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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss
Autoren: Virginia Kantra
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Arbeitsplatte legte, um ihn abtropfen zu lassen. Schmale, braune Hände mit langen, schlanken Fingern und starken Handgelenken.
    Auch sie regte seinen Appetit an.
    Conn runzelte die Stirn. Er revidierte gerade seine Meinung über ihre Reize. Er wusste noch immer nicht, was er hier eigentlich suchte.
    Sie drehte sich vom Spülbecken um, ein Tuch in den Händen, und warf es ihm zu. »Abtrocknen.«
    »Wie bitte?«
    Sie wies auf die Arbeitsplatte, wo sich das gespülte Geschirr türmte. »Mir geht der Platz aus. Ich brauche Sie zum Abtrocknen.« Ein plötzlicher Schimmer tauchte in ihren Augen auf. »Sie wissen doch, wie man abtrocknet, oder?«
    Er betrachtete sie in einer Mischung aus Wohlgefallen und Verärgerung. Lachte sie ihn etwa aus?
    »Ich glaube, ich könnte es lernen«, sagte er und nahm das Tuch vom Tisch.
    Sie arbeiteten schweigend, bis das gesamte Geschirr abgetrocknet und eingeräumt war.
    »Und was ist damit?«, fragte er.
    Über die Schulter betrachtete sie den großen Topf auf der Arbeitsplatte. »Das passt schon.«
    »Es ist noch Essen drin.«
    Nicht mehr viel. Conn hatte zwei Teller davon gegessen, aber …
    »Das kommt schon weg.«
    Sie nahm das Geschirrtuch von ihm entgegen, ohne seinem Blick zu begegnen. »Mein Vater isst vielleicht noch etwas, wenn er heimkommt.«
    Vielleicht?
    »Er geht an die Bar im Inn«,
hatte sie gesagt,
»und trinkt, bis sie ihm nichts mehr geben.«
    »Und wenn er zu betrunken ist, um zu essen?«, fragte er.
    Lucy hantierte mit dem Geschirrtuch und hängte es umständlich über den Griff der Ofentür, damit es trocknen konnte. »Dann werfe ich es weg, bevor ich am nächsten Morgen zur Arbeit gehe.«
    »Spülen Sie dann den Topf?«
    »Ja.«
    »Und kochen wieder etwas Neues.« Diesmal war es keine Frage.
    Sie hob achselzuckend eine Schulter. »Sie werden das sicher für dumm halten.«
    Dumm, ja. Und ritterlich.
    Er bewunderte ihre Zähigkeit. Er wusste, was es hieß, seinen Verpflichtungen nachzukommen, Tag um Tag, Jahr um Jahr, ohne Hoffnungen oder Erwartungen.
    »Warum tun Sie das?«, fragte er.
    Sie lächelte schief. »Wer sollte es denn sonst tun?«
    Und auch das verstand er.
    Ihre Blicke bohrten sich ineinander. In Lucys Augen wiegten sich tanggrüne Schatten. Conn wurde es eng in der Brust.
Warum sah er die See in ihren Augen?
    Es läutete an der Tür.
    Sie wandte den Blick ab.
    Einen Moment lang bekam er keine Luft.
    Nein,
dachte er.
Bleib.
    Aber sie ging schon an ihm vorbei zur Tür. »Das werden Cal und Maggie sein.«
    Sie klang erleichtert. Vielleicht freute sie sich auch nur, ihren Bruder zu sehen.
    Conn beobachtete, wie sie sich begrüßten – der große, ruhige Polizeichef in seiner zerknitterten Uniform und die große, ruhige Lehrerin mit Gartenerde an der Jeans. Sie umarmten sich nicht. Aber ihr stummer Gruß – sein langer, prüfender Blick und ihr rasches, beruhigendes Lächeln – offenbarten die Tiefe ihrer Bindung.
    »Rührend, nicht wahr?«, flüsterte Margred Conn ins Ohr. »Die Hunters sind sich treu ergeben.«
    Er hörte die Warnung, die in ihren Worten lag.
    »Und du, Margred?« Er forderte sie leise heraus, diese Frau, die einmal eine Selkie gewesen war. »Wem bist du treu ergeben?«
    Sie riss die Augen auf. »Natürlich meinem Mann, mein Lord«, antwortete sie dann und trat beiseite.
    Die Tür öffnete sich erneut, und Dylan kam mit der kleinen, dunklen, schwangeren Frau herein, die er heiraten wollte. Um den Hals trug er das Silbermedaillon, das Mal der Wächter: drei ineinander übergehende Spiralen, die für Erde, Meer und Himmel standen. Das Zeichen für Dylans neu erworbene Kraft … und seine Verpflichtung gegenüber dem Prinzen.
    Diesmal machte er nicht den Fehler, Conn mit seinem Titel anzusprechen. Er neigte steif den Kopf.
    Conn nickte zurück.
    »Okay.« Dylans Frau streckte den Kopf wie ein Vogel vor, während ihr Blick in der Diele umherflog. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin seit vier Uhr früh auf den Beinen, und ich würde mich jetzt gern hinsetzen.«
    Lucy fuhr zusammen. »Natürlich. Warum gehen wir nicht ins Wohnzimmer?«
    »Lu, vielleicht …« Die gedehnte Stimme ihres Bruders Caleb holte sie von der Wohnzimmertür weg. »Vielleicht könntest du Kaffee aufsetzen?«
    »Ich habe keinen. Vielleicht einen Tee?«, fragte sie.
    »Tee wäre gut. Danke.«
    Sie schlug den Weg Richtung Küche ein, während die anderen ins dunkle Wohnzimmer gingen.
    Dylan schaltete eine Lampe ein. Sie warf eine Pfütze gelben Lichts über
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