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Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)

Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)

Titel: Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
Autoren: Ulrich Ott
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nachfolgend nochmals aufgelistet. Außerdem werden jene Meditationsübungen genannt, die die entsprechenden Funktionen trainieren:

     
rechter vorderer Inselcortex: Hier wird eine Metarepräsentation des gefühlten Leibes gebildet. Meditierende üben die achtsame Wahrnehmung körperlicher Empfindungen (Atemachtsamkeit, Body-Scan).
orbitofrontaler Cortex (OFC): Dieses Gebiet ist an der Emotionsregulation beteiligt, insbesondere am Neulernen der Reaktionen auf unangenehme Reize. Meditierende üben sich in Gleichmut und im Abbau automatischer affektiver Reaktionen.
rechter Hippocampus: Als Teil des limbischen Systems spielt der Hippocampus eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung von Situationen und der Regulation der Erregung. Meditierende lernen, einen Zustand körperlicher Entspannung und wacher Aufmerksamkeit herzustellen und alle möglichen Situationen, ebenso wie die in ihnen ausgelösten Gedanken und Emotionen, zu beobachten, so dass auch unter schwierigen Bedingungen ein flexibles, angemessenes Reagieren möglich bleibt und Stress reduziert wird.
linke untere Hirnwindung im Temporallappen: Eine Aktivierung in dieser Region wird mit Gefühlen der Präsenz, der Freude und Verbundenheit in Zusammenhang gebracht. In tiefer Meditation treten häufig Erfahrungen auf, die derartige Erlebnisqualitäten aufweisen.
rechter Thalamus: Als »Tor des Bewusstseins«, das die Weiterleitung von Sinnesinformationen in den Cortex steuert, ist diese Struktur entscheidend an der Fokussierung der Aufmerksamkeit beteiligt. Meditierende wählen oft ein bestimmtes Meditationsobjekt und üben sich darin, die Aufmerksamkeit darauf gerichtet zu halten.
linkes Putamen: Dieses Kerngebiet ist für die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit und die Bewegungssteuerung von Bedeutung. Meditierende halten fortwährend die Achtsamkeit in der Gegenwart und Verharren ausdauernd in einer statischen körperlichen Haltung.
Kerngebiete im Hirnstamm: Regulation von Atmung und Herz-Kreislauf-System. Es wird angenommen, dass über ein tiefes und regelmäßiges Atmen in der Meditation autonome Regelkreisläufe positiv stimuliert und harmonisiert werden.

    In der nachfolgenden Abbildung ist die Lage der betreffenden Strukturen im Gehirn gekennzeichnet.

    Zusätzlich ist die ungefähre Lage eines sensorischen Rindenfelds markiert, in dem Empfindungen von der Körperoberfläche repräsentiert sind. In der Studie von Lazar et al. (2005) wiesen die Meditierenden dort eine Verdickung der Hirnrinde auf. Außerdem waren die mittlere und obere Furche im frontalen Cortex bei den untersuchten Meditierenden dicker. Dieser Effekt kam dadurch zustande, dass bei den älteren Meditierenden dort nicht der typische altersbedingte Substanzabbau zu verzeichnen war, der in der Kontrollgruppe bestand.
    Bei den bisher berichteten Befunden handelt es sich durchweg um Messergebnisse von einem Zeitpunkt, so dass offen bleibt, ob die Unterschiede eine Auswirkung der Meditationspraxis sind oder bereits vorher bestanden haben. Eine aktuelle Längsschnittstudie von Hölzel et al. (2009, 2010) zeigt allerdings, dass bereits nach einem achtwöchigen MBSR-Kurs bedeutsame Veränderungen in der grauen Substanz auftreten können. Sie beobachtete einen Substanzabbau im rechten Mandelkern (Amygdala) , der signifikant mit dem Stresserleben zusammenhing: Je stärker der wahrgenommene Stress abnahm, desto stärker nahm dort auch die Dichte der grauen Substanz ab. Die Mandelkerne werden insbesondere bei Angstreaktionen stark aktiviert und vergrößern sich bei Versuchstieren, die Dauerstress ausgesetzt sind.
    Neben dieser plausiblen Abnahme führte das Meditationstraining auch zu der erwarteten Zunahme der Dichte grauer Substanz im Hippocampus und im rechten Inselcortex (siehe oben). Wenn diese Befunde in weiteren Studien bestätigt werden, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass bereits ein vergleichsweise kurzes Training in Achtsamkeitsmeditation zu spezifischen strukturellen Veränderungen des Gehirns führt, in denen sich die verbesserte Körperwahrnehmung und Stressbewältigung niederschlagen.

    Die Methode der Magnetresonanztomographie liefert nicht nur hochaufgelöste Bilder der Hirnstruktur. Es ist darüber hinaus auch möglich, die Aktivierung von Hirnregionen zu messen. Solche funktionellen MRT-Aufnahmen beruhen auf dem Umstand, dass Nervenzellen, die vermehrt feuern, einen erhöhten Sauerstoff- und Energiebedarf haben. Aktive Hirnregionen werden daher verstärkt mit
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