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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Anbetracht der großen Mehrheit, die es damals für die Grünen gegeben hatte und die heute noch bestand. Sich auf das Dorsa-Brevia Dokument zu beziehen, würde heißen, die Existenz des Kabels zu sichern. Das bedeutete die fortgesetzte Präsenz der UNTA - der Übergangsbehörde der Vereinten Nationen. Und wirklich sprachen einige von denen aus Peters Umfeld über >SemiAutonomie gegenüber Terra<, anstelle von Unabhängigkeit. Und Peter machte da mit, das machte sie krank. Und das alles, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Das war so Simon-typisch, irgendwie, eine Art von Stille. Es machte sie wütend.
    »Es gibt keinen Grund, über langfristige Pläne zu sprechen, bis wir das Kabelproblem nicht gelöst haben«, sagte sie, indem sie ihn unterbrach, und erntete dafür einen sehr finsteren Blick, als hätten sie eine Vereinbarung. Aber es gab keine Vereinbarung, und warum sollten sie nicht gegeneinander argumentieren, wenn sie keine andere reale Beziehung hatten - außer der Biologie?
    Art behauptete, die UN sagten jetzt, daß sie gewillt seien, der Semi-Autonomie des Mars zuzustimmen, solange der Mars in >enger Konsultation mit der Erde bliebe und bei der Krise der Erde aktiv Hilfe leisten würde. Nadia sagte, sie stünde in Verbindung mit Derek Hastings, der sich jetzt oben auf New Clarke aufhielte. Hastings hatte Burroughs ohne eine blutige Schlacht aufgegeben, das stimmte; und jetzt behauptete sie, daß er zu Kompromissen bereit sei. Es gab keinen Zweifel daran, daß sein nächster Rückzug nicht so leicht wäre, noch würde es ihn an einen sehr angenehmen Ort verschlagen, denn trotz aller Notstandsmaßnahmen war die Erde jetzt eine Welt der Hungersnöte, der Seuchen und Plünderungen - der Zusammenbruch des Gesellschaftsvertrages, der stets sehr zerbrechlich gewesen war. Und es könnte auch hier passieren. Sie mußte diese Zerbrechlichkeit bedenken, wenn sie wie jetzt wütend genug wurde, um Kasei und Dao zu sagen, sie sollten die Diskussionen beenden und das Feuer eröffnen. Wenn sie das tun würde, würde es sehr wahrscheinlich dazu kommen. Es überkam sie ein eigenartiges Gefühl für ihre eigene Macht, als sie sich am Tisch umschaute und die verängstigten, ärgerlichen und unglücklichen Gesichter sah. Sie war das Zünglein an der Waage. Sie könnte das Gleichgewicht kippen.
    Jeder Sprecher hatte fünf Minuten Redezeit, um seine Sache auf die eine oder andere Weise zu vertreten. Mehr Leute waren für das Abtrennen des Kabels, als Ann vermutet hatte. Nicht bloß Rote, sondern auch Vertreter jener Kulturen oder Bewegungen, die sich durch die metanationale Ordnung am meisten bedroht fühlten oder durch Massenimmigration von der Erde: Beduinen, Polynesier, die Bewohner von Dorsia Brevias und einige gerissenere Eingeborene. Dennoch waren sie in der Minderheit. Keine winzige Minderheit - aber immerhin doch in der Anzahl unterlegen. Isolationisten gegen Interaktive. Noch eine weitere Gruppe, die all den anderen hinzuzurechnen war, welche die Unabhängkeitsbewegung des Mars spalteten.
    Jackie Boone stand auf und sprach fünfzehn Minuten lang für die Beibehaltung des Kabels und drohte jedem, der es herunterholen wollte, mit dem Ausschluß aus der Gesellschaft des Mars. Es war ein widerlicher Auftritt, aber populär; und danach stand Peter auf und sprach im gleichen Sinne, nur etwas subversiver. Es machte Ann so wütend, daß sie sofort, nachdem er fertig war, aufstand, um dafür zu plädieren, das Kabel herunterzuholen. Dies brachte ihr einen weiteren giftigen Blick von Peter ein, den sie kaum registrierte. Sie sprach in glühender Hitze und vergaß dabei völlig die Redezeit von fünf Minuten. Niemand versuchte, ihr das Wort abzuschneiden und so redete und redete sie, obwohl sie keine Ahnung hatte, was sie als nächstes sagen würde, und keine Erinnerung daran, was sie schon gesagt hatte. Vielleicht hatte ihr Unterbewußtsein alles wie das Memorandum eines Advokaten organisiert - was zu hoffen war; auf der anderen Seite dachte ein Teil von ihr, während ihr Mund weiter redete, vielleicht wiederholte sie auch immer nur wieder und wieder das Wort Mars, oder sie brabbelte dummes Zeug und ihre Zuhörer ertrugen es mit Geduld oder aber die Zuhörer verstanden sie tatsächlich auf wunderbare Weise in einem Moment glänzender Größe, wobei unsichtbare Flammen wie Diademe von Juwelen auf ihren Köpfen leuchteten. Und tatsächlich, so schien es Ann, sah das Haar der Zuhörer aus wie gesponnenes Metall, und die Glatzen der
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