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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss
Autoren: Virginia Kantra
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ihr habt gestritten«, folgerte Regina scharfsinnig.
    »Es zählt doch nur, dass sie hier ist«, meinte Caleb. »Sie ist zu Hause, wo sie hingehört.«
    Etwas wurde in Lucys Brust aufgescheucht, wie ein kleines Tier, das die Flucht ergreift. »Ich will nicht bleiben«, sagte sie. »Ich werde nur so lange hier sein, bis ihr nicht mehr in Gefahr seid.«
    »Und wie wirst du das wissen?«, fragte Dylan.
    Lucy öffnete den Mund. Schloss ihn wieder.
    Ihre Brüder tauschten einen langen Blick.
    »Beim Militär hat man ein festes Ziel«, sagte Caleb. »Die Bedrohung zu identifizieren und sie auszuschalten. Aber eine Bedrohung, die man nicht sehen kann, kann man auch nicht neutralisieren. Wir wissen nicht, woher dieser Dämon, Gau, sich uns nähert oder wie er zuschlagen wird. Das bedeutet, wir werden lange wachsam bleiben müssen. Du kannst nicht wieder weg.«
    Panik schlug mit mächtigen Schwingen in ihrer Brust. In ihrer Verzweiflung hielt sie den Atem an.
Niemals wieder
weg? Niemals wieder nach Sanctuary zurückkehren? Niemals Conn wiedersehen?
    Aber sie hatte in ihrem Herzen immer gewusst, dass sie nicht zurück konnte; wie betäubt sah sie es ein. Sie hatte ihre Wahl getroffen. Stellung bezogen. Nun war sie zu Hause.
    Und sie konnte nur sich selbst die Schuld daran geben, dass es sich nicht mehr nach zu Hause anfühlte.
     
    Die Erde stöhnte. Der Turm erzitterte. Conn stand auf der Schlossmauer und verlagerte das Gewicht, um das Schwanken wie auf Deck eines Schiffs auszugleichen.
    Seine Welt war bereits ins Wanken geraten, als Lucy ihn verlassen hatte.
    Das Werk der Dämonen würde die Arbeit nur zu Ende bringen.
    Er sah zum Horizont. Dort, wo früher sein Herz gesessen hatte, war nun Leere.
    Griff stieg zu ihm herauf und blieb hinter ihm stehen. »Sind sie fort?«
    Conn nickte wortlos. Das Schiff, das Iestyn, Madadh und die anderen trug, war langsam seinem Blick entschwunden, gen Süden vor einem Wind herjagend, den er heraufbeschworen hatte, um sie wegzubringen. Er hatte in der Dämmerung die Anker lichten lassen, sobald das erste Beben in den Mauern des Schlosses spürbar geworden war. Ihnen war keine Zeit für lange Anweisungen geblieben, kein Aufschub für einen Abschied, kein Verzug für Keras Bitten, bleiben und bei der Verteidigung von Sanctuary helfen zu dürfen. Sie war eine begabte Wetterzauberin. Es war besser, ihr Talent zu bewahren, falls die Insel fiel.
    Als Conn sich unnachgiebig gezeigt hatte, war sie an Bord des Schiffes gegangen, schäumend vor Groll und Elend. Iestyn war blass gewesen, Roth kleinlaut. Conn kannte die jungen Leute, seitdem er sie aus ihren Menschenfamilien geholt hatte, seitdem sie mit den Vorvätern seines Hundes vor der Halle gespielt hatten. Sie nahmen Sanctuary mit sich und einige kleine Kostbarkeiten, die die Erinnerung wach halten sollten. Sie nahmen Conns Hoffnungen für die Zukunft mit sich und einen streng gehüteten Teil seines Herzens. Sie nahmen seinen Hund mit sich, der zitternd und bellend an der Reling angebunden war.
    Unwahrscheinlich, dass Conn sie oder dass sie Sanctuary wiedersehen würden.
    Er blickte ihnen nach, bis die Segel außer Sichtweite waren, aufgegangen in der dunstigen blauen Krümmung der See, auf Südkurs zu den Azoren. Dann wandte er sich um und blickte nach Westen, wohin Lucy geschwommen war und seine Seele und seine Hoffnungen mitgenommen hatte. Er sah auf den Ozean, wo Gau und seine Kohorten untermeerisch daran arbeiteten, Druck aufzubauen, um die See selbst gegen Sanctuary aufzubringen.
    Griff regte sich, als ein weiteres Grollen durch die Steine zu ihren Füßen rumorte. »Mein Prinz, Ihr seid hier oben nicht sicher. Kommt mit nach unten.«
    Conn schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Ozean abzuwenden. »Noch nicht.«
    Das Schloss würde dem Beben standhalten.
    Wenn es fiel, dann würde es durch die See fallen.
     
    »Was werdet ihr nun mit Lucy machen?«, fragte Regina.
    Lucy sah leicht verärgert auf. »Ich bin übrigens noch da.«
    Bis in alle Ewigkeit,
dachte sie und erschauerte vor Schmerz und Kummer.
    »Nein, ich meinte …« Reginas schmales Gesicht wurde rot. »Die Lucy oben.«
    Caleb rieb sich den Nacken. »Ich will verdammt sein, wenn ich es weiß.«
    »Schaut nicht auf mich«, wehrte Dylan ab. »Ich habe noch nie eine
claidheag
gemacht. Ich habe nicht die Macht dazu. Aber ich glaube, dass sie verdorren muss, wenn sie nicht mehr gebraucht wird.«
    »Vielleicht wird sie ja noch gebraucht«, vermutete Margred.
    Dylan hob eine
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