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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie
Autoren: 1. Perlen für die Braut
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zuversichtlich gewesen, dass sie rasch eine Stelle als Gouvernante in einer netten und respektablen Familie finden würde. Bislang hatte sie allerdings keinen Er- folg gehabt. Die wenigen Kleider, die sie und Claire auf ihrer Flucht hatten mitnehmen können, entsprachen zwar der Lon- doner Mode, aber Torys Manschetten begannen langsam abge- stoßen auszusehen, und am Saum von Claires aprikosenfarbe- nem Musselinkleid zeigten sich die ersten Flecken. Obwohl ih- re Fähigkeiten und Aussprache erkennen ließen, dass sie beide aus besseren Kreisen kamen, konnte Tory kein einziges Emp- fehlungsschreiben vorzeigen und wurde deshalb immer wieder abgewiesen.
    Fast war sie wieder so verzweifelt, wie sie es vor ihrer Flucht aus Harwood Hall gewesen war.

„Was sollen wir nur tun, Tory?" Die Stimme ihrer Schwester riss sie aus ihrem Selbstmitleid. „Mr. Jennings hat gesagt, dass er uns hinauswirft, wenn wir die Miete nicht bis Ende dieser Woche gezahlt haben."
    Tory erschauderte bei dem Gedanken. Sie hatte in London Dinge gesehen, die sie sich kaum vorzustellen vermocht hatte, obdachlose Kinder, die Essensreste aus der Gosse klaubten, Frauen, die ihre ausgezehrten Körper für so wenig Geld anbo- ten, dass es kaum zum Überleben reichte. Der bloße Gedanke, dass sie nun ihre letzte Zuflucht, eine kleine Dachkammer über dem Laden eines Hutmachers, verlieren sollten, war mehr, als Tory ertragen konnte.
    „Mach dir keine Sorgen", beruhigte sie dennoch ihre Schwester und versuchte, zuversichtlich zu klingen. „Bislang haben wir immer eine Lösung gefunden."
    Claire lächelte schwach. „Ich weiß, dass dir etwas einfallen wird. Dir fällt immer etwas ein." Mit ihren siebzehn Jahren war Claire Whiting zwar zwei Jahre jünger, aber dafür etwas größer als ihre Schwester, die eher zierlich war. Beide Mäd- chen hatten ein ansprechendes Äußeres, doch es war Claire, die das atemberaubend gute Aussehen ihrer Mutter geerbt hatte.
    Sie hatte leicht gewelltes, silberblondes Haar, das ihr fast bis zur Taille reichte, eine Haut, die so hell und durchsichtig schien wie Alabaster, und das Blau ihrer Augen leuchtete wie der klare Himmel über Kent. Ein Engel in einem aprikosenfar- benen Musselinkleid und einem warmen Umhang sähe genau- so aus wie Claire Whiting.
    Tory schätzte sich selbst weitaus irdischer ein mit ihrem schweren, kastanienbraunen Haar, das sich meist auch noch gegen ihren Willen lockte, ihren grünen Augen und Sommer- sprossen. Aber nicht nur äußerlich waren die Schwestern grundverschieden.
    Claire war einfach anders. Sie lebte in ihrer eigenen Welt, und Tory war ihrer Schwester schon immer als ätherisch er- schienen, wie ein Mädchen, das mit Elfen spielte und sich mit Trollen unterhielt.
    Natürlich tat sie das nicht echt - doch sie machte den Ein- druck, als ob sie es jederzeit tun könnte.
    Was Claire hingegen gar nicht konnte, war, sich um sich selbst zu kümmern. Deshalb übernahm Tory das für sie. Und das war nun auch der Grund, weshalb sie vor ihrem

Stiefvater hatten flüchten müssen, sich nach London durchge- schlagen hatten und jetzt kurz davor standen, auf der Straße zu landen. Ganz zu schweigen davon, dass sie wegen Dieb- stahls gesucht wurden - und vielleicht sogar wegen Mordes.
    Cordell Easton, der fünfte Earl of Brant, lehnte sich entspannt gegen die reich verzierte Kopfblende eines geräumigen Him- melbettes. Auf einem Stuhl ihm gegenüber saß die gänzlich unbekleidete Olivia Landers, Viscountess Westland, vor ihrem Spiegel und fuhr sich mit einer versilberten Bürste andächtig durch ihr langes, rabenschwarzes Haar.
    „Warum kommst du nicht einfach wieder ins Bett?" fragte Cord träge. „Danach wirst du dich ohnehin wieder kämmen müssen."
    Olivia drehte sich um, und ein verführerisches Lächeln um- spielte ihre rubinroten Lippen. „Ich habe nicht vermutet, dass dein Interesse so schnell wieder zu wecken wäre." Sie ließ ih- ren Blick von seiner muskulösen Brust abwärts wandern. „Er- staunlich, wie sehr ich mich doch irren konnte."
    Sie erhob sich von ihrem Stuhl und kam langsam auf ihn zu. Ihr hinreißender Körper wurde nur teilweise von den glatten Haaren bedeckt, die im Kerzenlicht schimmerten, und Cord bemerkte, wie seine Erregung mit jedem Augenblick zunahm. Olivia war eine sehr junge und zugleich sehr sinnliche Wit- we, mit der er sich seit einigen Monaten traf. Leider war sie auch verwöhnt und egoistisch und schien ihm allmählich mehr Aufwand als Vergnügen. Er dachte
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