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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod
Autoren: Volker Ferkau
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hinunter.
    Ein Stockwerk.
    Noch eines.
    Unten kreiste das Blaulicht im Flur. Stimmen wurden laut.
    Befehle hallten durch die Nacht.
    »Wo ist mein Vater?«, fragte Max, während er Stufe für Stufe nahm.
    » Weiß ich nicht. Er ist verschwunden.«
    Max lachte hart. »Hält sich mal wieder raus, der Sack!«
    Schemen vor der Haustür. Das milchige Glas erglühte, Blaulicht blendete für einen Moment, dann wurde es wieder dunkel. Zwei Männer machten sich an der Tür zu schaffen.
    Lena und Max waren im untersten Hausflur, nur wenige Meter von ihren Häschern entfernt.
    »Komm mit«, wisperte Max. Sie fanden eine Tür, die nicht verschlossen war. Dahinter war es dunkel und roch nach Schimmel und Moder. Ein uralter Keller. »Wir dürfen kein Licht einschalten, sonst sehen sie uns von außen.«
    Über ihnen rumpelte es. Sie hatten die Haustür geöffnet. Stiefelschritte huschten über ihren Köpfen die Treppe hoch. Noch versuchte man, leise zu sein.
    »Auch den Keller absuchen!«, tönte eine Stimme. »Vielleicht haben sie uns entdeckt und hauen ab.« Das war überhaupt nicht mehr leise.
    » Falls sie überhaupt hier sind«, sagte eine Frauenstimme.
    » Das sind sie, Elvira. Das sind sie!«
    » Dein Wort in Gottes Ohr. Wir haben keinen richterlichen Beschluss. Was wir hier machen ...«
    » Es ist Gefahr in Verzug. Dann ist alles erlaubt. Wir hatten keine Zeit.«
    Poltern oben an der Tür.
    »Herr Fielding, bitte öffnen Sie. Hier ist die Polizei!«
    » Wohin?«, wollte Lena wissen.
    Max überlegte eine Sekunde, dann wies er im Halbdunkel auf eine faserige Holztür. Das Blaulicht der Polizeiwagen schien durch die schmalen, in Kopfhöhe angebrachten Fenster, die durch Metallgitter geschützt waren.
    Sie hielt ihn fest und zog ihn zu sich herum. »Ich meinte, wohin sollen wir gehen? Sie werden uns überall finden.«
    » Das hätte nicht so sein müssen, aber du musstest mich ja verraten.«
    » Ach, Max ...«
    » Wir haben keine Zeit dafür. Der Keller dort drüben war früher ein Kohlenlager. Von da aus gibt es eine Rampe zu einem Fenster, das in einen verwilderten Garten führt. Wenn wir kriechen und Glück haben, hat die Polizei dieses Fenster hinter den Büschen noch nicht entdeckt und wir können in die Nacht verschwinden.«
    Schon öffnete er den Riegel zum Kohlenkeller, ein einfacher Haken in einer Öse.
    Weißgetünchte Wände.
    Reste von Kohlen.
    Er schloss die Tür und sofort wurde es stockdunkel.
    Lena tastete nach Max, wollte sich an ihm festhalten.
    Hinter ihnen Stimmen.
    Die Polizei kam in den Keller. Inzwischen würden sie wissen, dass die Wohnung leer war. Aber sie hatten auch gesehen, dass das Bett benutzt worden war.
    » Und jetzt?«, jammerte Lena. Sie war völlig blind.
    » Warte!« Max ließ sie stehen und kroch die Rampe empor, er zerrte an dem Metallgitter. »Scheiße. Verrostet.« Er zerrte erneut, schlug dagegen und es öffnete sich.
    Die Stimmen kamen immer näher. Kellertür für Kellertür wurde aufgerissen.
    »Sie haben uns«, gab Lena auf.
    Da ergriff Max ihre Hand und zerrte sie so fest zur Rampe, dass sie stolperte und hart mit den Knien auf Holz schlug. Max war plötzlich hinter ihr, und endlich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie nahm das graue Viereck wahr, hinter dem es ruhig zu sein schien. Max stemmte sie mit aller Kraft nach vorne und sie rutschte unfreiwillig so hoch, dass sie mit den Händen das Fenster greifen konnte. Noch ein Stoß von hinten und ihr Kopf sauste nach draußen, dann folgte ihr Körper. Äste kratzten durch ihr Gesicht, es stank nach Müll, ihre Finger tasteten in Schlick.
    »Hilf mir«, hetzte Max.
    RUMMS!
    Nun ließen sich die Polizisten keine Zeit mehr. Sie waren im Nachbarkeller.
    Lena reichte ihm ihre Hand, er griff sie und zog sich daran hoch, wobei er ihr fast die Schul ter ausrenkte. Sie stöhnte vor Schmerzen, doch sie ließ nicht los. Blut rann ihr übers Gesicht. Ein Ast, Dornen oder die Steine hatten sie verletzt, ohne dass sie es gespürt hatte. Dann war auch er draußen, kümmerte sich nicht um Äste, Büsche und Dreck, sondern zog langsam und erstaunlich ruhig das Fenster zu.
    Im selben Moment blitzte das Licht mehrerer Taschenlampen im Kohlenkeller auf. Jemand schaltete das kalte Deckenlicht an.
    Gedämpfte Stimmen.
    Flüche. Befehle.
    Lena und Max drückten sich links und rechts des Fensters an die Hauswand.
    Dann winkte Max, und bevor jemand von innen begriff, welchen Weg die Verfolgten genommen hatten, verschwanden Max und Lena in der
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