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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Menschen durch den Park nach unten, auf Tische zu, die an den oberen Enden der sieben Boulevards aufgestellt waren. Chalmers folgte ihnen unter jungen verpflanzten Sykomoren, deren khakifarbene Blätter das Licht des Nachmittags belebten, daß der Park aussah wie der Grund eines Aquariums.
    An den Tischen des Banketts kippten Bauarbeiter Wodka hinunter und wurden ruppig - dunkel bewußt, daß mit der Fertigstellung der Konstruktion das heroische Zeitalter von Nicosia ein Ende gefunden hatte. Vielleicht galt das für den ganzen Mars.
    Die Luft wurde erfüllt von durcheinander tönenden Gesprächen. Frank tauchte unter die Turbulenz und wanderte zur nördlichen Peripherie weiter. An einer brusthohen Betonkappe blieb er stehen. Das war die Stadtmauer. Aus den Metallstreifen darüber ragten vier Schichten aus klarem Kunststoff. Ein Schweizer gab mit fröhlichen Fingerzeigen einer Besuchergruppe Erklärungen.
    »Eine äußere Membran aus piezoelektrischer Plastik erzeugt aus Wind Elektrizität. Dann enthalten zwei Flächen eine Schicht aus isolierendem Luft-Gel. Ferner ist die innere Fläche eine Strahlung auffangende Membran, die sich purpurn färbt und ersetzt werden muß. Klarer als ein Fenster, nicht wahr?«
    Die Besucher stimmten zu. Frank langte hin und stieß an die innere Membran. Die dehnte sich, bis seine Finger knöcheltief eindrangen. Etwas kühl. Auf dem Kunststoff war ein matter weißer Aufdruck: ISIDIS PLANTTTA POLYMERE. Durch die Sykomoren konnte er über die Schulter noch die Plattform auf dem Scheitel erkennen. John und Maya und ihr Haufen Bewunderer von der Erde waren dort noch in lebhaftem Gespräch. Sie führten die Geschäfte des Planeten und entschieden über das Schicksal des Mars.
    Er hielt den Atem an. Er fühlte, wie sich seine Backenzähne zusammenpreßten. Er stieß so heftig an die Zeltwand, daß er die äußerste Membran hinausdrückte, was bedeutete, daß ein Teil seiner Wut eingefangen und als Elektrizität im Netz der Stadt gespeichert wurde. Es war in dieser Hinsicht ein besonderes Polymer - Kohlenstoffatome, mit Wasserstoff- und Fluoratomen so verbunden, daß die resultierende Substanz sogar noch stärker piezoelektrisch war als Quarz. Wenn man aber eines der drei Elemente austauschte, veränderte sich alles. Zum Beispiel ergab der Austausch von Chlor für Fluor das chemisch und mechanisch sehr resistente Verpackungsmaterial Saran.
    Frank starrte auf seine eingehüllte Hand und dann wieder auf die anderen beiden Elemente, die noch miteinander verbunden waren. Aber ohne ihn waren sie ein Nichts!
    Ärgerlich wandte er sich ab und ging durch die engen Straßen der Stadt.
     
    Wie Miesmuscheln auf einem Stein hockte in einer Plaza eine Gruppe Araber zusammengedrängt und trank Kaffee. Araber waren auf dem Mars erst vor zehn Jahren eingetroffen, bildeten aber schon jetzt eine Macht, mit der man rechnen mußte. Sie besaßen sehr viel Geld und hatten sich mit den Schweizern zusammengetan, um eine Anzahl von Städten zu gründen, einschließlich dieser hier. Und es gefiel ihnen auf dem Mars. »Es ist wie ein kühler Tag in einer leeren Wohnung«, wie die Saudis zu sagen pflegten. Die Ähnlichkeit war so groß, daß arabische Wörter schnell ins Englische rutschten, weil der arabische Wortschatz ein größeres Vokabular für diese Landschaft hatte: akaba für die steilen Hänge an Vulkanen, badia für die großen Dünen, nefuds für tiefen Sand, seyl für die Milliarden Jahre alten trockenen Flußbetten... Die Leute sagten, sie könnten ebensogut gleich auf arabisch umschalten, und das war's dann.
    Frank hatte allerhand Zeit mit Arabern verbracht, und die Leute auf der Plaza freuten sich, ihn zu sehen. »Salaam aleykl« sagten sie zu ihm; und er antwortete: »Marhabba!« Weiße Zähne blitzten unter schwarzen Schnurrbärten. Nur Männer waren da, wie üblich. Einige Jugendliche führten ihn zu einem Tisch in der Mitte, wo die älteren Männer saßen, einschließlich seines Freundes Zeyk. Zeyk sagte: »Wir werden diesen Platz Hajr el-kra Meshab nennen, >den großen freien roten Granitplatz in der Stadt<.« Er zeigte auf die rostfarbenen Fliesen. Frank nickte und fragte, was für eine Art Stein das wäre. Er sprach Arabisch, soweit er konnte, ging bis an die Grenzen seiner Fähigkeit und erhielt einige gute Lacher als Antwort. Dann nahm er an dem zentralen Tisch Platz und entspannte sich. Er hatte den Eindruck, als ob er auf einer Straße in Damaskus oder Kairo wäre, behaglich in dem Gemisch von
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