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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition)
Autoren: Frank Argos
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persönlich hatte bedient werden wollen. Es war ein lohnendes Geschäft geworden, da der Russe für mehrere Millionen Dollar Rohsteine erworben hatte. Eine Woche später hatte er dann von diesem Ruslan Sutin eine Rolex erhalten - als Dankeschön. Lächelnd schaute er auf deren Goldgehäuse und genoss, wie der Sekundenzeiger über das funkelnde Zifferblatt schwebte.
    Neugierig überflog er den Brief und erschrak. Dieser Sutin wusste nicht nur von seinem geheimen Hobby, der Erforschung der Mayakultur, sondern war auch über alle seine Aktivitäten auf diesem Gebiet informiert. Detailliert und mit entsprechenden Fotos bestückt, führte ihm der Russe sogar das von ihm im letzten Monat erworbene Mayarelikt auf, das er illegal aus Honduras hatte einführen lassen. Was wollte der Russe von ihm? Wollte er ihn mit seinem Wissen erpressen? Dann las er auf der DVD einen handschriftlichen Vermerk:
     
    Kolumbianisches Copán 2012?
     
    Darunter stand eine Handynummer. Er entschuldigte sich bei seinem Bruder und ging durch ein hohes Portal in einen Raum, der aus einem europäischen Herrscherhaus abstammen könnte. Sanft geschwungene goldene Tischbeine unter Marmorplatten, mannshohe Porzellanvasen, schillernde, mit Goldfäden gewebte Seidentapeten und eine die Stuckdecke berührende Bücherwand. Dort verharrte er kurz und hantierte an einem mit üppigen Goldprägungen verzierten braunen Lederband. Surrend fuhr ein Bücherwandteil nach hinten. Eine steinerne Treppe, die steil abwärts führte, wurde sichtbar.
    Vorsichtig stieg er die ausgetretenen Stufen hinab und betrat einen fensterlosen, dämmrigen Raum, dessen spärliches Mobiliar aus einem Holztischchen und einer grünen Ledercouch bestand, auf der eine Fernbedienung lag. Vor gekalkten Wänden harrten dezent beleuchtete Vitrinen auf Besucher. Nachdenklich ging er auf einen der Glaskästen zu. Eine Figur aus grünem Tuffstein, aus deren Kopf ein stilisierter Maiskolben ragte, stierte ihn an. Der Maisgott Hun Nal war die letzte Figur, die er erworben hatte, eine letzte Erinnerung an seine heile Welt von vorher.
    Von einer Wand starrte ein Flachbildfernseher auf ihn herab. Er schob die Silberscheibe ein. Dann ging er zur Couch und fläzte sich hinein. Ein Knopfdruck, und ein Scheppern dröhnte durch den Raum. Reflexartig regelte er die Lautstärke herunter. Schmutzig graue Wolken waberten vor ihm, die wahrscheinlich aus einem Helikopter aufgenommen worden waren. Genervt verfolgte er die nebligen Aufnahmen und wollte gerade den Schnelldurchlauf aktivieren, als eine Pyramide auf ihn zuraste. Kurz darauf stand er vor dem Bildschirm und reckte sich dem Standbild entgegen. Steinerne Fratzen glotzten ihn an. Er kannte diese Zeichen. Es war die Mayaglyphen für den vorletzten Herrscher von Copán – Yax Pasaj Chan Yoaat. So eine Tempelpyramide und ähnliche Steinbilder hatte er schon einmal gesehen. Doch diese befanden sich über zweitausend Kilometer von hier entfernt in Honduras, und dort verehrten die Leute schon lange nicht mehr, und vor allem nicht halb nackt, irgendwelche Mayaherrscher.
    Benommen taumelte er zum Sessel. Ächzend fiel er hinein. In seinem Kopf brodelte es. Etwas schrie in ihm auf, warnte ihn. Er überlegte, wollte ihn jemand mit dem Video hereinlegen, und wenn ja, wer und warum? Langsam ließ er den Film vor- und zurücklaufen und grübelte erneut. Die Tempelpyramide sah echt aus, beziehungsweise sie wirkte wie  eine aufwendige Kopie des Copáner Originals. Doch sah man genauer hin, erkannte man auch einige Unterschiede. Wenn man ihm hier einen Fake unterjubeln und sein Interesse wecken wollte, warum dann diese lächerliche Science-Fiction-Einlage mit dem Astronauten, der so primitiv kostümiert war, dass man es sofort erkannte. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Das war nichts anderes als eine Kulisse für irgendein Hollywood-Filmchen á la Apokalypto.
    Vielleicht drehten sie in Kolumbien gerade einen neuen Teil; und irgendein Witzbold wollte einfach die Gelegenheit nutzen, um den Hobbyarchäologen und angeblichen Mayaexperten Vidal Cara vorzuführen.
    Betroffen schaute er auf. Was machte er hier eigentlich? Vor wenigen Tagen war Maria vor seinen Augen getötet worden und er sinnierte hier über einen plumpen Videoclip, dessen einarmiger Hauptdarsteller erschreckend plump agierte. Das Filmchen war so amateurhaft, so Hollywood-untypisch, dass es schon fast wieder echt sein konnte – fast sein musste.
    Er schaute sich den eigenartigen Astronauten
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