Mehr von deinen Küssen
er gelöst und mit seinen Fingern gekämmt hatte. Dabei hatte er sich ausgemalt, wie sich ihre seidigen Haare auf seinem nackten Körper anfühlen würden. Für einen Moment war ihm ein unmöglicher Gedanke gekommen, den er sich jedoch wieder verboten hatte, als er sie vorsichtig in sein Bett gelegt hatte, damit Coopers Beruhigungsmittel wirken konnte.
Nach ihrem Aufbruch am nächsten Morgen hatte er geglaubt, diesem wahnsinnigen Gedanken zu entkommen, weil er ihrer Anziehung nicht mehr direkt ausgesetzt war. Da er es jetzt besser wusste, blieb ihm nur, einen kühlen Kopf zu bewahren und sein Verlangen unter Kontrolle zu bekommen.
Ja, das war die Lösung. So konnten er, Jackson Cade, und sie, Haley Garrett, vielleicht flüchtige Bekannte werden, die auf der Straße belanglose Nettigkeiten austauschten. Sie wären keine Gegner mehr, aber auch keine Freunde.
Und nie und nimmer würden sie ein Liebespaar werden. Auch wenn sie eine glühende Begierde in ihm entfachte. Aber wenn er vorsichtig war, sich genau an Lady Marys Anstandsregeln hielt … ja, dann könnten sie miteinander auskommen.
“… könnte schwierig werden.”
“Was?” So zufrieden wie er mit seinen Vorsätzen war, machte Jesses Bemerkung Jackson ärgerlich. “Was sollte dabei schwierig werden? Wenn ich es mir vorgenommen habe, tu ich es auch.”
“Würdest du mir bitte sagen, wovon zum Teufel du redest?”
Jackson rieb sich den verspannten Nacken. “Tut mir leid, Jesse. Ich war in Gedanken. Ist nicht so wichtig.”
“Deiner Reaktion nach muss es aber doch ziemlich wichtig gewesen sein.”
“War es aber nicht. Da das also geklärt ist, würdest du bitte wiederholen, was du eben gesagt hast?”
“Welchen Teil?”
“Was soll das heißen?”
“Es heißt, dass ich bestimmt fünf Minuten auf dich eingeredet habe, aber wenn du ein Wort davon mitbekommen hast, dann fress ich meinen Hut.”
Jackson lachte. Weil er nun mit sich im Reinen war und einen Vorsatz gefasst hatte, besserte sich seine Laune.
“Es ist wohl zwecklos, darüber zu spekulieren, wo du mit deinen Gedanken warst.”
“Völlig richtig. So, und nun wiederhol doch bitte, was du gesagt hast. Wenigstens den letzten Teil.”
“Gern. Also ich sagte, ich hatte große Sorge, dass Dancers Genesung schwierig werden könnte. Aber er hat sich prächtig erholt. Und das in nur fünf Tagen.”
Da waren sie wieder. Die fünf endlosen Tage. Fünf Tage und vierzehn Stunden, um genau zu sein. Es beunruhigte Jackson mehr und mehr, dass er sogar die Stunden zählte.
Seit sie am Morgen nach ihrem Einsatz verschwunden war, hatte er nichts mehr von Haley Garrett gehört. Es interessierte sie nicht einmal, wie Dancers Genesung voranging. Wahrscheinlich, weil Cooper sie mit Beschlag belegte. Cooper machte kein Geheimnis daraus, dass er Haley gern auf die Liste seiner Eroberungen setzen würde.
“Ich finde es ziemlich merkwürdig, dass Haley … Dr. Garrett bisher nicht angerufen hat, um sich nach Dancer zu erkundigen.”
“Wie kommst du darauf, dass sie das nicht getan hat?”
“Sie hat angerufen?”
“Natürlich. Jeden Tag. Manchmal sogar zweimal.”
Jackson, der bisher lässig am Zaun der Weide gelehnt hatte, richtete sich auf und sah Jesse böse an. “Warum hast du mir nichts davon gesagt?”
“Ich dachte, es sei dir egal.”
“Natürlich ist mir Dancer nicht egal. Das dürfte doch wohl klar sein.”
Jesse hätte ebenso unfreundlich antworten können. Doch weil er Gus Cades dritten Sohn mochte und ahnte, welchen inneren Kampf Jackson austrug, erwiderte er ruhig: “Ich weiß, dass du dich sorgst. Besonders in diesem Fall. Auch wenn du es in hundert Jahren nicht glauben würdest, du bist nur allzu leicht zu durchschauen, Jackson Cade. Für jeden, der genau hinsieht.”
“Was zum Teufel soll denn das nun wieder heißen?” Jackson war nicht in Stimmung, Jesses Andeutungen zu interpretieren. “Und was hat das alles damit zu tun, dass niemand mir gesagt hat, dass Dr. Garrett angerufen hat?”
“Dancer geht’s prächtig. Du magst das kleine Mädchen nicht und hättest dich nur geärgert, wenn ich sie erwähnt hätte.”
“Sie ist kein kleines Mädchen, und was spielt es überhaupt für eine Rolle, ob ich sie mag oder nicht?”
“Keine, außer dass ich der Meinung war, du würdest absolut nichts von ihr wissen wollen. Da ich mich offenbar getäuscht habe, kann ich dir ja sagen, dass wir in den nächsten Tagen …”
“’Wir’?”
“Die junge Dame und ich. Wir
Weitere Kostenlose Bücher