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Mein Herz schlaegt fur uns beide

Mein Herz schlaegt fur uns beide

Titel: Mein Herz schlaegt fur uns beide
Autoren: Suzie Moore
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auf und stieß einen gewaltigen Gott!-Das-ist-der-lang-weiligste-Tag-in-meinem-Leben!-Seufzer aus.
    Mrs McWatter: Emma, ich habe eine überaus wichtige Aufgabe für dich. (Ich hab ja gesagt, dass ich immer irgendwas für sie erledigen musste.) Das hier ist Alexandria Lister.
    Das Mädchen: Ehrlich gesagt, Mrs McWatter, niemand nennt mich Alexandria. Ich hasse es, Alexandria genannt zu werden, und ich hasse es, Alex oder Ally oder so was genannt zu werden. Alle nennen mich Lexi. Einfach Lexi mit i, nicht mit y. L-E-X-I. Lexi.
    Mrs McWatter sagte erst mal gar nichts. Sie stand nur hinter ihrem Schreibtisch und starrte mit offenem Mund über ihren Brillenrand. Ich hatte noch nie gehört, dass jemand so mit Mrs McWatter geredet hätte. Dann nahm Mrs McWatter ihre Brille ab und setzte sich.
    Mrs McWatter: Äh … äh, na ja, von mir aus, gut.
    Es war wirklich seltsam, ich begriff nicht, wieso Mrs McWatter Lexi nicht zusammenstauchte oder sie anbrüllte oder so etwas sagte wie: »So reden wir hier auf St. Thomas nicht miteinander.« Stattdessen sah sie total nervös und verlegen aus. Ich sah Lexi an und hielt ihr die Hand hin. Sie sah meine Hand an, seufzte, und dann bohrte sie beide Hände in ihre Jackentasche. Schön, dachte ich, ich will dir auch nicht die Hand geben. Ist mir auch egal, ob du Lexi mit i oder mit y heißt.
    Mrs McWatter: Emma, ich möchte, dass du ganz besonders nett zu Lexi bist, denn sie ist eben erst den ganzen Weg aus …
    Sie schaute auf die Zettel auf ihrem Tisch. Sie schaute auf den Boden und zog dann eine Schublade auf.
    Mrs McWatter: Sie ist eben erst aus, äh …
    Sie wühlte in ihren Zettelstapeln und in ihren Ordnern und kratzte sich am Kopf. Für eine Schulleiterin, fand ich, war sie ganz schön chaotisch.
    Mrs McWatter: Sie ist gerade erst aus … ach, du meine Güte, wo hab ich denn bloß den Ordner hingeräumt?
    Sie bückte sich und sah unter einem Bücherstapel nach, unter dem Kissen auf ihrem Stuhl, unter dem Schreibtisch, und dann fiel mir ein, was Miss Cauber gesagt hatte.
    Ich: Aus London?
    Lexi kicherte.
    Mrs McWatter: Was? Oh! Ja! Richtig! Gut gemacht! Aus London! Also, bitte, heiße Lexi auf St. Thomas willkommen und führe sie einmal durch die Schule. Und dann könnt ihr zwei wieder in die Klasse gehen.
    Lexi und ich verließen das Büro und gingen durch den Gang, aber ich konnte kaum mit ihr Schritt halten, weil sie so schnell lief.
    Sie redete genauso schnell, wie sie ging. Deshalb hörte ich kein Wort von dem, was sie zwischen Mrs McWatters Büro und der Turnhalle alles sagte. Da blieb sie plötzlich stehen, drehte sich um und schnupperte. Dann schnupperte sie noch einmal.
    Lexi: Uäh. Riecht es hier immer so?
    Ich schnupperte auch zweimal.
    Ich: Wie denn?
    Lexi: Wie …
    Sie schnupperte wieder, dann hielt sie sich die Nase zu und schnitt eine Grimasse.
    Lexi: Wie Kohl.
    Ich lachte laut. Sie hatte recht, unsere Schule roch fast immer nach gekochtem Kohl.
    Als wir aus der Turnhalle kamen, hielt sie sich auf meiner rechten Seite, deshalb konnte ich ihre Augenklappe nicht sehen. Ich versuchte, hinüberzulinsen, und als wir zum Computerraum kamen, ging ich auf ihre andere Seite, worauf sie sich die Haare vors Gesicht zog. Ich wollte fragen, warum sie die Klappe trug, aber immer, wenn ich den Mund aufmachte, redete sie wieder los. Sie hörte überhaupt nicht auf mit Reden. Sie erzählte mir, wo sie wohnte und was ihr Lieblings-Dies und Lieblings-Das war. Sie erzählte mir, dass sie keine Geschwister hatte. Sie war viermal umgezogen und hasste Bristol bereits. Aber sie sagte nichts über ihre Augenklappe. Immer wieder blieb sie stehen und machte sich daran zu schaffen, und mir wäre die Frage fast herausgeplatzt, aber meine Mum findet es unhöflich, Fremden »persönliche Fragen« zu stellen. Laura sagte immer Dinge, die sie nicht sagen sollte, wie damals im Umkleideraum im Schwimmbad, als eine alte Dame sich wirklich große Mühe gab, sich in ihre Jeans zu quetschen, und Laura ging zu ihr und sagte: »Die sind jetzt aber ein bisschen zu klein für Sie.«
    Ich wartete, während Lexi wieder an ihrer Augenklappe herumfummelte, und wollte ihr gerade zeigen, wo die Bücherei war, als sie stehen blieb und mir ihr Gesicht zudrehte.
    Lexi: Hör auf damit!
    Ich: Womit denn?
    Lexi: Mit dem Versuch, hinzusehen.
    Ich: Aber … aber … aber … du trägst eine Augenklappe. Niemand trägt eine Augenklappe.
    Lexi: Na, ich wohl, also kannst du dich auch gleich daran gewöhnen.
    Ich wusste nicht,
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