Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
unter den traurigen Zimmerbäumen und fummelten an ihren falschen Gebissen herum. Mrs. Tachyon wühlte in den Mülleimern nach Dosen.
    Johnnys pinkfarbenes Gespenstergewand stieß auf reges Interesse.
    »Irgendwelche Toten gesehen?« fragte Baron Yo-less, nachdem Wobbler und Bigmac sich davongemacht hatten, um etwas zum Essen aufzutreiben.
    »Hunderte«, sagte Johnny.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein.
Die
nicht. Ich mache mir Sorgen, daß ihnen was passiert ist.«
    »Sie sind
tot.
Wenn sie überhaupt existieren«, sagte Yo-less. »Sie können schließlich nicht überfahren werden oder so. Nachdem du ihren Friedhof gerettet hast, machen sie sich vielleicht einfach nicht mehr die Mühe, mit dir zu reden. Das ist es wahrscheinlich. Ich glaube, daß –«
    »Will jemand eine Himbeer-Schlange?« fragte Wobbler und raschelte mit einer großen Papiertüte. »Die Totenköpfe sind auch empfehlenswert.«
    »Ich geh nach Hause«, sagte Johnny. »Irgendwas stimmt nicht, und ich weiß nicht, was es ist.«
    Eine zehnjährige Braut von Dracula flatterte vorbei.
    »Ich muß ja zugeben, das hier ist nicht besonders aufregend«, sagte Wobbler. »Wißt ihr was? Im Fernsehen läuft heute ›
Die Nacht der nervigen Vampire‹.
Das könnten wir uns zusammen anschauen.«
    »Und was ist mit den anderen?« fragte Bigmac. Der Rest der Party hatte sich aufgelöst.
    »Ach, was soll’s. Die wissen ja, wo ich wohne«, sagte Wobbler philosophisch, als ein blutbefleckter Leichenschänder mit einem Eis am Stiel vorbeilief.
    »Ich glaube nicht an nervige Vampire«, sagte Bigmac, als sie an die frische Luft kamen. Es war jetzt wesentlich kühler, und es zog wieder Nebel auf.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Wobbler. »Ich schätze, hier bei uns in der Gegend wären sie so.«
    »Und würden Fruchtsaft saugen«, sagte Yo-less.
    »Und ihre Mutter würde ihnen verbieten, früh ins Bett zu gehen«, meinte Bigmac, aber in diesem Punkt waren sie sich nicht unbedingt einig.
    »Warum gehen wir hier lang?« fragte Wobbler. »Das ist nicht der Weg zurück.«
    »Außerdem ist es neblig«, sagte Bigmac.
    »Das ist nur der Dunst vom Kanal«, meinte Johnny.
    Wobbler blieb stehen.
    »O nein«, sagte er.
    »Hier entlang geht es schneller«, sagte Johnny.
    »O ja.
Schneller.
Ganz bestimmt. Weil ich
rennen
werde.«
    »Sei nicht bescheuert.«
    »Es ist Halloween!«
    »Na und? Du siehst aus wie Dracula – wovor hast du Angst?«
    »Da gehe ich heute abend nicht lang!«
    »Es ist kein bißchen anders als tagsüber.«
    »Okay, es ist dasselbe, aber
ich
bin anders!«
    »Angst?« fragte Bigmac.
    »Was? Ich? Angst? Ha? Ich? Ich habe überhaupt keine
Angst

    »Es ist allerdings wirklich ein bißchen riskant«, meinte Baron Yo-less.
    »Ja, riskant«, sagte Wobbler schnell.
    »Ich meine, man kann nie wissen«, fügte Yo-less hinzu.
    »Nie wissen«, echote Wobbler.
    »Es ist doch bloß eine Straße in unserer Stadt. Mit Lichtern und einer Telefonzelle und allem«, sagte Johnny. »Ich… ich werde einfach keine Ruhe finden, bis ich nicht nachgesehen habe. O.k.? Und außerdem sind wir schließlich zu viert.«
    »Das heißt nur, daß gleich viermal etwas Furchtbares passieren kann«, meinte Wobbler.
    Aber während sie redeten, waren sie weitergegangen; jetzt konnten sie das Licht der Telefonzelle wie einen verschwommenen Stern im Nebel erkennen.
    Die anderen drei wurden still. Der Nebel schluckte alle Geräusche.
    Johnny horchte. Aber es war nicht mal die Löschpapier-Stille zu hören, die die Toten machten.
    »Seht ihr?« flüsterte er. »Ich habe ja gesagt –«
    Jemand hustete in einiger Entfernung. Alle vier versuchten plötzlich, denselben Platz einzunehmen.
    »Tote husten nicht!« zischte Johnny.
    »Dann ist jemand auf dem Friedhof!« sagte Yo-less.
    »Menschenräuber!« sagte Wobbler.
    »Grabschänder!« sagte Bigmac.
    »Darüber hab ich was in der Zeitung gelesen!« flüsterte Wobbler. »Leute, die Gräber für irgendwelche satanischen Riten aufbuddeln.«
    »Seid still!« sagte Johnny. Sie sanken in sich zusammen. »Für mich klang das, als käme es von der alten Stiefelfabrik.«
    »Aber es ist mitten in der Nacht«, meinte Yo-less.
    Sie schlichen vorwärts. Im Licht der Straßenlaterne tauchte ein dunkler, kantiger Umriß auf.
    »Ein Lastwagen«, sagte Johnny. »Da. Graf Dracula hat nie einen Lastwagen gefahren.«
    »Aber nur, weil es damals noch keine gab.« Bigmac zwang sich zu einem Grinsen.
    Irgendwo im Nebel erklang ein metallisches
Kling.
    »Wobbler?« sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher