichen Eichentüren. Obwohl Tracy und Flip ständig aneinander herumfummeln, als wollten sie die olympische Goldmedaille in der Disziplin »Öffentliche Liebesbekundungen« gewinnen, mag Mom Flip. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass sein Vater einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner in Stony Bay ist. Jedenfalls darf Flip, seit er und Tracy vor sechs Monaten offiziell ein Paar wurden, jeden Freitagabend mit uns im Club zu Abend essen. Der Glückspilz.
    Selbstverständlich haben wir einen Stammplatz. Unser Tisch steht unter einem gigantischen Gemälde, das ein Walfängerschiff zeigt, das von riesigen, mit Harpunen gespickten Walen umkreist wird, die trotz ihrer Verletzungen noch in der Lage sind, ein paar unglückselige Matrosen zu verschlingen.
    »Wir müssen dringend noch einmal die Planung für diesen Sommer durchgehen«, verkündet Mom, als das Brot kommt. »Damit wir auch wirklich alles im Griff haben.«
    »Ach, Mom«, stöhnt Tracy. »Das hatten wir doch schon. Flip und ich mieten uns mit Freunden auf Martha’s Vineyard ein Haus, ich kellnere in einem Restaurant und Flip gibt dort Tennisstunden. Nächste Woche geht’s los. Es läuft also alles nach Plan.«
    Mom nimmt die Stoffserviette von ihrem Teller und schüttelt sie auf. »Du magst das vielleicht so sehen, Tracy, aber noch habe ich dir nicht meine Zustimmung gegeben.«
    »Es sind meine Ferien.
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