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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel
Autoren: C Walden
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Nektarios. Er wandte sich an Maria. »Oder wollt Ihr abstreiten, dass Euer Haus seit langem, auch noch unter Eurer Führung, in Kontakt zu einem Mann namens Andreas Lakonidas stand, der Beziehungen zu den Türken hatte? Er tauschte lange Zeit Botschaften aus und hatte offenbar vielfältige Verbindungen mit Adrianopel.«
    Also daraus will man uns jetzt einen Strick drehen!, ging es Maria durch den Kopf.
    »Darüber hinaus wurde in der letzten Woche ein Mann, den man Zacharias den Einäugigen nannte und der im Verdacht stand, für Geld feindliche Spione in die Stadt geschleust zu haben, gefangen genommen. Da Zacharias die Härten des Verhörs nicht überlebt hat, liegt nur seine schriftliche Aussage vor, die das Haus di Lorenzo schwer belastet. Ihr kennt die Strafe, die darauf steht. Hochverräter werden unverzüglich hingerichtet.«
    »Nektarios, Ihr kennt mich, und Ihr kanntet meinen Vater!«, wandte Maria ein.
    »Umso enttäuschender, dass eine einstmals ruhmreiche Familie, die dem Kaiserhaus treu ergeben war, auf solche Abwege geraten ist.«
    »Ihr wisst genau, dass diese Anschuldigungen an den Haaren herbeigezogen sind! Alle Fernhandelskaufleute hatten Verbindungen zu den Türken, sofern sie Schiffe durch den Bosporus und ins Schwarze Meer schicken wollten! Und ich nehme an, dass zuvor sogar die Gesandten aus Trapezunt und Georgien einen Emissär nach Adrianopel geschickt haben, um eine ungehinderte Durchfahrt zu erwirken! Von der trapezuntischen Verwandtschaft unseres Kaisers will ich gar nicht erst reden!«
    »Schweigt!«, herrschte Nektarios Andronikos sie an.
    Maria drehte den Kopf und entdeckte zwischen den schattenhaften Gestalten zur Rechten des Logotheten jemanden, den sie zu erkennen glaubte. Als er den Blick zur Seite wandte, schien kurz das Licht auf ihn, und jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Es war Jakob Forlanus!
    Maria erbleichte. Hatten sich denn alle gegen das Haus di Lorenzo verschworen? Es schien so. Der Herzschlag ging ihr bis zum Hals und hämmerte unablässig. Sie begann zu ahnen, dass wohl nichts mehr zu retten war: nicht der Besitz, nicht die Freiheit und wahrscheinlich noch nicht einmal das Leben. Irgendjemand hatte im Hintergrund das Ende beschlossen. Die Aussagen von Gefolterten waren wie gesammelte Steine, und man hatte nur auf den passenden Moment gewartet, um sie in einen Geschützlauf hineinzustopfen und zu tödlicher Munition zu machen.
    Es ging hier nicht um die Wahrheit oder um ein Verbrechen. Es ging darum, das Haus di Lorenzo zu vernichten.
    »Was wollt Ihr?«, fragte jetzt Davide in einem überraschend ruhigen Tonfall. »Ich nehme an, dass Ihr all das gegen meine Herrin und gegen mich nicht umsonst gesammelt habt.«
    »Ihr glaubt, Ihr könnt noch verhandeln?«, lächelte Nektarios. »Wenn Ihr da nur nicht im Irrtum seid, Davide!« Nektarios machte eine Pause, erhob sich dann von seinem Platz und winkte die Wächter herbei. Er bedeutete ihnen, die Fesseln zu lösen. Maria rieb sich die Handgelenke. Der Strick hatte sich tief in ihre Haut geschnitten.
    »Könnte man nicht durch die Heirat mit einem Einheimischen und einer vollständigen Besitzübertragung an ihn etwas Zeit gewinnen?«, mischte sich nun Jakob Forlanus ein.
    »Niemand kennt die Gesetze Konstantinopels besser als Ihr, Forlanus!«, nickte Nektarios. »Wenn wir die Eheschließung sogleich rechtsgültig durchführen und allerseits bezeugen, dass dies vor der Anklage geschah, könnten wir tatsächlich eine gewisse Frist einräumen.«
    »Sodass der Besitz der angeblichen Hochverräterin dann nicht in die Hände des Kaisers, sondern in das Eigentum ihres Ehemannes übergehen würde!«, stellte Davide fest.
    »Wenn Ihr eine andere Möglichkeit wisst, Eurer Herrin für den Moment das Leben und vielleicht sogar auf Dauer das Vermögen zu retten, dann nur heraus damit, David Syngraféas!«, erwiderte Nektarios.
    »Wie viel wird Forlanus Euch dafür geben?«, fragte Davide. »Und ich wüsste wirklich gerne, ob der Kaiser davon weiß, dass Ihr ihm das konfiszierte Eigentum auf diese Weise vorenthalten wollt!«
    »Kaiser kommen und gehen«, sagte Nektarios. »Und vor allem sterben sie schnell, wie man immer wieder erleben kann. Vielleicht solltet Ihr Eurer Herrin klarmachen, dass ihr die von Forlanus vorgeschlagene Lösung durchaus nützlich sein könnte. Schließlich kann selbst im Fall von erwiesener Schuld das Hinauszögern der Vollstreckung einer Rettung gleichkommen.«
    »Ich habe keine Ahnung, was Ihr damit
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