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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen
Autoren: Klaus Schädelin
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Feuerwache, bis der Fritzeli den Beginn des zweiten Aktes für gekommen hielt.
    Im Treppenhaus war der Rauch nun wirklich aufsehenerregend, und wir keuchten von Etage zu Etage. Wir läuteten an jeder Wohnungstüre, und wenn Nachtkappen verschlafen und erschrocken öffneten, so erklärte der Fritzeli ein jedes Mal mit fester, ruhiger und entschlossener Stimme, das Haus stehe in Brand.
    Wie manche Wohnungstüre aufging, so mancher Schrei erfolgte, und ohne Zweifel hätten diese Gestalten in ihrem Negligé sogleich begonnen, kopflos ihre Büffets aus dem Fenster zu stürzen, aber jedesmal fiel ihnen der Fritzeli ins Wort und sagte ihnen besänftigend, sie ständen für den Augenblick unter seinem Kommando, und er werde alles unternehmen, um Nutzen zu fördern und Schaden zu wenden. Zu Panik sei kein Anlass. Eine wackere Helferschar (damit meinte er uns), halte das Feuer in Schach. Alles hänge jetzt vom ruhigen Blut ab.
    Es sei vorderhand nichts zu tun, als die Kostbarkeiten griffnahe zu legen, um im Falle erhöhten Ernstes das Haus ohne Verlust räumen zu können.
    Und wirklich, der Fritzeli brachte es zustande, dass die Heulkrämpfe verstummten, und eine wohltuende Besonnenheit verbreitete sich vor ihm her von Stockwerk zu Stockwerk.
    Eine Meisterleistung ohne gleichen!
    Da dieses Traktandum nun erledigt war, stürzten wir uns in unseren Stahlhelmen erneut kellerwärts und sorgten dort massvoll für Sauerstoff, bis es uns endlich schien, nun sei der Spass so gut als irgend möglich ausgekostet, aber der Fritzeli erwiderte darauf mit Stolz und ein wenig Verachtung:
    «Nein, im Gegenteil! Erst jetzt wird es langsam Zeit für das Schlussbukett.»
    Noch einmal begab er sich mit uns zu seiner Wohnung, machte Licht, räkelte sich in seinem Fauteuil, zückte geniesserisch das Telefonbuch und wählte die Feuerwehr.
    Kaum meldete sich jemand am anderen Ende, da brüllte der Fritzeli, als rufe er aus einem Flammenmeer heraus:
    «Es brennt an der Klosbachstrasse hundertvierundfünfzig!»
    Und schon hatte er, ohne eine Antwort abzuwarten, aufgehängt. Zugleich drückte er auf den Knopf seiner Stoppuhr, und dann gab er uns die Erklärung ab, dieser Anruf sei für die zürcherische Feuerwehr ein gefundenes Fressen, denn in der Kaserne langweilen sich die Mannen des Nachts fast zu Tode, denn schlafen sei ihnen verboten. Eine kleine Abwechslung sei ihnen zu gönnen.
    Und dann stiegen wir auf die Strasse hinunter, um den Aufmarsch mitzuerleben. Einzig der Eduard wurde hinunterdelegiert, um das Feuer zu unterhalten.
    Wir warteten.
    Im Laufe der Minuten wurde mir bang und bänger.
    Diese Affäre hatte ein Ausmass angenommen, das meinen Bedarf überstieg, und ich fragte mich, wie das wohl enden werde.
    Als einziger unter uns blieb der Fritzeli seelenruhig und verfolgte ungerührt den Lauf des Zeigers, runzelte nach einer Weile die Stirn und brummte etwas von Schlamperei.
    Und dann, dann kamen sie!
    Ganz unten am Abhang sah man einen Scheinwerfer um die Ecke biegen.
    Dann einen zweiten. — Einen dritten. — Einen vierten. Einen fünften!
    Befriedigt stellte der Fritzeli fest:
    «Das halbe ständige Brandcorps.»
    Mit mindestens achtzig schnaufte die Kolonne den Berg herauf. Schon von weitem konnte man zu vorderst den Mannschaftswagen sehen: Dreissig Feuerwehrleute auf dem Trittbrett zum Abspringen bereit. Dahinter die Motorspritze. Dann ein Leiterwagen. Eine zweite Motorspritze, und zuletzt, wie sich später zeigte, ein Polizeiauto.
    Ohne dass ein einziges Wort geredet wurde, sprangen sämtliche Mann zu gleicher Zeit ab. Die Bremsen zischten, und schon standen die einen beim Hydranten, die anderen verlegten Schläuche, die Dritten standen an der Spritze, die Vierten kurbelten die Leiter hoch, und die letzten drei Mann rannten mit Schaumlöschapparaten hinter dem Fritzeli in den Keller. Wir folgten zögernd nach.
    Unten angekommen, besichtigten sie die Sache, schienen mehr als nur enttäuscht, suchten die Waschküche auf, holten einen Gartenschlauch und löschten in weniger als einer halben Minute den Brand, der aus einer Scheiterbeige bestand, neben welche jemand unvorsichtigerweise eine Aschenschublade gestellt hatte.
    Die verkohlten Hölzer luden die Männer in einen Waschzuber und stellten ihn draussen in den Trog, und schon war die ganze Sache aus!
    Ich freilich sah uns unausweichlich einer Katastrophe entgegentreiben, zum allermindesten in eine gesalzene Feuerwehrrechnung.
    Aber da zeigte sich der Fritzeli noch einmal in seiner
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