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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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Jahr. Man soll Trauben und so was herumreichen, nicht einfach alles, was man im Kühlschrank findet.«
    »Die Sachen waren nicht so schlimm«, sagte eines der Mädchen. »Sondern was es sein sollte.«
    »Also gut«, sagte Johnny zu Yo-less. »Ich hab wirklich versucht, drauf zu kommen. Wer bist du?«
    Yo-less hatte die Hälfte seines Gesichtes mit weißer Schminke angemalt. Er trug kein T-Shirt, nur ein Unterhemd, aber er hatte ein Stück künstliches Leopardenfell gefunden, das er über die Schulter geworfen hatte. Und er trug einen schwarzen Hut.
    »Baron Samedi, der Voodoo-Gott«, sagte Yo-less. »Ich hab die Idee aus einem James-Bond-Film.«
    »Das ist rassistisch«, sagte jemand.
    »Nein, ist es nicht«, sagte Yo-less. »Nicht, wenn
ich
so was tue.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß Baron Samedi keine Melone getragen hat. Mit der Melone siehst du irgendwie aus, als wärst du auf dem Weg ins Büro.«
    »Ich kann nichts dafür. Was anderes hab ich nicht gefunden.«
    »Vielleicht ist er Baron Samedi, der Voodoo-Gott der Steuerberater«, sagte Wobbler.
    Einen Moment lang dachte Johnny an Mr. Grimm; sein Gesicht war zwar einfarbig, aber er sah wahrhaftig wie der Voodoo-Gott der Steuerberater aus, wenn es denn so was gab.
    »In dem Film hatte er lauter Tarot-Karten und so’n Zeug«, sagte Bigmac.
    »Nicht ganz«, meinte Johnny, der langsam wieder aufwachte. »Tarot-Karten sind was Europäisches. Voodoo ist ein afrikanischer Okkultismus.«
    »Sei nicht blöd, Voodoo kommt aus Amerika«, sagte Wobbler.
    »Nein, amerikanischer Okkultismus ist, daß Elvis Presley noch lebt«, sagte Yo-less. »Voodoo kommt aus Westafrika, mit christlichen Einflüssen. Ich hab’s nachgelesen.«
    »Ich hätte ein paar ganz
normale
Spielkarten«, bot Wobbler an.
    »Keine Karten«, sagte Baron Yo-less ernst. »Meine Mutter würde ausrasten.«
    »Und wie wär’s mit Tischerücken?«
    »Nein. Das könnte dazu führen, daß finstere Mächte über uns hereinfallen«, erzählte Baron Yo-less. »Das passiert schnell bei spiritistischen Sitzungen.«
    Jemand schaltete die Anlage an und fing an zu tanzen.
    Johnny starrte in sein Glas mit dem schrecklichen Gesöff. Ein Orangenkern schwamm darin herum.
    Karten und Tischerücken, dachte er. Und die Toten. Das sind keine finsteren Mächte. Sich über Karten und Heavy Metal aufzuregen, und Fantasyspiele zu verteufeln, weil Dämonen drin vorkommen, ist ungefähr so, wie die Tür zu bewachen, wenn
Es
in Wirklichkeit durch die Ritzen im Fußboden hereinkommt. Wirklich finstere Mächte… sind nicht finster. Sie sind eher grau, so wie Mr. Grimm. Sie nehmen dem Leben die ganze Farbe; sie nehmen eine Stadt wie Blackbury und verwandeln sie in leere Straßen und Leuchtreklame und… und Hochhäuser, in denen niemand leben will und in denen niemand wirklich
lebt.
Es sieht so aus, als wären die Toten lebendiger als wir. Und jeder wird grau und verwandelt sich in eine Zahl und dann fängt irgend jemand irgendwo an, damit rumzurechnen.
    Der Dämon Yoth-Ziggurat will einem vielleicht die Seele in kleine Stückchen schneiden, aber zumindest behauptet er nicht, daß man gar keine hat. Und man hat wenigstens die Chance, das magische Schwert zu finden.
    Er dachte immer noch über Mr. Grimm nach. Selbst die Toten hielten sich von ihm fern.
    Als er wieder aufwachte, hörte er Wobbler gerade sagen: »Wir könnten losziehen und Zoll erheben.«
    »Meine Mutter sagt, das ist auch nicht besser, als Betteln«, meinte Yo-less.
    »Ha, im Joshua N’Clement ist es noch viel schlimmer«, sagte Bigmac. »Dort heißt das Spiel, ›fünf Pfund her, oder du kannst deine Reifen vergessen‹.«
    »Wir könnten es hier im Viertel probieren«, sagte Wobbler. »Oder wir könnten zum Einkaufszentrum gehen.«
    »Da wird’s nur voll von Kindern sein, die in Kostümen rumrennen und schreien.«
    »Ein paar mehr stören dann auch nicht«, sagte Johnny.
    »Na gut«, sagte Wobbler. »Dann laßt uns gehen…«
     
    Tatsächlich war das Neil-Armstrong-Einkaufszentrum voller Leute, die nicht mehr wußten, was sie auf ihren Halloween-Parties anfangen sollten. Sie liefen in Gruppen herum, begafften die Kostüme der anderen und unterhielten sich, was ziemlich genau das war, was sie sonst auch taten, außer, daß das Zentrum heute aussah wie Transsylvanien am verkaufsoffenen Abend.
    Zombies schlurften unter den Neonröhren herum. Hexen hockten in Grüppchen und kicherten über die Jungs. Grinsende Kürbisse hüpften in den Aufzug. Vampire kauerten
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