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Mayday

Mayday

Titel: Mayday
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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gemeinsamen Namen zusammengehalten. Durch ein gemeinsames Haus und gemeinsame Papiere.
    Ihr ganzer Lebensstil erschien Berry heutzutage als grausamer Scherz. Ein unmäßig teures Haus in Garden City, das er noch nie gemocht hatte. Der angeberhafte Country Club. Die affigen Bridgeabende. Hohle Freundschaften. Klatsch über die Nachbarn. Die Cocktails, ohne die ganz Garden City mit sämtlichen Vororten längst Massenselbstmord verübt hätte. Ein vergebliches, unausgefülltes, langweiliges Leben. Wo waren die Dinge geblieben, die ihm früher Spaß gemacht hatten? Er konnte sich kaum noch an die gute alte Zeit erinnern. Die nächtelangen Gespräche mit Jennifer – und wie sie sich geliebt hatten, bevor auch das zu einer weiteren lästigen Pflichtübung geworden war. Seine Campingausflüge mit den Kindern. Die langen Frühstücke am Sonntagmorgen. Die Baseballspiele auf dem Rasen. Das alles schien zu einem anderen Leben zu gehören. Es schien ein Leben lang zurückzuliegen.
    John Berry merkte, daß er in Gedanken immer öfter in die Vergangenheit zurückkehrte. Daß er in der Vergangenheit lebte. Wenn er im Radio einen Song aus den fünfziger Jahren hörte, bekam er Sehnsucht nach seiner Heimatstadt Dayton, Ohio. Ein alter Schwarzweißfilm im Fernsehen konnte dieses Heimweh so sehr verstärken, daß er davon Herzschmerzen bekam.
    Er sah zu der jungen Frau auf, die vor ihm stand. »Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Ja, ja, ich weiß – Sie sind im Dienst. Aber wie wär’s mit einer Cola?« Berry sprach rasch, um nicht unterbrochen zu werden. »Ich könnte Ihnen von japanischen Geschäftssitten erzählen. Sehr unterhaltsam und bildend. Unbezahlbare Informationen für den Fall, daß Sie sich einmal als internationaler Konzern selbständig machen wollen.«
    »Klar«, antwortete sie lächelnd. »So was interessiert mich brennend. Ich muß nur noch ein bißchen aufräumen. Sagen wir, in zehn Minuten.« Sharon Crandall sammelte ein halbes Dutzend Tabletts von Berry und anderen Passagieren ein. Sie nickte ihm lächelnd zu, als sie zu dem winzigen Lift ging, der in die Kabinenrückwand eingelassen war.
    Berry drehte sich um und sah ihr nach. Die enge Kabine bot kaum Platz genug für sie und ihre Tabletts. Sekunden später schloß sich die Schiebetür, und der Aufzug fuhr in die Bordküche im Unterdeck hinunter.
    John Berry blieb einige Minuten lang unbeweglich sitzen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Dann stand er auf, reckte sich, sah sich in der geräumigen Kabine um und warf einen Blick aus dem Fenster auf die beiden riesigen Steuerbordtriebwerke der Straton 797. Sie könnten eine Skymaster verschlukken, dachte er. Auf einmal.
    Die Firma Taylor Metals, bei der er angestellt war, hatte eine viersitzige Cessna Twin Skymaster als Geschäftsreiseflugzeug, und Berrys letzte verbliebene Leidenschaft war die Fliegerei. Er vermutete, daß das irgendwie mit seinen sonstigen Problemen zusammenhing. Wäre ihm die Erde erträglicher erschienen, hätte er vielleicht nicht jede Gelegenheit wahrgenommen, sich darüber zu erheben.
    Berry sah nach hinten und stellte fest, daß die Toiletten der Ersten Klasse frei waren. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Er hatte noch Zeit, sich die Hände zu waschen und sich zu kämmen, bevor Sharon zurückkam.
    Auf dem Weg nach hinten sah Berry erneut nach draußen. Er bewunderte die riesigen Ausmaße und die Leistung der Triebwerke des mächtigen Überschallflugzeugs. Und er bewunderte die Einsamkeit der Stratosphäre, ohne zu merken, daß sie hier oben nicht mehr allein waren. Berry konnte den winzigen Punkt, der sich der Straton 797 vom Horizont her rasend schnell näherte, nicht sehen.
    Leutnant Peter Matos hielt den Steuerknüppel der F-18 locker mit der rechten Hand umfaßt. Er drückte die Leistungshebel etwas weiter nach vorn. Die beiden General-Electric-Triebwerke kamen auf höhere Drehzahl. Matos zog mit seinem Jäger weiterhin große, träge Kreise in 54 000 Fuß Höhe und blieb dabei ständig etwas unter Mach 1. Während er in dem Luftsperrgebiet 23 Warteschleifen flog, überlegte er, wann der Anruf von der Nimitz kommen würde. Dieser Anruf war eigentlich schon überfällig, aber bevor Matos sich ernstlich Sorgen machen konnte, knackte es in seinen Kopfhörern. Am Mikrophon war Signalmaat Nelson Moriarty, den Matos flüchtig kannte.
    »Navy drei-vier-sieben, hier Homeplate, kommen.«
    Matos drückte auf den Mikrophonknopf an seinem Steuerknüppel. »Homeplate, hier
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