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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen
Autoren: Terry Pratchett
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FRIEDHOFSVERKAUF GERÜFFELT. Der
Guardian
benutzte oft Wörter wie »gerüffelt« und »Krawall«; man fragte sich, wie der Redakteur wohl zu Hause redete.
    Johnny kam auch in dem Artikel vor, aber sein Name war falsch geschrieben, und außerdem wurde »Kriegsheld Arthur Atterbury, Präsident der neu gegründeten ›Freiwilligen von Blackbury‹« zitiert. »In dieser Stadt gibt es junge Leute mit soviel Gespür für Geschichte, daß sich die Stadtverwaltung gut eine Scheibe davon abschneiden könnte. Man nimmt an, daß er damit auf Miss Ethel Liberty anspielte, die gestern abend nicht zu einem Kommentar bereit war.«
    Sogar der eine oder andere Lehrer sprachen davon; es war ungewöhnlich, daß jemand aus der Schule in der Zeitung stand, außer im Zusammenhang mit Schlagzeilen wie: Zwei Jugendliche wegen Autodiebstahls festgenommen.
    Selbst der Geschichtslehrer fragte Johnny nach den Kameraden von Blackbury. Und dann erzählte er seiner Klasse vom Stadtrat und William Stickers und Mrs. Sylvia Liberty, wobei er aber behauptete, die Informationen aus der Bibliothek zu haben. Eines der Mädchen sagte, sie wolle auf jeden Fall ein Projekt über die Frauenrechtlerin Mrs. Liberty machen, und Wobbler sagte, ja, das Recht der Frauen, unrecht zu haben, was zu einer Diskussion führte, die bis zum Ende der Stunde andauerte.
    Auch der Rektor zeigte Interesse – wahrscheinlich aus lauter Erleichterung, daß Johnny nicht in einer dieser JUGENDGANG WEGEN LADENDIEBSTAHLS FESTGENOMMEN-Geschichten verwickelt war. Johnny wurde ins Rektorat zitiert. In solchen Fällen war es ratsam, das eine Ende einer Schnur an einen bekannten Ort zu binden und seinen Freunden zu sagen, daß sie nach einem suchen sollten, wenn man nicht innerhalb von zwei Tagen zurück sei.
    Johnny wurde mit einer kurzen Ansprache über »soziales Bewußtsein« abgefertigt und war eine Minute später wieder draußen.
    Er traf die anderen drei in der Mittagspause.
    »Kommt mit«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Auf den Friedhof. Ich glaube, da ist irgendwas schiefgegangen.«
    »Ich habe noch nicht zu Mittag gegessen«, sagte Wobbler. »Regelmäßige Mahlzeiten sind sehr wichtig für mich. Sonst übersäuert mein Magen.«
    »Ach, hör schon auf.«
     
    Als sie schließlich im Herzen Australiens miteinander um die Wette rannten, brauchten sie nicht mal mehr das Radio.
    Die Dämmerung schlich ihnen über den Pazifik hinterher, aber sie rannten einfach weiter.
    »Müssen wir jemals anhalten?«
    »Nein!«
    »Bevor ich gestorben bin, hatte ich immer schon die Welt sehen wollen!«
    »Nun, dann war es nur eine Frage des Timings.«
    »Wie spät ist es?«
    »Mitternacht.«
     
    Der Friedhof war jetzt nicht mehr leer. Ein paar Fotografen standen herum, sogar einer von der Sonntagszeitung. Auch die Filmcrew vom lokalen Fernsehsender war vor Ort. Und zu den Hundespaziergängern hatten sich andere gesellt, die einfach herumliefen und sich umsahen. In einer verlassenen Ecke schrubbte Mrs. Tachyon geschäftig an einem Grabstein.
    »So viele Leute habe ich hier noch nie gesehen«, sagte Johnny. Er fügte hinzu, »zumindest keine, die atmen«.
    Yo-less, der mit ein paar Leuten in wollenen Pudelmützen geredet hatte, die begeistert in das Dickicht hinter Mrs. Libertys Grab spähten, kam wieder zurück. »Es heißt, wir haben hier nicht nur Umwelt und Ökologie, sondern auch ein Biotop«, sagte er. »Sie glauben, sie hätten eine seltene skandinavische Drossel entdeckt.«
    »Ja, dieser Ort ist voller Leben«, sagte Bigmac.
    Ein städtischer Transporter kam den Kanalweg entlanggefahren. Einige Männer in Parkas sammelten die alten Matratzen ein. Der Zombie-Fernseher war schon verschwunden. Mr. Grimm war nirgends zu entdecken, nicht einmal von Johnny.
    Draußen vor den Toren parkte ein Streifenwagen. Sergeant Comely war Anhänger der Theorie, daß immer, wenn sich Menschenmengen versammelten, früher oder später etwas Illegales geschehen mußte.
    Der Friedhof wimmelte nur so vor Leuten.
    »Sie sind fort«, sagte Johnny. »Ich spüre, daß sie… nicht hier sind.«
    Die anderen drei stellten fest, daß sie unwillkürlich dichter aneinander gerückt waren.
    In dem Ulmen schrie eine seltene skandinavische Drossel – falls es keine Saatkrähe war.
    »Wohin sind sie gegangen?« fragte Wobbler.
    »Keine Ahnung!«
    »Ich wußte es. Ich
wußte
es!« sagte Wobbler. »Gleich fangen seine Augen an zu glühen, paßt bloß auf. Du hast sie rausgelassen! Bald werden sie überall rumschlurfen, wartet’s
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