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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz
Autoren: Martin Kat
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während du dich in die Küche zum Essen begibst. Wir sehen uns dann vor dem Zubettgehen.“
    Allison verließ das Zimmer. Corrie vertauschte das Reisekostüm mit einem bequemen Kleid aus bedrucktem blauem Musselin und begab sich den Flur entlang zur Treppe am Ende des Ostflügels. Mittlerweile saß die Familie bei Tisch, und sie konnte sich frei bewegen.
    Immer noch aufgeregt nach ihrer Begegnung mit dem Earl beschloss sie, in den Garten zu gehen, stieß eine Tür ins Freie auf, überquerte eine Terrasse und atmete die kühle Abendluft in tiefen Zügen ein, eine Wohltat im Vergleich zur stickigen, rußgeschwängerten Großstadtluft in London. Auch die Sterne strahlten heller am klaren Nachthimmel; mühelos erkannte sie das Sternbild des Orion und des Großen Wagens. Ob Laurel gemeinsam mit Grayson Forsythe wohl den Sternenhimmel bewundert hatte?
    Corries Stimmung verdüsterte sich wieder. Sie schlenderte einen von Fackeln erhellten Kiesweg entlang, die ihr Licht über die üppig blühenden Sträucher warfen. Hier gab es noch keine Gaslaternen wie im Garten ihres Vaters in der Stadt.
    Ziellos ging sie die gewundenen Wege entlang, um ihre Gedanken zu ordnen und ihre nächsten Schritte zu planen. An einer Wegbiegung prallte sie unvermutet gegen eine hohe Gestalt, die sie nicht bemerkt hatte. Erschrocken taumelte sie rückwärts und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.
    Eine starke Hand fasste sie um die Mitte und gab ihr Halt.
    „Vorsicht!“
    Beim Klang der tiefen Stimme geriet ihr Herz ins Stolpern. Ihr Blick wanderte einen breiten Brustkorb nach oben bis zu den dunkel forschenden Augen des Earls.
    „Was tun Sie hier draußen?“, fragte er mit leisem Vorwurf. „Wieso sind Sie nicht beim Abendessen?“
    „Das könnte ich auch Sie fragen“, entgegnete sie vorlaut, fasste sich aber rasch, um in ihrer Rolle zu bleiben. „Ich bin nicht hungrig und wollte frische Luft schnappen nach der langen Reise. Ich dachte nicht, dass Sie etwas dagegen haben könnten.“
    Er musterte sie, dann wandte er den Blick zum Springbrunnen, der in einiger Entfernung plätscherte. „Sind Sie gerne in freier Natur?“
    Eigentlich nicht. Sie liebte es, in festlich erleuchteten Ballsälen zu tanzen, besuchte Opern und Theater und dinierte gerne in feinen Restaurants.
    „Es ist ausgesprochen angenehm hier draußen, und ich hätte nicht gedacht, wie frisch und sauber die Luft ist.“
    Er zog eine buschige Braue hoch. „Ich habe mit Charles gesprochen. Soweit er sich entsinnen konnte, lebte Cyrus Moss auf einer Farm.“
    Gütiger Himmel. „Ja … ja, natürlich, aber … aber auf der Farm leben viele Tiere … Kühe und Schafe … die verbreiten einen ziemlich üblen Gestank.“ Was um Himmels willen war nur los mit ihr? Sie stammelte wie eine alberne Gans. Aber vielleicht war das gar nicht so schlecht. Wenn er sie für einfältig hielt, hielt er sie vermutlich auch für harmlos.
    Tremaine verengte die Augen, dann zogen sich seine Mundwinkel hoch – seine vollen sinnlichen Lippen lösten ein seltsames Prickeln in ihrer Magengegend aus. „Irgendwie fällt es mir schwer, Sie mir beim Schafehüten vorzustellen.“
    Eine treffendere Bemerkung hätte er kaum machen können. Sie wünschte, sie hätte genauere Informationen über Cyrus eingeholt. Aber die Zeit war einfach zu knapp gewesen. „Das hatte ich auch nicht nötig. Cyrus ist ein sehr fürsorglicher Mann. Er sah es gar nicht gern, wenn ich mich außerhalb des Hauses aufhielt.“
    „Aha. Wie lange, sagten Sie, waren Sie mit Cyrus zusammen?“
    Was hatte sie ihm bei der ersten Begegnung erzählt? Du liebe Güte, sie entsann sich nicht mehr. „Leider nur ein knappes Jahr.“
    Sein Blick schien schärfer, und sie fürchtete, die falsche Antwort gegeben zu haben.
    „Ich nehme an, Sie vermissen ihn sehr“, fuhr der Earl milde fort, und Corrie entspannte sich.
    „Aber ja, natürlich …“ Plötzlich entschloss sie sich, etwas näher bei der Wahrheit zu bleiben. Keine Frau würde einen Mann schmerzlich vermissen, der sie rücksichtslos im Stich gelassen hatte! „Nun ja, das ist nicht ganz richtig. Er sollte mir fehlen, aber Cyrus war wesentlich älter als ich, und nachdem er mich so plötzlich verließ, fällt es mir gelegentlich schwer, mehr für ihn zu empfinden als nur Groll.“
    „Das kann ich Ihnen nachfühlen.“ Langsam wanderte sein Blick über ihren Hals zu ihrem Busen bis zur schmalen Mitte, und plötzlich fiel ihr das Atmen schwer.
    „Ach … wirklich?“ Sie spürte
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