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Mein Geheimnis bist du

Mein Geheimnis bist du

Titel: Mein Geheimnis bist du
Autoren: Julia Arden
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zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, wie Mareike näher gekommen war.
    »Danke sehr«, erwiderte sie in ihrer Überraschung. Eine Minute später kam Mareike mit Andreas Jacke in der Hand zurück und öffnete die Balkontür für sie. Andrea trat hinaus. In der Dunkelheit konnte sie nur Schemen erkennen. Die Lichtkegel der Straßenlaternen gaben nicht viel preis. Mareike trat neben Andrea. Auch sie hatte eine Jacke über ihren Schultern liegen. So standen sie eine Weile nebeneinander.
    »Schön ruhig ist es hier. Kaum Straßenlärm«, unterbrach Andrea schließlich das Schweigen zwischen ihnen. Sie fühlte sich merkwürdig befangen.
    »Ja«, erwiderte Mareike nur. Nicht mehr.
    Andrea suchte nach einem Gesprächsansatz, um die Stille zwischen ihnen zu brechen und ihre Befangenheit, welche sie sich nicht erklären konnte, zu verscheuchen.
    »Ich bewundere übrigens Ihre Ehrlichkeit«, sagte Mareike nun, an ihr Gespräch vor dem Essen anknüpfend. »Es ist sicherlich nicht leicht zu schlucken, dass ich Ihnen die Stelle weggeschnappt habe. Aber ich hoffe, Sie kreiden es mir nicht zu sehr an, meine Chance wahrgenommen zu haben. Hätten Sie an meiner Stelle aus Rücksicht auf andere Bewerber abgesagt?«
    »Nein.« Andrea war ehrlich genug, das zuzugeben.
    »Natürlich kommt erschwerend hinzu, dass Sie bisher die am höchsten angesiedelte Frau in der Filiale waren. Nun stehe ich über Ihnen. Sie fühlen sich durch mich in die zweite Reihe zurückgedrängt.«
    So weit war Andrea in ihren Überlegungen gar nicht gegangen. Dass Mareike Holländer die Dinge so interpretierte, sagte viel über sie aus. Besonders über ihren Ehrgeiz.
    »Diesmal liegen Sie falsch.« Andrea wandte ihr Gesicht Mareike zu. »Es gibt Tausende Frauen, die im Bankgeschäft einen besser dotierten Job haben als ich. Dann müsste ich mich ja auch von denen zurückgedrängt fühlen.«
    »Diese Tausende sind abstrakt, ich bin real, hier in Ihrer unmittelbaren Umgebung.« Mareike war von ihrer Meinung nicht abzubringen. »Ich bedaure, dass die Situation so schwierig ist. Ich arbeite lieber in einem Klima, welches durch Spannungen nicht unnötig belastet wird. Deshalb möchte ich Ihnen versichern, dass ich keinerlei Vorbehalte Ihnen gegenüber habe. Im Gegenteil, ich biete Ihnen meine Hilfe an, wann immer Sie sie brauchen. Es hängt ganz von Ihnen ab, was Sie mit diesem Angebot machen.«
    Andrea bekam keine Gelegenheit zur Erwiderung. Von drinnen erklangen plötzlich aufgeregte Stimmen. Sie gingen nachsehen, was der Grund dafür war.
    Das Bild, das sich ihnen im Wohnzimmer bot, ließ Andrea zusammenfahren. Rainer Weller lag zusammengekrümmt auf dem Boden. Seine Kollegen schauten im ersten Schock ratlos auf ihn. Weller rang nach Luft, hielt sich die linke Brustseite.
    »Ich rufe den Notarzt.« Mareike war mit zwei Schritten beim Telefon.
    Andrea lief eilig zu Weller. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er litt erkennbar unter Atemnot. Jetzt kniete Brennicke nieder, löste Wellers Krawatte, öffnete die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes. Er versuchte, Weller aufzurichten, Andrea half ihm dabei. Sie bugsierten Weller in einen der Sessel, redeten beruhigend auf ihn ein.
    Es begann ein quälendes Warten auf den Notarztwagen.
    Zehn Minuten später kündigte das Martinshorn sein Kommen an. Weller wurde ins Krankenhaus transportiert.
    Was nun folgte, war ein für alle beklemmender Abschied. Brennicke übernahm es, bei Wellers Frau vorbeizufahren.
    Der Partyservice stapelte Kiste für Kiste in den Lieferwagen. Gleich würde auch er den Schreckensort verlassen.
    Andrea und Mareike standen als Letzte im Flur. Andrea zögerte. Sollte sie jetzt auch einfach gehen und Mareike in dieser Totenstille allein lassen?
    »Wie geht es Ihnen?«, erkundigte Andrea sich unentschlossen.
    »Ich weiß nicht«, lautete die unsichere Antwort.
    »Sie sehen blass aus.«
    Ein schwaches, unglückliches Lächeln huschte über Mareikes Gesicht.
    »Ich . . . kann noch etwas hierbleiben, wenn Sie jetzt nicht allein sein wollen«, bot Andrea an.
    Mareikes Blick war nicht zu deuten. Überraschung, Freude, Zweifel – alles lag darin. Sie ging ins Wohnzimmer. Andrea folgte ihr. Mareike setzte sich aufs Sofa, Andrea nahm ihr gegenüber Platz, der haselnussbraune Holztisch zwischen ihnen.
    Schweigen.
    Irgendwann beendete Mareike die Stille. »Das war der schrecklichste Abend, den ich je erlebt habe. Es wird eine Weile dauern, bis ich mich wieder traue, Leute einzuladen.« Ein ironisches Zucken um ihre
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