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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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Cain seine Lungen zu füllen versuchte.
    In
Ermangelung einer klugen Bemerkung krächzte Doc: »Bist du gerade wieder zum
Leben erwacht, Sohn?«
    Der Outlaw
zog das Tuch von seinem Gesicht. Er sah übel aus. Zu übel für ein Wunder. Seine
Stimme klang heiser und schmerzverzerrt. »Ja. Sicher. Ich bin die Zweite
Auferstehung.«
    Doc nickte
– nach Lachen war ihm nicht zumute.
    »Das
Telegramm. Wo ist das gottverdammte Telegramm?« brachte der Verbrecher hustend
hervor. Seine Worte waren kaum zu verstehen.
    »Niemand
hat dich freigesprochen, Sohn. Es kam kein Telegramm.« Während er dies sagte,
dachte Doc an die zwölf Morde, für die die Dover Gang verurteilt worden war,
und überlegte, wie viele davon wohl auf das Konto dieses einen Mannes vor ihm
gegangen waren. Und er fragte sich auch, ob das Endergebnis schließlich
dreizehn lauten würde.
    Cains Hand
krampfte sich enger um seine Kehle. Doc konnte kaum noch schlucken.
    »Du belügst
mich doch?« Seine Gesichtszüge, die durch das Hängen bereits blaß und
ausgezehrt wirkten, spannten sich an.
    »In solch
einem Moment lüge ich nicht, Sohn.«
    Cain sah
Doc direkt in die Augen. Dann lächelte er, doch das Lächeln erreichte die Augen
nicht. »Ich fürchte, ich werde dich mit mir nehmen müssen, Doc. Ich bin wild
entschlossen, aus dieser verdammten Stadt zu fliehen. Auf die eine oder andere
Art.« Das Lächeln verschwand. Seine Handgelenke bluteten, die Haut am Hals blutete.
Und bei Gott, dachte Doc, seine Augen sind eiskalt.
    Doc
schluckte, was nicht leicht war, solange dieser Mann ihn in seinem stahlharten
Griff hielt. »Man wird dich nicht ein zweites Mal hängen. Das schulden sie dir.
Sie haben verdammt schlechte Arbeit geleistet.«
    »Das kann
man wohl sagen«, hustete der Mann.
    Doc gab
keine Antwort. Sein Blick blieb am Hals des Mannes hängen. Der Strick hatte
blutige Wunden gerissen.
    »Hast du
ein Pferd?«
    Doc löste
seinen Blick von den Wunden. »Ja. Hinterm Haus. Kräftiges Indianerpony. Nimm
es.« »Eine Waffe?«
    »Hab' ich
nicht. Glaub' nicht so recht an so was. Ein Doc hat so seine Prinzipien.«
    »Dann wirst
du wohl mitkommen müssen. Ich muß mich absichern.« Der Mann begann, seine Kehle
zu massieren, dann schwang er die Beine über die Kante des Tisches, auf dem er
lag. Der Saum seiner Lederchaps war fast ganz abgewetzt, für Doc ein sicheres
Zeichen für einen Abtrünnigen. Männer, die vor dem Gesetz davonliefen, würden
gewiß nicht in einer Stadt herumbummeln, während ihr Rüstzeug repariert wurde.
Der Saum wurde stets abgeschnitten, um für alles mögliche zu dienen – von
Ärmelhaltern bis zu Schnürsenkel.
    Doc
schluckte wieder. Er war sich überdeutlich der Hand an seiner Kehle bewußt, die
ihm jeden Moment das Leben abdrücken konnte. Die Angst ließ ihm das Blut aus
dem Gesicht weichen. »Was glaubst du denn, wie weit du kommst, wenn du mich
hinter dir herschleifen mußt?«
    Der Outlaw
starrte ihn an. Seine eisigen Augen musterten Docs Wampe und seinen
kahlwerdenden Schädel.
»Ich brauche Zeit«, war alles, was er sagte. Doc begriff. »Ich werde nichts
sagen. Jedenfalls eine ganze Weile nicht. Dann hast du Zeit. Nur verschwinde
von hier!«
    Die Augen
verengten sich zu Schlitzen und erinnerten Doc an den Wolf, den er einmal
mitten im Winter gesehen hatte. »Warum solltest du das für mich tun wollen?«
    »Ich finde
es einfach unsinnig, einen Mann zweimal zu hängen. Du hast das erste Mal
überlebt. Muß ja'n Grund haben. Ich will nicht Gott spielen.«
    Der Mann
hielt Doc mit seinem Blick fest, wie seine Hand Docs Kehle im Griff hatte. »Ich
brauche fünf Minuten«, sagte er schließlich mit heiserer Stimme. »Wenn ich es
nicht schaffe, wenn du mich belügst, dann komme ich noch aus meinem Grab zu
dir, um mich zu rächen.«
    »Ich
schwöre, du wirst deine fünf Minuten bekommen. Und wenn ich die Hilfssheriffs
einsperren muß.« Doc nickte so überzeugend, wie er es konnte.
    Vorsichtig
glitt der Mann vom Tisch, ohne den Griff um Docs Hals zu lösen. Gemeinsam
gingen sie zur Hintertür. Einen kurzen Augenblick sahen sich die beiden in
einem seltsamen Gefühl des Einvernehmens an. Doc mußte wieder an den Wolf
denken, daran, wie er das Gewehr gesenkt hatte, und der Wolf schließlich kehrt
machte und fortlief und nur die Erinnerung an die eisigen Augen zurückließ.
    Der Mann
war mindestens einen Fuß größer als Doc, er war schmal, durchtrainiert und
durch die Jahre im Sattel geschickt und agil. Doc hatte keinen Grund, es zu
sagen,
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