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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball
Autoren: Arnold Kuesters
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wollte nun doch nicht ins Detail gehen. »Es ist jemand, der vom Alter her in ihr Arbeitsfeld passen würde.«
    »Ein alter Mensch? Er soll drei Morde begangen haben?« Dr. Helmut Köhler war erstaunt.
    »Mord ist keine Frage des Alters.«
    »Da haben Sie vermutlich Recht. Es ist nur so ungewöhnlich. Die meisten alten Menschen, die ich zu Gesicht bekomme, könnten allein von ihrem Krankheitsbild und Zustand her niemandem mehr schaden.«
    »Unser mutmaßlicher Täter ist für sein Alter noch sehr fit, wie wir leider erfahren mussten.« Viola Kaumanns wollte sich verabschieden. Die Mordkommission konnte jetzt jeden brauchen, und sie wollte sich nicht unnötig verspäten. »Wie gesagt, ich muss mich leider verabschieden.« Sie zögerte einen Augenblick. »Es wird Ihnen nicht helfen, aber … , es tut mir leid, dass Sie Unannehmlichkeiten hatten.«
    Dr. Helmut Köhler hatte sich erhoben, um die Kommissarin zu verabschieden. »Ach, wissen Sie, mein Leben verläuft seit ein paar Wochen in völlig anderen Bahnen. Da macht das ganze Theater und die ganze Hysterie um mich als Mordverdächtigen auch nichts mehr.« Er hielt ihr die Hand hin. »Ich werde schon über die Sache hinwegkommen. Guten Tag, Frau Kaumanns.«
    Viola Kaumanns war seltsam berührt von Köhlers Worten. Das hätte sie nicht erwartet. Sie schauderte ein bisschen. Was würde noch auf sie warten? Besser, man wusste es nicht im Voraus.

    Dr. Helmut Köhler stand an seinem Bürofenster und beobachtete, wie die Kommissarin zu ihrem Dienstwagen ging. Als er sich wieder an seinen Schreibtisch setzen wollte, bemerkte er einen Mann, der eilig auf die Kommissarin zuging. Und er konnte sehen, dass Viola Kaumanns überrascht reagierte. Die beiden mussten sich kennen. Der Unbekannte war sicher schon weit älter als siebzig Jahre. Er trug einen dunklen, schmutzigen Mantel. Der Mann musste gefallen sein. Dr. Helmut Köhler konnte einen hellen Leinenbeutel erkennen, den der Rentner bei sich trug. Der Oberarzt sah, wie der Mann die Tasche öffnete und der jungen Frau etwas zeigte. Köhler konnte nicht verstehen, dass die Polizeibeamtin zurückwich und dabei die Arme hob. Erst beim zweiten Blick sah er, dass der Unbekannte die junge Kommissarin mit einer Pistole bedrohte. Hastig nahm Köhler den Telefonhörer in die Hand.

    Frank legte langsam den Hörer zurück und seine Hände flach auf den Schreibtisch. Seine Stimme klang leise. »Das war die Leitstelle. Er hat Viola in seiner Gewalt. Drei Streifenwagen sind schon unterwegs.«
    »Nein! Wo?«
    »Er hat sich mit ihr in den Haupttrakt der Hardterwald-Klinik zurückgezogen. Köhler hat von seinem Fenster aus beobachtet, wie Krüger sie mit einer Pistole bedroht hat.«
    »Scheiße. Was macht Krüger in der Klinik?« Ecki war schockiert.
    »Wir müssen das SEK informieren.«
    »Was sagen die Kollegen von der Leitstelle?«
    »Klaus Schiffer hat Dienst. Er lässt sich gerade vom Computersystem die entsprechenden Daten liefern. Wir müssen vorsichtig sein, Krüger wird zu allem entschlossen sein. Er hat nichts zu verlieren. Oh Gott, ich darf gar nicht daran denken, dass er genauso gut Lisa in seiner Gewalt haben könnte.«
    Ecki konnte sich nicht beruhigen. »Das muss man sich mal vorstellen: Wir suchen seit Wochen einen Killer, und der sitzt ausgerechnet bei der Freundin des Hauptermittlers am Frühstückstisch. Unglaublich. Was hat Krüger von unseren Ermittlungen gewusst?«
    »Jedenfalls nichts Konkretes. Ich habe nur allgemein von meiner Arbeit erzählt. So oft habe ich ihn auch gar nicht gesehen. Er war ja meist unterwegs. Ich habe mich zwar über seine Unruhe gewundert, aber jetzt weiß ich auch, warum. Mann, oh, Mann.«
    »Er hat immer gewusst, was wir tun. Da bin ich mir sicher. Er hat uns ausspioniert, und wir haben es nicht gemerkt.« Ecki schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich fasse es nicht. Die Lösung lag so nahe, und wir haben sie nicht gesehen. Wir hatten den Täter die ganze Zeit vor der Nase. Er muss Spaß an diesem Katz-und-Maus-Spiel gehabt haben.«
    »Egal, das werden wir später klären. Informiere du schon mal das SEK. Ich will erst noch zur Leitstelle, bevor wir losfahren. Wir treffen uns dort.« Ohne auf eine Antwort zu warten, sprang Frank auf und verließ das Büro.
    Im Hauptraum der abgedunkelten Leitstelle waren alle vier Arbeitspulte besetzt. Jeder Beamte betreute drei PC-Bildschirme gleichzeitig. Dienstgruppenleiter Klaus Schiffer nickte Frank zu.
    »Willst du einen Kaffee?«
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