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Meer ohne Strand

Meer ohne Strand

Titel: Meer ohne Strand
Autoren: Sabine Friedrich
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kann doch bestimmt auch jonglieren, in Deutschland«,
    »Bestimmt«, sagte Robert.
    Überlegte, wie er sie alle ernähren würde.
    Jacques machte jeden Morgen das Frühstück. Maurice kam zu Robert und Sina ins Bett. Gurrte, sabberte. Bot sich zum Kitzeln an. Strampelte, quietschte vor Glück, wenn Robert mit ihm tobte, Robert sagte: »Du bist ein Wilder. «
    Sagte, »Du kleiner Gauner, wir werden dich schon irgendwie großkriegen«,
    Sprach deutsch mit dem Kind: Robert, der dritte von drei Söhnen.
    Acht Tage sieben Tage sechs Tage fünf.
    Am Nachmittag hatte es ein Gewitter gegeben. Die Luft roch kühl, frisch geduscht, sie hatten Feuer gemacht im Kamin. John und Red streckten die Köpfe zur Tür herein. Suchten Begleitung für ihren Abendspaziergang, Maurice rannte dem Hund entgegen. Zog Jacques hinter sich her wie an einer unsichtbaren Nabelschnur, Robert und Sina blieben allein. Saßen vor dem Feuer, sie sagte,
    »Hallo, du Märchenprinz. Sag mal, hast du eigentlich gar keine Angst?«
    Er sagte: »Wovor denn.«
    Nahm sie in die Arme. Sagte, »Am Strand bei Orleans habe ich dich mit Kirschen gefüttert. Und im Herbst werde ich dich irgendwo mit Trauben füttern, egal wo wir gerade stecken«,
    Das Feuer im Kamin brannte langsam herunter.
    Irgendwann Stille im Zimmer. Knacken von Holzscheiten, Rascheln von Kleidern. Geflüster, Geht es so für dich? Das scharfsüße Sirren eines Moskitos, taumelig vom Geruch erhitzter Haut. Erlöschende Flammen im Kamin. Tiefe Atemzüge, in dem sich allmählich verdunkelnden Zimmer.
    Fünf Tage vier Tage drei Tage zwei. Sie saßen wieder auf der Stiege, Robert und Jacques. Hatten den Grill angeschürt, den Tisch gedeckt für ihr Abschiedsfest. Warteten nun auf die Gäste. Auf Sina: die noch unter der Dusche stand, Jacques machte eine Dose Bier auf, reichte sie Robert. Die Stille war silbrig über der Bucht. Das Bier war dünn, bitter, Robert las das Etikett: Miller light . Dachte dann an Robert in München.
    An Roberts Büro, Bogner in seinem Büro. An Natalie.
    An Gabriel Phillips, Emanuel Ullrich, ein Schauer lief ihm über den Rücken, in der völligen Windstille. Er hörte sich sagen: »Und wenn es nicht funktioniert? Es wird womöglich nicht funktionieren«,
    Jacques warf ihm einen Blick zu. Sagte: »Warum nicht. Wie kommst du mit einmal darauf, warum sollte es nicht funktionieren«,
    Richtete sich auf. Sah in Roberts Gesicht, sagte: »Meinst du vielleicht uns. Maurice und mich, ist es dir vielleicht doch nicht recht, daß wir mitkommen«,
    »Unsinn«, sagte Robert. »Ihr müßt natürlich mitkommen. Wenn ihr nicht mitkommt, funktioniert es auf keinen Fall, es ist etwas anderes. Ich weiß auch nicht recht. Es hat mit Deutschland zu tun. In Deutschland ist alles anders«,
    »Klar«, sagte Jacques. Streckte die Beine aus, lehnte sich wieder zurück. Sagte,
    »Na und, hast du deswegen Angst? Hast du Angst, daß sie dir abhaut, in Deutschland, das ist doch Quatsch«, Jacques schüttelte den Kopf. Blinzelte in die Sonne, sagte: »Du hast ihr immerhin das Leben gerettet. Ihr habt das alles miteinander durchgestanden. Den ganzen Schmerz, ihre Krankheit. Was soll euch denn noch umwerfen«,
    Robert schwieg.
    Das Wasser in der Bucht war folienglatt. Die Luft roch nach Tang, nach der Weite über dem Meer. In der Ferne bellte ein Hund. Nicht Red.

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