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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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meiner informationsmangelbedingten Kleiderwahl. Doch ich war mir nicht sicher. Ich öffnete den Mund, um ein klärendes Wort zu fordern, doch dann erkannte ich, dass sich die Mühe nicht lohnte, und nahm die Karte wieder an mich. Ich stieg ein und steuerte den Wagen hinein in den Bauch von Better Future.
    Ich zog die Karte durch, um den Lift zu rufen, und erneut, um Zutritt zu Gebäude A zu erhalten. Im Durchziehen waren wir ganz groß. Ohne Karte konnte man bei Better Future nicht mal die Toilette besuchen. Einmal funktionierte die Karte einer Mitarbeiterin nicht, und sie saß drei Stunden lang in einem Korridor fest. Auf diesem Korridor herrschte zwar reger Betrieb, aber niemand hatte die Erlaubnis, sie hinauszulassen. Eine andere Person mit dem eigenen Ausweis durch eine Sicherheitstür zu schleusen, war so ziemlich der schlimmste Fehler, der einem bei Better Future unterlaufen konnte. Dafür wurde man sofort rausgeworfen. So konnte man ihr nur etwas zu essen und trinken bringen, bis der Sicherheitsdienst die Verifizierung ihrer biometrischen Daten abgeschlossen hatte.
    Ich passierte das Atrium, das sich bereits mit jungen Leuten in weißen Laborkitteln und älteren Führungskräften in Anzügen und Röcken füllte. Vor den mittleren Fahrstühlen stand eine junge Frau mit schwarzem Haar. Marketing, vielleicht auch Personalanwerbung. Der Rufknopf leuchtete, dennoch traf ich Anstalten, ihn noch mal zu drücken. Zuerst stockte ich mitten in der Bewegung, weil das völlig unlogisch war, dann tat ich es trotzdem, weil es ja nicht schaden konnte. Schließlich hatte ich sonst nichts zu tun. Beim Zurücktreten bemerkte ich, dass mich die junge Frau musterte, und wandte schnell den Blick ab. Erst jetzt wurde mir klar, dass sie zu lächeln begonnen hatte, und ich schaute wieder hin, doch es war schon zu spät. Eine Weile standen wir stumm da. Ich griff nach meinem Telefon in der Tasche. Und zischte durch die Zähne.
    »Dauert wieder mal ewig«, meinte sie.
    »Nein, ich hab mein Telefon verloren.« Ich spürte ihre Verwirrung. »Deswegen habe ich …« Ich verstummte. Schweigen.
    »Die sind alle im dritten«, sagte sie. Laut Anzeige waren drei Fahrstühle im Untergeschoss C und der vierte gleich dahinter. »Wir haben so viele Ingenieure, da möchte man doch meinen, dass die sich mal was einfallen lassen mit diesem ständigen Aufzugstau.« Sie lächelte. »Ich bin Rebecca.«
    »Hmm«, machte ich. Mit dem Fahrstuhlalgorithmus war ich vertraut. Er schickte Kabinen in die gleiche Richtung, solange sie ein Ziel hatten, und erst wenn das nicht mehr der Fall war, durften sie umkehren. Angeblich ein effizientes Verfahren. Aber es gab eine Alternative, mit der die Leute ihr Ziel schon vor dem Einsteigen eingeben konnten, um dem Steuerprogramm intelligente Entscheidungen zu ermöglichen. Das Dumme war , dass man das System überlisten konnte: Die Leute fanden heraus, dass sie schneller einen Aufzug bekamen, wenn sie wie wild auf die Knöpfe tatschten. Ich fragte mich, ob sich die Kabinen im inaktiven Zustand vielleicht auseinanderbewegen sollten. Womöglich lohnte es sich sogar, einen Aufzug aufzuhalten, um eine Lücke entstehen zu lassen. Dadurch würde sich zwar eine Fahrt verlangsamen, aber alle folgenden Liftbenutzer hätten einen Vorteil. Ich musste die Sache mal durchrechnen. Als ich den Mund öffnete, um diesen Gedanken auszusprechen, stellte ich fest, dass einer der Aufzüge angekommen war und die Frau bereits einstieg. Ich folgte ihr. Sie drückte ihre Handtasche fest an sich. Irgendwie wirkte sie angespannt. Ich überlegte krampfhaft, was ich sagen sollte, aber mir fiel nur Dauert wieder mal ewig ein, und das hatte sie ja schon zu mir gesagt. In der Abteilung Public Relations stieg sie aus, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Ich bin kein geselliger Mensch. In jeder Beurteilung schneide ich bei sozialen Fähigkeiten sehr schlecht ab. Meine ehemalige Chefin meinte einmal, dass sie noch nie jemandem begegnet ist, der wie ich im Bereich zwischenmenschliche Empathie null Punkte bekommen hat. Und dabei arbeitete sie mit Ingenieuren zusammen.
    Wenn irgendjemand eine Party macht, werde ich nicht eingeladen. In Besprechungspausen reden die Leute, zwischen denen ich sitze, mit ihren Nachbarn auf der anderen Seite. Ich habe irgendetwas Abstoßendes an mir. Damit meine ich nicht was Widerliches. Es ist eher wie bei Magneten. Je näher mir die Menschen kommen, desto stärker wird ihr Wunsch, sich zu entfernen.
    Ich bin ein
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