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Medienmuendig

Medienmuendig

Titel: Medienmuendig
Autoren: Paula Bleckmann
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dabei behilflich sind, die Spiele so zu gestalten, dass diese die vom Hersteller angestrebte USK-Alterseinstufung erreichen können. Ferner gibt es möglicherweise nach jahrelanger Mitwirkung an Prüfungstätigkeiten Abstumpfungsgefahren, die die Akteure der Alterseinstufung unsensibel für das werden lassen, was die Spiele an Gewaltexzessen beinhalten. 11
     
    Natürlich kann man die Alterseinstufungen, mit Abstrichen, trotzdem als Orientierungspunkte nutzen (s. Faustregel auf der übernächsten Seite). Außer FSK für Filme und USK für Computerspiele gibt es ja dann noch fürs Fernsehen den »Flimmo«, der Programmberatung für Eltern verspricht. Er arbeitet nach einem Ampelprinzip und teilt Kinderserien in die folgenden drei Kategorien ein: »Kinder finden’s prima«, »Mit Ecken und Kanten« und »Für Kinder schwer verdaulich.«
    Macht man sich die Mühe nachzuzählen, merkt man schnell, dass dies eine Ampel ist, die fast immer grün zeigt, nämlich bei über 70 Prozent aller besprochenen Serien. Ein knappes Viertel ist dann laut Flimmo noch im zweifelhaften Bereich, z. B.
Sex and the City
, und weniger als 6 % der Sendungen werden als ungeeignet eingestuft. Darunter ist allerdings dann keine einzige Kindersendung. Trotzdem: Wenn die Nachbarstochter begeistert von einer Serie erzählt, von der man noch nie gehört hat, kann der Flimmo durch kurze Inhaltsangaben weiterhelfen. Finanziert wird er übrigens von den privaten Rundfunk- und Fernsehanbietern.

Die Eltern-Selbst-Kontrolle (ESK) ist noch immer am besten
    Und was lernt man aus einer Programmberatungszeitschrift wie dem Flimmo, in der drei Viertel aller besprochenen Sendungen grünes Licht bekommen, was lernt man aus Altersbeschränkungen wie denen der USK und der FSK, die in mehr als der Hälfte der Fälle zweifelhaft sind? Man lernt jedenfalls, wenn man es nicht schon vorher gewusst hat, dass das U in USK eben nicht für unabhängig, sondern für Unterhaltungssoftware steht.
    Und deshalb, aber nicht nur deshalb empfehle ich allen verantwortungsbewussten Eltern die ESK: Eltern-Selbst-Kontrolle. Wenn Sie nach Feststellung der allgemeinen DVD-Reife nun überlegen, ob ein bestimmter Film für Ihr Kind in Frage kommt, schauen Sie den Film vorher selbst an. Ähnliches gilt für denPC: Spielen Sie das Spiel! Oder fragen Sie zumindest Personen Ihres Vertrauens dazu! Wenn Sie dann gegen eine »Freigabe« nach ESK entscheiden, können Sie gegenüber Ihrem Kind begründen, warum Sie so entschieden haben. Im Falle einer Freigabe nach ESK wissen Sie wirklich, was Sie gerade erlauben, und können sich mit einem Jugendlichen, der ja oft nicht mehr mit Ihnen gemeinsam vor dem Bildschirm sitzt, dennoch über die Inhalte austauschen.
    Auch diejenigen Mitarbeiter der USK und FSK, die keine abgestumpften Lobbyisten sind, sondern das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Auge haben, sind an einer Stelle immer im Nachteil: Sie kennen Ihr Kind nicht. Das Jugendschutzgesetz definiert Medien als jugendgefährdend, »wenn sie geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden«. 12 Dass diese Einschätzung bei jedem Kind wieder anders sein kann, gilt nicht nur für die inhaltsunabhängigen Medienwirkungen (welches Medium gefährdet allgemein die Entwicklung meines Kindes bis zu einem bestimmten Alter?), sondern natürlich auch für die inhaltsabhängigen Medienwirkungen (welcher Film oder welches PC-Spiel gefährdet im Einzelnen die Entwicklung?).
    Natürlich können Sie einwenden, dass ESK, Eltern-Selbst-Kontrolle in der vorgeschlagenen Form auf die Dauer nicht durchzuhalten ist. Wer hat denn die Zeit, so viele Filme anzuschauen? Aber erstens müssen Sie vielleicht nicht immer den ganzen Film vorher gesehen haben, um einen Eindruck zu bekommen. Oft gibt es Trailer, die man übers Internet herunterladen kann, und bei Fernsehserien reicht es vielleicht auch aus, wenn Sie sich nur eine Folge zur Probe ansehen. Und zweitens ist es doch nur gut, wenn es auf diese Weise eine natürliche »Bremse« gibt, wie viele Filme Ihr Kind anschauen kann, oder? Denken Sie noch einmal daran, dass auf 10 Eltern, die meinen, ihr Kind sehe zu viel fern, nur ein Elternteil kommt, der meint, es sei zu wenig.
    Wer die ESK-Arbeit irgendwann nicht mehr bewältigen kann, der hat bis dahin aber sicherlich ein Gespür dafür entwickelt, um wie viele Jahre er oder sie mit der eigenen
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