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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition)
Autoren: Frank Argos
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sitzen.
    Wenig später stand der Russe vor ihm,  wieder ganz in Weiß gekleidet. Aber gegenüber dem ersten Treffen sah er diesmal furchtbar dürr aus und trug außerdem Handschuhe. Es berührte ihn unangenehm, eine stoffbedeckte Hand drücken zu müssen. Sein Gegenüber schien seine Aversionen zu spüren und startete das Treffen mit einer Entschuldigung: „Señor Cara, betrachten Sie bitte meine Maskerade nicht als Unhöflichkeit gegenüber Ihrer Person, aber ein Autounfall und die Verbrennungen, die ich mir dabei zuzog, haben entstellende Narben zurückgelassen. Ich möchte Ihnen diese nicht zumuten.“ Dabei wischte er sich mit zitternder Hand den Schweiß von der Stirn.
    „Señor Sutin, ich muss mich entschuldigen, wenn es für Sie so aussah, als fühlte ich mich von ihrem Äußeren abgestoßen. Bitte nehmen Sie doch Platz. Aber ohne unhöflich sein zu wollen, bin ich doch auf Ihre Geschichte gespannt, die sich mit dem mir zugesandten Video verbindet.“
    Während Sutin sich in den angebotenen Ledersessel setzte, schüttelte ein furchtbarer Hustenanfall seinen dürren Körper. Erneut bildeten sich Schweißrinnsale auf seiner Stirn und er wischte sie sich bebend mit einem weißen Seidentuch ab, bevor er antwortete.
    „Señor Cara, lassen Sie mich ein wenig ausholen, da die Geschichte dieses Videos sehr komplex ist. Als international operierender Pharma-Scout bin ich ständig auf der Suche nach unbekannten pharmakologisch wirksamen Substanzen. Mein Spezialgebiet ist die Auswertung von mündlichen und schriftlichen Zeugnissen der Ureinwohner Mittelamerikas, speziell der Maya. Dabei suche ich vor Ort nach Hinweisen, beziehungsweise versuche ich den Nachfahren entsprechende Rezepte zu entlocken. Und so traf ich in der Sierra Nevada de Santa Marta auf einen Kogui-Schamanen, der mir eine bizarre Geschichte über die Maya erzählte. Dazu nötigte er mich, seinen Poporo zu teilen. Abwechselnd genossen wir vom Inhalt der Kalebasse zu Kalk gemahlene Muschelschalen und Kokablätter. Der Hals des Gefäßes war mit eingetrockneten gelbgrünen Rinnsalen übersät, die vom Kokaspeichel des Kogui stammten. Mir war zwar speiübel dabei, aber ich hatte schon weit schlimmere Gebräuche über mich ergehen lassen. Dieser Kogui, der sich als Mamo, als Hüter der Welt, bezeichnete, erzählte mir jedenfalls folgende Begebenheit:
    Vor circa eintausend Jahren besuchte die Kogui ein Händler der Maya, der auf dem Weg zur Küste war. Dieser Mann erzählte, seinem, und nun folgte eine Kette von Ur-Silben, bevor es irgendwann mit dem Wort Großvater endete, dass er große Mengen Salz und Obsidian sowie Kleidung im Auftrag eines mächtigen Priesters erwerben müsse. Falls ihm dies aber misslänge, würde ihn dieser Priester in einen grünen Kristall verwandeln und zerschmettern. Damit endete der Händler und holte aus seinem Umhang ein schmieriges Etui. Vorsichtig zog er aus dessen fellummantelter Scheide einen keilförmigen Kristall. Der Stein versprühte im Sonnenlicht ein grünes Feuer und war härter als Obsidian.“ Hier horchte Cara auf. Die Maya schätzten nur einen grünen Stein – Jade. Jade war das grüne Gold der Maya, doch Jade war relativ weich und undurchsichtig. Für das, was dieser Kogui beschrieb, kam nur ein Mineral infrage – der Smaragd.
    Aber solche großen und reinen Smaragdkristalle wie der beschriebene gab es nicht, gab es nirgendwo in Kolumbien oder sonst wo auf der Welt. Aber eigentlich wollte er ja wissen, wie dieses Video zustande gekommen war und was sich dahinter verbarg. Er hüstelte gereizt, Sutin verstand den diskreten Hinweis und führte seine Erzählung fort.
    „Das Merkwürdige an diesem Mayahändler, von dem der Schamane mir berichtete, war die Behauptung, dass sein Wohnort im Norden Kolumbiens zu finden sei.“
    Cara wurde unruhig. Was lief hier ab? Jedes Kind wusste, dass die Heimat der Mayakultur Mittelamerika war und nicht Kolumbien. Andererseits, wenn man ihm hier eine Falle stellen wollte, war das Ganze zu primitiv gestaltet, um ihn ernsthaft zu gefährden.
    Als hätte Sutin seine Gedanken erraten, fuhr er mit seiner Erzählung fort. „Wir beide wissen, dass die südlichste Enklave der Maya Copán war, das gut zweitausend Kilometer von hier entfernt im heutigen Honduras liegt. Theoretisch wäre aber ein Kontakt auf dem Landweg möglich gewesen. Ich möchte da nur an die Märsche gewisser Armeen nach Moskau erinnern, die zum Teil kämpfend durchgeführt wurden und die zudem noch der russische
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