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Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner

Titel: Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner
Autoren: M Joseph
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mit oder ohne Führerschein: Wer sich nicht so viel bewegen möchte, der kann auf einer Motoryacht oder einem
     Hausboot auf dem Wasser quer durch das Land reisen und zum Übernachten gleich an Bord bleiben. Selbst Abstecher nach Berlin sind möglich. Wer keinen
     Sportbootführerschein besitzt, der lässt sich von einem Bootsvermieter eine Charterbescheinigung ausstellen. Mit dieser Ausnahmegenehmigung dürfen Sie ein
     bis zu 15 Meter langes Haus- oder Sportboot auf bestimmten Wasserstraßen steuern. Zulässige Höchstgeschwindigkeit ist 12 km/h. Die Mindesteinweisungszeit
     beträgt 3 Stunden. Erstaunlicherweise passieren kaum Unfälle – und wenn, dann sind es nur Bagatelleschäden, gegen die Sie sich allerdings versichern
     müssen.

    Schwimmer: Wenn Sie im nassen Element gern Ihre Bahnen ziehen und nicht länger allein schwimmen möchten, dann melden Sie sich
     doch mal beim Sundschwimmen an. Alljährlichstürzen sich am ersten Juli-Sonnabend 1000 Teilnehmer in den Strelasund, um von Altefähr
     (Insel Rügen) nach Stralsund (Festland) zu schwimmen. Zarte Anfänge des Wettkampfes gab es angeblich schon 1825, damals waren es jedoch nur zwei
     preußische Offiziere und ein Zivilist, welche die 2,3 Kilometer zurücklegten. Danach gab es sporadisch Wiederholungen. Seit den 1920er-Jahren findet die
     Veranstaltung regelmäßig statt. Parallel zum Ufer können auch Ihre Kleinen beim Kindersundschwimmen starten.

SIEBEN TYPEN BLAUWEISS –
    WURST UND SPIELE
    Sind Sie Fußballfan? Nein? Macht nichts, der Besuch eines Spiels des FC Hansa Rostock kann auch so sehr unterhaltsam sein. Wenn es
     nicht die spielerische Klasse ist, die Sie überzeugt, so können Sie sich doch von den Fans im Stadion oder in einer Public Viewing-Kneipe mitreißen
     lassen. Da die Hansestadt Rostock sieben Tore, sieben Brücken, sieben vom Markt ausgehende Hauptstraßen, sieben Türme und sieben Rathaustüren, sieben
     Portale an der Marienkirche, sieben Linden im Rosengarten und sieben Glocken an den Uhrwerken hatte und teilweise auch noch hat, bezeichnet sie sich
     selbst gern als Stadt eben dieser magischen Ziffer. In den 1950er-Jahren, als die Spieler noch Heinz, Rudi, Harry, Siegfried, Willy und Helmut hießen,
     wurde in Rostock mit dem SC Empor der oberklassige Fußballsport angesiedelt. Wie später noch zu berichten sein wird, erinnerte die Art und Weise eher an
     den Stil einer Regimentsverlegung denn an die Gründung eines Fußballclubs.
    Die sich dennoch entwickelnde Fankultur brachte über die Jahrzehnte verschiedene Charaktere hervor, und wie es sich für Rostock gehört, sind es genau
     sieben. Sieben Typen Fan, die dem Fußballclub die Treue halten, der seitden 1960ern FC Hansa heißt und die Vereinsfarben blau und weiß
     trägt.

    Typ 1: Dein neuer Freund. Im Stadion steht oder sitzt er meistens vor Ihnen, kommentiert jede noch so banale Äußerung, die Sie
     nicht an ihn oder andere Fremde, sondern eigentlich an Ihre Begleiter gerichtet hatten. Er bezieht Sie ein, macht Sie auf ungerechte
     Schiedsrichterentscheidungen aufmerksam, klärt Sie ungefragt über geplante Regeländerungen und Transfergerüchte auf. Fällt ein Tor, dann klatscht er erst
     mit Ihnen ab, bevor er auch seine Frau umarmt.
    Unter Umständen kann es Ihnen mit Typ 1 so ergehen wie mir am 29. Mai 1999, dem letzten und alles entscheidenden Spieltag der Saison. Der Himmel lag
     strahlend blau über Mecklenburg-Vorpommern, weiße Quellwolken formten das Vereinssymbol und jeder war auf den Beinen, um das Alles-oder-Nichts-Spiel beim
     VfL Bochum am Fernsehgerät oder vor dem Radio zu verfolgen. Hansa musste gewinnen, um nicht abzusteigen. Doch eine Viertelstunde vor Schluss lag die
     Mannschaft 1:2 hinten. 2. Liga. Kaum einer glaubte noch an eine Wende. Doch dann folgten dramatische 15 Minuten. Hansa warf alles nach vorn, erzielte
     tatsächlich den Ausgleich und kurz darauf, Minuten vor dem Abpfiff, den Siegtreffer. Ich verfolgte die Partie in einer Kneipe, die Spannung war mit Händen
     zu greifen … und als das Führungstor fiel, entlud sich alles. Einer meiner ehemaligen Professoren saß während der TV-Übertragung vor mir und hatte meine
     Kumpels und mich unaufgefordert mit fachkundigen Kommentaren versorgt. Nun aber drückte er mich und meinen Kopf mit aller Kraft gegen seine breite
     Akademikerbrust. Erdurchwuschelte mein Haar und brüllte mir etwas mit vielen A-Lauten ins Ohr. Ich schrie, so gut es angesichts der
     Umstände eben ging, etwas in sein
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