Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Jahr als Mörder

Mein Jahr als Mörder

Titel: Mein Jahr als Mörder
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
BWGöD zu entsprechen, nicht zuletzt, da dies durchaus geeignet wäre, den kalten Krieg auch in der Verwaltung und Rechtsprechung endlich zu beenden, wessen Ausdruck die gegen die Mandantin ergangenen Urteile in geradezu beispielhafter Weise sind.
Im Meer der Ruhe
    Die ganze Nacht am Fernseher, so verrückt waren wir nur einmal, beim Spektakel des ersten Raumflugs zum Mond. Wir machten ein Fest daraus in Catherines winziger Bude, rückten den Bildschirm Richtung Bett, tranken Rotwein und ließen uns, im Bett liegend, von den Moderatoren die Phasen und Risiken der Landung erklären. Es war ja kein Kinderspiel am Modellbaukasten, wie es einem heute vorkommt, da sind die mal eben auf dem Mond gelandet, weil das irgendwie fällig war im Jahr 69. Nein, das größte Abenteuer aller Zeiten, so wurde es dargeboten, mit tausend Gefahren, alles konnte schief laufen, und wir live dabei. Inszeniert wie ein gewaltiges Sportereignis, da mussten auch wir, trotz Napalm und geköpften Vietnamesen, zuschauen und bangen und hoffen. Es ging auf Leben und Tod, irgendein Sensor oder die Klimaanlage konnten versagen, Druck abfallen, Kopplungen nicht hinhauen, die Technik ist nie perfekt, sogar der Astronaut kann Fehler machen. Angstlust oder Bewunderung, wir fieberten mit.
    Eine erotische Spannung, würde ich heute sagen, ging von den Bildschirmen aus, wir sahen der öffentlichen Entjungferung unseres geliebten Trabanten zu. Das Zünden der Landeraketen, die Bremsung und das Steuern des Eagle, die Suche nach einem guten Landeplatz, weil der geplante zu uneben ist, das Risiko der ersten Berührung mit der Mondoberfläche, die Gefahren beim Aufsetzen, weil bei einem möglichen Einsinken oder einer Schieflage die Astronauten mit ihrer Landefähre nie wieder hochkommen, der Sauerstoff ist knapp, und dann landen sie doch ziemlich sicher im unberührten Staub im Meer der Ruhe - es wundert mich nicht, dass wir in dieser Nacht mehrfach aufeinander zusteuerten. Es lief ja alles sehr langsam ab da oben, mit viel Warterei, Verzögerungen, Pausen. Auch am frühen Morgen, als die beiden Amis über den Mondsand hüpften, siegte die Lust noch über die Müdigkeit.
    Nachdem wir den Vormittag geschlafen hatten, entschieden wir, nicht zu arbeiten und den warmen Sommertag für uns und die Männer auf dem Mond zu reservieren, die am Abend wieder an das Raumschiff andocken und zur Rückkehr auf die Erde starten sollten.
    Catherine schlug vor, in den Norden der Stadt vorzustoßen, Humboldts besuchen. Ein ungewöhnlicher Ausflug, wir fuhren nach Tegel hinaus, am französischen Flugplatz vorbei, liefen an den Dampferanlegestellen entlang, kauften ein Kilo Pfirsiche und schlenderten zum Humboldt-Schloss. Zehn Pfennig Eintritt, bald lagen wir in der hintersten Ecke des Parks im Gras, wieder müde, und erholten uns von den Strapazen der Mondlandung.
    In diesen Wochen hatte Catherine sich gründlich auf ihre Reise vorbereitet. Alle Tage damit beschäftigt, den Groscurth-Stoff zu bändigen und gleichzeitig meine Rolle als fleißiger Student zu spielen, hatte ich nicht viel von Mexiko wissen wollen. Alles war geklärt, alles war in Ordnung, und abgesehen von unseren nächtlichen Treffen ging jeder seiner Wege.
    Ich hatte kein gutes Gefühl dabei und nicht gelernt, auf die tieferen Gefühle zu hören. Ich merkte nur, dass da etwas auseinander driftete, und hatte keine Worte, keinen Mut, darüber zu sprechen, wie in Angst vor einer größeren Krise.
    Diese Nacht hatte uns, dank der Anziehungskraft des Mondes und der heroischen hüpfenden Amis, wieder zu einem verliebten Paar gemacht. Gleichzeitig war sie eine Abschiedsnacht, und deshalb gehört, was ich hier berichte, in mein Geständnis. Einige Tage später sollte Catherine nach Franken zu ihren Eltern abfahren, dann Mitte August von Frankfurt nach Mexico City fliegen.
    Catherine begann von den Reisen Humboldts zu erzählen, von der jahrelangen Expedition durch Südamerika und Mexiko, wie er alles, Gesteine und Pflanzen, Gebirge und Seen erforscht und beschrieben hatte auf Französisch. Das imponierte ihr, das wollte sie, viel bescheidener, mit der Kamera auch versuchen: ein Land erforschen. Und mir imponierte, wie gründlich sie sich vorbereitet hatte, wie gebildet sie sprach, während ich Ahnungsloser noch nicht mal wusste, ob Alexander oder Wilhelm durch Amerika gezogen war. Sie klärte mich auf, wir waren, ermattet von der Nacht und der Hitze des Nachmittags und mit einem Kilo Pfirsiche, glücklich.
    In diesem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher