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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod
Autoren: Volker Ferkau
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etwas zur Seite, an eine Mauer und weiter, bis sie zum Torweg kamen. Links und rechts jeweils eine Haustür.
    Max drückte mit der flachen Hand auf beide Klingeln.
    Beide Türen öffneten sich. Sie entschieden sich für links.
    Flüche im Hausflur.
    Der Hubschrauber kam immer näher, auch die Männerstimmen und die Kegel der Taschenlampen.
    Max schob Lena in den Hausflur, er sicherte in der Dunkelheit. »Hoffentlich ist es hier wie drüben.« Er lief los und fand die Kellertür. Alles war so wie in dem anderen Haus, nur seitenverkehrt. Sie hetzten die Kellerstufen nach unten, wobei sie aufpassen mussten, nicht zu stürzen.
    Max blieb stehen. Er spuckte auf den Boden. Im Dämmerlicht blickte Lena in ein Gesicht, in dem die Augen funkelten. »Sie wissen nicht, in welches Haus wir sind. Vielleicht in keines, sondern einfach in die Stadt geflohen. Sie werden nicht ahnen, dass ich den Hubschrauber gehört habe. Die können heutzutage in der Nacht genauso gut sehen wie bei Tage. Wären wir draußen geblieben, hätten sie uns gekriegt.«
    » Und wenn sie genau in diesen Keller kommen? Wenn uns ein Mieter gehört hat?«
    » No risk, no fun«, sagte Max. »Sie werden sich hüten, mitten in der Nacht ganze Häuser zu durchsuchen. Der Skandal wäre zu groß. Vermutlich riegeln sie alles ab. Ab morgen wird selbst eine Maus nicht mehr durchkommen. Aber nicht jetzt, nicht in der Nacht. Da ist der Kohlenkeller. Derselbe Riegel, sogar die Tür sieht genauso verrottet aus. Na, wenn das kein gutes Zeichen ist.«
    » Darin sind wir eingesperrt wie Ratten im Käfig.«
    » Komm mit.« Max öffnete die Tür und zog Lena hinter sich her. Hier roch es genauso wie in dem Keller, aus dem sie entkommen waren, allerdings war er leergefegt. Max zog die Tür hinter ihnen zu.
    Er sperrte alles aus. Fast schwarz war es hier, aber das würde nicht lange währen, denn Augen gewöhnten sich schnell an Schwärze.
    Max sagte: »Nicht wir sind dort eingesperrt, sondern ich. Und ich werde einen Ausweg finden. Den finde ich immer, Lena.«
    » Was willst du damit sagen?«
    » Hier haben wir Zeit füreinander. Oder dachtest du, ich habe mein Versprechen vergessen?«

52
     
    Donald hatte eine Entscheidung getroffen. Er wusste, dass ein Einsatz des Sonderkommandos in mehreren Häusern nicht infrage kam. Niemand wusste, in welcher Wohnung sich die Flüchtenden aufhielten, falls überhaupt. Jedes der Häuser hatte 12 Mieter, was 24 Wohnungen wären. Unmöglich. Außerdem war nicht sicher, ob die Flüchtenden überhaupt in einem der Häuser waren oder über die Straße geflohen waren und sich inzwischen weiter entfernt aufhielten.
    Donald schloss die Augen. Atmete ganz ruhig.
    Er entschied sich für das linke Haus.
    Er ist wieder in den Keller geflüchtet.
    Er wird keine Wohnung überfallen und sogar Geiseln nehmen.
    Sollte er hier Freunde haben, wird er sie nicht kompromittieren.
    Er ist im Keller!
    Und wenn nicht in diesem Haus, dann im Haus gegenüber.
    Aber er ist im Keller!
    Das war nicht sicher, doch besser eine geringe Chance, als keine. Außerdem war da die Sache mit der Intuition. Und darüber verfügte Donald, wie er in Dortmund bewiesen hatte.
    Sehr leise öffnete er die Kellertür.
    Sachte wie ein Schatten schlich er die Treppe hinunter und danke dem Gott der Bullen, dass sie gemauert und nicht aus knarzendem Holz war. Er wartete eine Weile, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Vermutlich war der Kohlenkeller, über dessen Rampe man nach draußen gelangen konnte, auch hier am Ende des Kellerganges.
    Er drückte sich gegen die Wand und schob sich, die Handfeuerwaffe erhoben, Richtung Kohlenraum.
    Dann hörte er die Stimmen.
    Er wagte kaum, zu atmen.
    Von Ferne drang das Getöse des Hubschraubers, Stimmen, nun auch welche von Passanten und Hausbewohnern. Der Einsatz war nicht unentdeckt geblieben, was kein Wunder war.
    Wieder Stimmen. Eine Männerstimme. Eine Frauenstimme.
    Er belauschte das Gespräch , und ihm wurde eiskalt. Dieser Mann würde nicht zögern, Lena zu töten. Es ging Max Fielding nicht darum, zu fliehen. Es ging ihm nur noch um Rache für den vermeintlichen Verrat. Bis er das Einsatzkommando gerufen hatte, würde es zu spät sein, außerdem bestand die Gefahr, dass Max Fielding seine Tat dann überhastet ausführte.
    Was Donald Stark vorhatte, war Aberwitz.
    So etwas funktionierte in TV-Krimis oder in einem Western, aber selten im wirklichen Leben. Es konnte ihn seinen Job und sein Leben kosten, oder ihm einen Orden
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