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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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tiefer und viel dunkler wirken.
    »Also, da wär’s dann«, sagte Wobbler. »Das Spiel ist aus. Gehen wir nach Hause.«
    Der Nebel wurde vom Wind weggeblasen. Man konnte sogar den Mond durch die Wolkenfetzen sehen.
    »Komm schon«, sagte er noch einmal.
    »Es ist immer noch nicht in Ordnung«, sagte Johnny. »So kann es nicht enden.«
    »Das Ende ist doch in Ordnung«, sagte Wobbler. »Wie Yo-less schon gesagt hat: Böse Männer eingesperrt. Vier Jungs haben den Friedhof gerettet, und jetzt gibt’s Kuchen für alle.«
    Der verlassene Bulldozer wirkte in diesem blassen Licht viel größer.
    Die Luft prickelte ein wenig.
    »Irgend etwas wird passieren«, sagte Johnny und rannte in Richtung Friedhof.
    »Warte mal –«
    »Komm mit!«
    »Nein! Nicht da rein!«
    Johnny drehte sich um.
    »Und du willst ein Vampir sein?«
    »Aber –«
    »Komm schon, das Geländer ist sowieso kaputt.«
    »Aber es ist fast Mitternacht! Und da drinnen sind Tote!«
    »Na und? Früher oder später sind wir alle tot.«
    »Ja, aber ich, ich wäre es lieber später, vielen Dank!«
    Johnny konnte es um sich herum spüren – ein bedrückendes Gefühl, wie kurz vor einem Gewitter. Es hing über den bröckelnden Grabsteinen und schwebte über den staubigen Sträuchern.
    Der Nebel strömte jetzt davon, als versuche er, vor irgend etwas zu fliehen. Der Mond schien von einem dunkelblauen Himmel herunter und malte noch dunklere Schatten auf den Boden.
    North Drive und East Way… sie waren immer noch da, aber sie sahen jetzt anders aus. Sie gehörten an einen anderen Ort – wo die Leute den Straßen der Toten nicht Namen geben wie in den Städten der Lebenden…
    »Wobbler?« sagte Johnny ohne sich umzudrehen.
    »Ja?«
    »Bist du da?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    Er konnte spüren, wie etwas von ihm abfiel wie eine schwere Decke. Er war überrascht, daß seine Füße immer noch auf dem Boden waren.
    Er rannte den North Drive entlang zu dem kleinen Platz, an dem all die Straßen aufeinandertrafen.
    Dort war schon jemand.
    Sie wirbelte mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen herum, der Kies knirschte unter ihren Füßen, das Mondlicht glitzerte auf ihrem alten Hut. Ganz alleine tanzte Mrs. Tachyon dort in der Nacht.
    Nicht ganz allein…
    Die Luft sprühte Funken. Glühende Linien, blau wie Elektrizität, dünn wie Rauch, schossen aus dem klaren Himmel. Wo sie die Finger der tanzenden Frau berührten, streckten sie sich, zerbrachen und bildeten sich wieder neu.
    Sie krochen über das Gras. Sie zischten durch die Luft. Der ganze Friedhof war lebendig, erfüllt mit blaß-blauen Kometen.
    Lebendig…
    Mrs. Tachyons Füße berührten den Boden nicht mehr.
    Johnny sah seine eigenen Finger an. Über seiner rechten Hand knisterte ein blauer Strahl wie ein Nordlicht. Als er den Sternen zuwinkte, glitzerte es, und er fühlte, wie seine Füße vom Kiesweg abhoben.
    »Woooow!«
    Die Lichter wirbelten um ihn herum und ließen ihn sanft wieder zu Boden sinken.
    »Wer
seid
ihr?«
    Ein Feuerstrahl schoß durch die Nacht und explodierte dann. Funken flogen heraus und malten Linien in die Luft, die einen vertrauten Umriß annahmen, wie von Neon umrahmt.
    »Nun«, sagte die Gestalt, und blaues Feuer funkelte in ihrem Bart, »bis heute abend habe ich gedacht, ich sei William Stickers. Schau!«
    Blaue Leuchtstreifen bogen sich noch einmal über den Grabstein, flirrten um den dunklen Klotz des Bulldozers und glitten darüber hinweg, so daß er leuchtete.
    Der Motor sprang an.
    Man konnte das Schalten des Getriebes hören.
    Die Maschine bewegte sich vorwärts. Die Geländerstangen schepperten auf den Boden und rollten klirrend davon. Die Mauer krachte zusammen.
    Lichter kreisten um den Bulldozer, als er davonrollte.
    »Heh! Halt!«
    Metall knirschte. Das Motorengeräusch wurde zu einem dunklen, beharrlichen Dröhnen.
    Die Lichter drehten sich und sahen Johnny an. Er konnte ihre Aufmerksamkeit spüren.
    »Was
machen
Sie da?«
    Ein Licht zersprang und wurde zum glitzernden Schattenriß des Stadtrats.
    »Ist das nicht, was die Leute wollten?« sagte er. »Wir brauchen ihn nicht mehr. Und
wenn
es jemand macht, dann sollten wir das sein. Das ist unser gutes Recht.«
    »Aber Sie haben gesagt, das hier wäre Ihr Zuhause!« sagte Johnny.
    Mrs. Sylvia Liberty zeichnete sich in der Dunkelheit ab.
    »Es gibt hier nichts mehr«, sagte sie, »was wichtig für uns wäre.«
    »Die Macht der Gewohnheit hat das Proletariat schon zu lange unterdrückt«, sagte William Sticker. »Zumindest
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