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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition)
Autoren: Frank Argos
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goldener Schimmer blendete Ed.
    In diesem Moment riss ihm ein mächtiger Ruck den Camcorder beinahe aus der Hand. Ron hatte extrem beschleunigt und der Huey gewann rasch an Höhe. Bald hüllten Wolken den Helikopter ein und kurz darauf flog unter ihnen wieder der vertraute Dschungel vorbei.
    Ron brach als Erster das Schweigen: „Eh Ed, was war das gerade?“
    „Weiß nicht, dieses Ding sah fast so aus wie einer dieser Apollo-Astronauten aus den Sechzigern, nur waren die Zuschauer damals nicht halb nackt …“

2. Der Überfall
     
    Muzo, Departement Boyacá
    Freitag, 17. August 2012
     
    Es war früh am Morgen. Die Glut der aufgehenden Sonne vertrieb die Schleier des Nebelwaldes. Eine Explosion zerriss die Stille und eine graue Wolke wuchs unaufhörlich an einem Hang der Don Emerald Mine. Noch bevor der Staub sich gelegt hatte, begann ein Wettlauf. Dutzende Gestalten rannten stumm auf die Staubwolke zu. Dann scharrten sie mit Hämmerchen im Geröll. Den Blick starr auf die dunkelgrauen Bruchstücke gerichtet, hofften sie, dass es möglichst oft weiß aufblitzte. Weiß, wie Kalzit, das Muttergestein der Smaragde, denn einmal im Monat durften sie eine Stunde ganz offiziell in die eigene Tasche arbeiten.
    Vidal Cara stand abseits und beobachtete, wie seine Männer gierig das Geröll durchsuchten. Er nahm den Sommerponcho, der wie ein Geschirrtuch aussah, von seiner linken Schulter und tupfte sich den Schweiß von den Schläfen. Bedächtig schob er seinen weißen Panamahut zurück und reckte sein Gesicht der Morgensonne entgegen. Er schloss die Augen und spürte, wie der Feuerball seine Haut mit all den vielen Fältchen wärmte.
    Nach einer Weile schaute er auf seine brillantbesetzte Uhr, dann wandte er den Blick wieder zu dem Geröllhaufen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und musterten die Mineros. Auch wenn deren Arbeitshosen und -hemden keine Taschen hatten, konnte ein Smaragdkristall schnell in einem Schuh oder im Mund verschwinden.
    Den wertvollsten Stein, den man finden würde, kassierte ein Aufseher für den Besitzer ein - für ihn, für Vidal Cara. Mit seinen vierundfünfzig Jahren war er der unumstrittene Boss im Smaragd-Business.
    Seine Männer nannten ihn ehrfürchtig Don Emerald - ein Name, ein Titel, den er sich erkämpft hatte. Früher war er selbst ein Guaquero, einer jener Geröllgeier, die in der Schlucht den Abraum durchsuchten, den die Bulldozer der staatlichen Mine hinunterschoben. Heute trugen diese Kolosse, genau wie die Mine, einen neuen Namen – Don Emerald Mine.
    Erneut sah er zur Uhr - die Zeit war um. Er hob die Hand, der Aufseher schrie ein Kommando und die Mineros stoppten ihre Suche - Feierabend. Früher als üblich. Die Männer stolperten über das Geröll zum Aufseher.
    Nur Augustino, ein grauhaariger Minero, kniete bewegungslos vor einem Felsbrocken. Unruhig hastete Cara über die scharfen Schieferstücke zu dem alten Mann. Seine Männer folgten ihm.
    Augustino drückte einen kokosnussgroßen, weißen Brocken an die Brust, sein krummer Rücken bebte. Cara kniete sich neben ihn und bog sacht seine Hände hinunter. Alle erstarrten. Aus dem Kalzit ragte ein daumengroßer, grüner Kristall - alle seine sechs Flächen waren regelmäßig gewachsen und trotz der Explosion tadellos. Für eine Smaragdstufe in dieser Qualität würden Museen, aber auch Sammler Unsummen bieten - und die Juweliere würden den Stein nach dem Schleifen nicht für unter einhunderttausend Dollar handeln – doch sie würden ihn nicht bekommen!
    „Einhundert “, brummte Cara. Ungläubig hob der Alte seinen
    Kopf. Auf seinem staubigen Gesicht zeichneten sich rosafarbene Rinnsale ab. „Tausend Dollar“, beendete Cara das Angebot und streckte ihm seine Hand entgegen. Zwei Männerhände besiegelten stumm den Handel. Nun klopften die anderen Mineros dem Alten anerkennend auf die Schultern.
    Andächtig hielt Cara den Kristall gegen das Sonnenlicht. Ein grünes, öliges Leuchten schimmerte vor seinen Augen. Gotas de aceite, eine der besten Güteklassen für Smaragde strahlte ihn an.
    Zärtlich streichelte er das grüne Mineral – ein weiteres Hochzeitsgeschenk für Maria. Sie würde übermorgen heiraten, nicht ihn, sondern seinen Bruder Juan. Maria, seine Bergbau-Ingenieurin hatte gewählt, hatte den lebensfrohen Bruder dem schweigsamen Verehrer vorgezogen.
    Die beiden würden sein Präsent zu schätzen wissen. Auch an eine Abschiedsparty für den scheidenden Junggesellen hatte er gedacht. Ein Festzelt thronte
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