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Maskenschmuck (German Edition)

Maskenschmuck (German Edition)

Titel: Maskenschmuck (German Edition)
Autoren: Sibylle Walter
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zerpflückte sie vernichtend. Das stärkte den Teamgeist nicht ungemein. Inzwischen hatte sie Probleme, überhaupt Mitsegler zu finden.
    Davon abgesehen, war sie ein unheimlich guter Kumpel. Sie hatten lange Jahre gemeinsam die Schulbank gedrückt, ihre ersten Lieben miterlebt und nach dem Abi eine lange Tour durch Frankreich , Schweiz und Spanien gemacht – den größten Teil als Tramper – wovon Christins Eltern nichts wissen durften. Sie waren stets besorgt um ihre wilde Tochter, sicher nicht zu Unrecht, wie Rebecca gelegentlich dachte. Manchmal war sie nur um Haaresbreite heil aus einer Sache heraus gekommen.
    „Nur mal eben“ pflegte sie meist eine Unternehmung einzuleiten. Rebecca erinnerte sich mit Grauen an einen Vorfall während ihrer Tramper Tour. Sie fuhren „nur mal eben“ von ihrem Campingplatz bei Pilas sur Mer nach Spanien. was heißt hier fuhren, sie trampten natürlich. Das war morgens auf dem Hinweg kein Problem, sie wurden sofort mitgenommen und auch gleich von ihren Fahrern in San Sebastian hinter der spanischen Grenze zum Essen eingeladen. Die beiden Jungen waren unkompliziert und nett gewesen, sie hatten sich gut unterhalten und gleich nach dem Essen verabschiedet. Danach bummelten sie durch den Ort und genossen den Trubel um sich herum. Gegen Abend wollten sie auf die gleiche Weise den Rückweg antreten, wurden aber zweimal hintereinander nur kurze Strecken mitgenommen und standen dann lange Zeit wartend am Straßenrand. Es wurde schnell dunkel, daran hatten sie überhaupt nicht gedacht. nun klapperten sie in ihren kurzen Shorts. Dann die Geräusche um sie herum, sie dachten an irgendwelche Tiere und gruselten sich. Kein Auto weit und breit.
    Als endlich ein Motorengeräusch zu hören war, stellte sich Christin mitten auf die Straße und fuchtelte mit den Armen. Quietschend hielt ein Porsche, und ein wütendes Ehepaar stellte sie zur Rede, war aber nach kurzem Hin und her bereit, sie mitzunehmen. Sie saßen zusammengedrückt auf einer Art Notsitz oder eher Gepäckablage. Mit ihren Knien umfingen sie die Köpfe ihrer Vordermänner ... Zu ihrer großen Erleichterung setzte das Ehepaar sie direkt am Eingang ihres Campingplatzes ab, nicht ohne sie noch einmal nachdrücklich auf die Gefahren des nächtlichen Trampens hinzuweisen. Christin tat das einfach mit einem unbekümmerten Achselzucken ab. So war sie nun einmal.
    Eigentlich ist sie heute noch genauso, dachte Rebecca, die mit einem Schaudern die Ereignisse noch einmal Revue passieren ließ. Allein diese kurzen Hosen mitten in der Dunkelheit – sie waren praktisch eine Einladung für alle Vorüberfahrenden gewesen!
    Na was soll’s, war ja gut ausgegangen. Auf der Regatta würde nichts ähnlich Aufregendes möglich sein. Außerdem war selbst Christin inzwischen etwas ruhiger geworden. Nach dem mit Ach und Krach bestandenen Abitur hatte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin begonnen und den Unkenrufen ihrer Eltern zum Trotz mit Auszeichnung bestanden. Dank ihrer quirligen, auf fremde Menschen zugehenden Art und nicht zuletzt wegen ihrer Sportlichkeit konnte sie sich gut in ihrem Beruf behaupten und träumte seit einiger Zeit davon, sich selbstständig zu machen.
     
    Rebecca guckte auf die Uhr. Jetzt konnte sie genauso gut noch einmal in ihre Werkstatt gehen und ihre Entwürfe überarbeiten. Es lohnte sich nicht, nach Hause zu fahren auf die andere Seite der Förde, wenn sie abends zu Jan und Lara gehen würde. Außerdem hatte sie einen interessanten Rohling hier liegen, mal sehen, was sie daraus gestalten könnte. Schon bald war sie in ihre Arbeit vertieft und merkte kaum, wie die Zeit verging. Erst Lara riss sie wieder aus ihrer Vertiefung heraus.
    „Willst du gleich mitkommen? Jan kommt heute ausnahmsweise auch früher, dann können wir zusammen essen.“

 
     
                                                                      *
     
    Lara und Jan führten sie gleich hoch zum Boden.
    „Wir haben neulich ausgemistet, jetzt steht hier nur noch der Schrank von deinen Eltern. Den kannst du doch eigentlich bei dir unterbringen. Platz genug hättest du.“
    Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Rebecca deren Wohnung räumen und alles verkaufen lassen. Sie selbst war zu geschockt gewesen, um sich damit zu befassen. Außerdem hatten ihre Eltern auf Grund ihres Lebensstils nur wenige Dinge besessen. Ihre Mutter hatte immer betont, dass sie jederzeit reisefertig sein wollte, und
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