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Mein Leben ohne Limits

Mein Leben ohne Limits

Titel: Mein Leben ohne Limits
Autoren: Nick Vujicic
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einbezog, war faszinierend.
    Er war auf einer Farm mit Viehzucht im Oranje-Freistaat im südlichen Südafrika aufgewachsen. In seiner Jugend war er an die falschen Leute geraten, war aber später an Gott gläubig geworden, hatte manches klären können und leitete inzwischen ein kleines Fuhrunternehmen. John war sehr dankbar für die Wende, die sein Leben genommen hatte.
    Mein junger Begleiter war so scharf darauf, mit mir durch das Land zu touren und seinen Leuten Mut zu machen, dass er sogar sein eigenes Auto verkauft hatte. Mit dem Geld organisierte er unsere Reise. Kirchen, Schulen, Waisenhäuser und Gefängnisse standen auf dem Programm. Damit wir auch ohne Auto vom Fleck kommen konnten, hatte er den blauen Transporter seiner Tante geborgt. Damit fuhr er mich nach Kapstadt, Pretoria, Johannesburg und zu lauter Zwischenstationen.
    Der Zeitplan war mörderisch und die Nächte kurz. Oft waren nicht mehr als vier, fünf Stunden Schlaf drin. Aber ich lernte Menschen, Orte und Dinge kennen, die mein Leben für immer veränderten. Hier festigte sich mein Berufswunsch endgültig. Ich wusste nun, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen wollte.
    Aaron und ich dachten eigentlich, wir wären schon ziemlich herumgekommen. Schließlich waren wir in Australien aufgewachsen und hatten sogar in Kalifornien gelebt. Aber auf dieser Reise merkten wir, wie feucht wir noch hinter den Ohren waren. Das wurde uns ziemlich bewusst, als wir vom Flughafen Johannesburg in die Stadt hineinfuhren. An einer Ampel schaute Aaron aus dem Fenster und las mit großen Augen ein Hinweisschild: „Smash and Grab Area“.
    Aaron wandte sich an unseren Fahrer. „Was bedeutet das Schild?“
    „Oh, in dieser Gegend schlagen sie dir die Autoscheibe ein, schnappen sich deine Wertsachen und machen sich davon“, antwortete John.
    Wir verriegelten schnell unsere Türen und schauten uns ängstlich um. Plötzlich fiel uns auf, dass viele Häuser mit hohen Mauern umgeben waren, auf denen oben Stacheldraht befestigt war. Die ersten Tage hörten wir öfter Berichte von Raubüberfällen. Aber letzten Endes merkten wir, dass Südafrika auch nicht gefährlicher ist als andere Gegenden mit hoher Armuts- und Kriminalitätsrate.
    Aaron und ich verliebten uns in Südafrika und seine Leute. Trotz der gravierenden Probleme in ihrem Land sind die Menschen fröhlich und haben Hoffnung. Nirgendwo sonst haben wir gleichzeitig so viel Armut und unerklärliche Lebensfreude gesehen.
    Der Anblick in den Waisenhäusern hat einem zugleich das Herz zerrissen und trotzdem Kraft gegeben. Ein Waisenhaus hatte sich auf Kinder spezialisiert, die einfach in Mülltonnen und auf Parkbänken ausgesetzt werden. Die meisten von ihnen waren krank und litten an Unterernährung. Weil die Kinder uns nicht aus dem Kopf gingen, kamen wir am nächsten Tag mit Pizza, Getränken, Spielsachen, Fußbällen und anderen kleinen Geschenken bewaffnet wieder. Die Kids flippten aus.
    Aber wir sahen auch Kinder mit offenen Wunden. Kleine und große Aidskranke auf dem Sterbebett. Hungernde Familien, die jeden Tag aufs Neue um Essen und sauberes Trinkwasser fürchten müssen. Das alles hautnah mitzuerleben, Tod und Krankheit förmlich zu riechen; zu sehen, wie sich Menschen quälen, und zu wissen, dass ich nichts für sie tun konnte außer für sie zu beten, hat mir die Augen geöffnet. So viel geballtes Leid hatte ich noch nie gesehen. Es war ein Vielfaches von dem, was ich durchgemacht oder sonst schon erlebt hatte. Mein Leben kam mir dagegen geradezu verhätschelt vor. In mir tobte ein Kampf der Gefühle: auf der einen Seite Mitleid – ich wollte am liebsten sofort etwas tun und so viele Leute retten wie möglich –, auf der anderen Seite Wut, dass es so etwas überhaupt gab und ich ohnmächtig zusehen musste.
    Unser Vater hatte viel von seiner Kindheit in Serbien erzählt. Damals hatte er oft nur einen Kanten Brot, etwas Wasser und ein kleines Stück Zucker zum Abendbrot. Sein Vater, mein Großvater, war Friseur und arbeitete in einem regierungseigenen Salon. Weil er sich weigerte, der kommunistischen Partei beizutreten, wurde er gekündigt. Seinen eigenen Laden aufzumachen war nicht leicht, weil er ständig unter Beobachtung stand. Außerdem musste er mit der Familie alle halbe Jahre umziehen, damit er nicht in die Armee eingezogen wurde. Als er schließlich auch noch Tuberkulose bekam und überhaupt nicht mehr arbeiten durfte, musste meine Oma als Näherin ihre sechs Kinder durchbringen.
    Die
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