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Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)

Titel: Mein Gott, Wanda: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Herwig
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zu.
    »Also vom Krokodil?« Bertram zog belustigt die Augenbrauen hoch.
    »Nein! Haben die nicht auch was Normales hier? Oder essen die in Australien nur solche Viecher?«
    »Genau das will ich ja herausfinden.« Bertram trank einen Schluck Aussi-Bier, welches der blitzschnelle Kellner gerade vor ihm abgestellt hatte, und sah sie plötzlich direkt an. »Mit dir, wenn du Lust hast.«
    »Hm?« Wanda verstand nicht ganz, was er meinte. »Du willst …« Sie riss die Augen auf. »Ach, du willst nach Australien?« Und dann dämmerte ihr der Rest seiner Bemerkung. »Mit mir? Verstehe ich das jetzt richtig?«
    »Ja, das verstehst du richtig. Ich spiele schon lange mit dem Gedanken. Und vor kurzem habe ich eine kleine Finanzspritze bekommen, dann hast du den Laden abgegeben und daher, soviel ich weiß, jetzt endlich mal Zeit – das kam mir vor wie eine Fügung des Schicksals.« Er stotterte jetzt ein bisschen. »Ehrlich, Wanda, ich wüsste nicht, mit wem ich lieber so eine Reise machen würde. Mit dir wird es mir nie langweilig, du interessierst dich für Australien, jetzt mal abgesehen von gebratenen Heuschrecken. Weißt du noch, wie wir ganz aufgeregt die Reise deines Sohnes auf der Landkarte verfolgt haben?« Er lächelte.
    »Du willst mich zu einer Reise einladen?« Wanda konnte es immer noch nicht glauben. »Gibt es denn niemand anderen?« Verdammt, warum hatte sie das jetzt gesagt?
    Bertram legte die Stirn in Falten. »Ja, gibt es schon. Meine Schwester zum Beispiel, die einen ganzen Koffer für all ihre Medikamente braucht und die mir liebend gern vier Wochen lang täglich detaillierte Berichte über ihren Kreislauf, ihren Spreizfuß und ihr Rheuma liefern würde. Oder meine Tochter, die der Meinung ist, dass ich langsam senil werde, und die alles besser weiß und mir immer das Wort abschneidet. Oder meinen alten Freund Eddy, der in unserem letzten gemeinsamen Urlaub vor ein paar Jahren zehn von zwölf Tagen im Vollrausch verbracht hat, weil das Bier in Spanien so billig war.« Er nickte nachdenklich und zwinkerte ihr zu. »Doch, die Konkurrenz ist groß.«
    »Ich …« Wanda wusste einfach nicht, was sie sagen sollte, und prompt wurden in diesem Moment auch noch die Heuschrecken an den Tisch gebracht. Sie steckten kopfüber in einer Scheibe Ananas, als hätte der Kammerjäger sie als Wurfpfeile benutzt.
    »Wann?«, brachte Wanda schließlich heraus, während sie fasziniert auf Bertrams Mund starrte, in dem gerade die erste Heuschrecke verschwand.
    »In knapp drei Wochen. Visa geht schnell, und ich kenne jemanden im Reisebüro.«
    In knapp drei Wochen. Nach Australien. Dem deutschen Winter entfliehen. Glutrote Wüsten, Kängurus, spektakuläre Natur und dazu diese mystische, brummende Musik der Didgeridoos. Wanda verspürte auf einmal ein Kribbeln wie schon seit Jahren nicht mehr. Wie hatte sie sich gerade noch nutzlos und deprimiert fühlen können? Hier präsentierte ihr jemand eine perfekte Reise auf dem Silbertablett, ja vielleicht sogar ein perfektes neues Leben, wenn sie alle Signale, die von Bertram ausgingen, richtig deutete. Ihr Blick wanderte durch den Raum und blieb am Nachbartisch hängen. Dort saß ein Ehepaar in ihrem Alter und schwieg sich an. Ab und zu machte die Frau eine Bemerkung, die von dem Mann mit einem Grunzen quittiert wurde. Er sah sie kein einziges Mal dabei an. Die Frau blätterte gelangweilt in der Speisekarte. Sie tat Wanda leid und erinnerte sie an ihr letztes Jahr mit Wolfgang. Und dann fiel Wandas Blick wieder auf Bertram, der sie immer noch erwartungsvoll ansah. Was gab es da noch zu überlegen? Was hatte sie zu verlieren?
    »Gibt’s da auch was anderes als das?« Sie tippte vorsichtig eine der Heuschrecken an.
    »Ganz bestimmt.« Bertram lachte. »Aber probieren könntest du sie wirklich mal.«
    Mist, Biggi ging nicht ans Telefon, wahrscheinlich hüpfte sie noch in ihrem Fitnessklub herum. Dann eben Marianne. Wanda hämmerte Mariannes Nummer, so schnell sie konnte, in ihr Handy, und als diese nach dem zweiten Klingeln abnahm, hielt Wanda sich nicht lange mit großen Vorreden auf.
    »Marianne, stell dir vor, Bertram hat mich gerade zu einer Australienreise eingeladen!« Sie betrachtete ihr begeistertes Gesicht im Spiegel des Wallaby- Waschraumes. Plötzlich kam ihr die fransige Kurzhaarfrisur, zu der eine Friseurin sie überredet und die nach Verlassen des Salons sofort wild vom Kopf abgestanden hatte, nicht mehr so pumuckelartig vor. Eher keck und verwegen. Passte jedenfalls
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