Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
Vom Netzwerk:
entsetzt
starrte sie ihn an, während er langsam den Schleier hob.
    Dann
enthüllte er mit einem Ruck ihr Gesicht.
    Überraschung
und Wohlwollen funkelten augenblicklich in seinen Augen auf. Er hatte ganz
sicher nicht erwartet, ein blondes, neunzehnjähriges Mädchen zu sehen, das
seinem Blick trotzig standhielt.
    Cain sagte
kein Wort. Sie starrten sich einen langen Moment gegenseitig an und schätzten
den anderen ab. Christal hatte Angst, aber die Erfahrung hatte sie gelehrt,
dies niemals zu zeigen. So bot sie ihm eine reglose, marmorne Fassade dar, was
für ein Mädchen, die in der edlen Knickerbockergesellschaft herangewachsen
war, keine große Schwierigkeit bedeutete. Cain erwiderte den Blick mit einem
rätselhaften Ausdruck auf seinem Gesicht.
    Christal
wandte ihr Gesicht ab und sah teilnahmslos aus dem Fenster, als würde sie
einen niederen Bediensteten entlassen.
    Doch Cain
setzte den Lauf an ihre Wange und zwang sie, ihn wieder anzusehen.
    Ihre Augen
funkelten vor Zorn und Angst. Wieder erwiderte sie seinen Blick. Seine Augen
waren so kalt und stählern wie der Lauf des Gewehrs an ihrer Wange. Dann tat er
etwas Seltsames. Langsam senkte er die Waffe. Ihr Herz machte einen Satz, als
er sich mit ausgestrecktem Arm zu ihr herüberbeugte, doch er zog ihr nur den
Schleier wieder über das Gesicht. Dann setzte er sich zurück, warf ihr einen
letzten, merkwürdigem Blick zu und sah gedankenverloren wieder aus dem Fenster.
    »Warum hat
man Sie hängen wollen?« fragte sie.
    Er wandte
sich ihr erneut zu und starrte ihr ins Gesicht, als wäre der Schleier nicht
vorhanden. Sie glaubte ihm jedes der nun folgenden Worte.
    »Vielleicht,
weil ich es nötig hatte.«
    Sie zog
sich in ihre Ecke zurück und versuchte, die Angst in ihrer Kehle
niederzuhalten. Sein Lächeln war sowohl freudlos als auch zufrieden. Dann sah
er schließlich wieder in die endlosen Prärie hinaus, als würde Christal gar
nicht existieren.

Kapitel 2
    Je weiter sie nach Westen fuhren, desto
hügeliger wurde das Gelände. Die flache Prärie mit seinem Beifuß und den
struppigen Gräsern wich niedrigen Pinienwäldern. Durch das offene Fenster
konnte Christal das Knurren und Fluchen der anderen Passagiere hören, die mit
der Kutsche Schritt halten mußten, doch als das Terrain schwieriger wurde,
drangen die Stimmen immer schwächer an ihr Ohr. Bis sie schließlich ganz
aufhörten.
    Die Kutsche
kletterte nun in die Vorläufer der Rokkie Mountains. Schneebedeckte
Felsspitzen aus Granit ragten in der Ferne empor, und als sie eine besonders
steile Straße erklommen, wo der Grat des Berges mit den Wolken zu verschmelzen
schien, glaubte Christal, sie könne geradewegs in den Himmel schauen. Aber die
Strecke war unwegsam, und sie hatte kaum Zeit, sich in Staunen zu ergehen. Die
Kutsche schwankte und holperte über einen weniger ausgefahrenen Pfad, und sie
mußte ihre ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden, auf ihrer Bank sitzen zu
bleiben, damit sie nicht auf den Boden geschleudert wurde. Oder noch
schlimmer: in den Armen dieses Mannes landete.
    Schließlich
kam die Kutsche schwankend zum Stehen. Christal warf einen verstohlenen Blick
aus dem Fenster. Doch alles was sie entdecken konnte, waren Felsen, Pinien und
der holprige Pfad hinter ihnen, der durch die wettergegerbten, zerklüfteten
Berge führte. Eingeschüchtert warf sie dem Outlaw einen anklagenden Blick zu.
    Cain, den
die ruppige Reise kaum mitgenommen hatte, nahm seine Füße von Mr. Glassies
geliebtem Muster. Er
sah sie nicht an, sondern stieß die Tür auf und bedeutete ihr knapp
auszusteigen.
    Einerseits
wollte sie verzweifelt dieser Kutsche entfliehen und nachsehen, ob die anderen
Passagiere aufgeholt hatten, doch andererseits hätte sie sich am liebsten gar
nicht gerührt, um nicht die Pistole in der Börse loslassen zu müssen.
    »Ich sehe
keine Bewegung Ihrerseits, Ma'am.«
    Sie starrte
ihn an. Selbst durch ihren Schleier konnte sie seine erstaunlichen, grauen
Augen erkennen. Tapfer kletterte sie aus der Kutsche.
    Zu ihrer
Überraschung befanden sie sich in einem Ort. Vor ihr ragten drei Gebäude auf,
von denen zwei brüchig und zerfallen war. Blauer Himmel schimmerte wie Flicken
durch Löcher in den Wänden. Das dritte Gebäude war einst ein Saloon gewesen,
doch das oberste Stück der Fassade war heruntergekommen und versperrte nun den
Eingang. Christal hob die Hand, um die Sonne abzuschirmen. Über den
Schwingtüren des Saloons hing noch ein Schild, das jedoch derart viele
Einschußlöcher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher