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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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werfen.«
    Das Geschrei wurde stärker. Irgendwo herrschte Aufruhr. Sie gingen durch den Park hinunter. Ihre Schritte wurden länger, bis sie den leichten Hüpfschritt des Mars angenommen hatten. Der Park schien für Frank größer zu sein, und er war einen Augenblick lang besorgt.
    Der zentrale Boulevard war voller Gerumpel. Leute rannten in Gruppen plündernd durch die Finsternis. Eine nervenzerreißende Sirene ging los - der Alarm, der ein Leck im Zelt anzeigte. In beiden Richtungen des Boulevards splitterten Fenster. Auf dem Rasen lag ein Mann reglos auf dem Rücken. Das Gras um ihn herum war mit dunklen Streifen verschmiert.
    Chalmers packte den Arm einer Frau, die sich über ihn gebeugt hatte, und brüllte: »Was ist geschehen?«
    Sie weinte. »Sie haben gekämpft. Sie kämpfen noch.«
    »Wer? Schweizer, Araber?«
    »Fremde«, sagte sie. »Ausländer.« Sie sah Frank blind an. »Holen Sie Hilfe!«
    Frank ging wieder zu Maya, die mit einer Gruppe bei einer weiteren reglosen Gestalt sprach. »Was, zum Teufel, passiert hier?« fragte er sie, während sie zum Krankenhaus der Stadt eilten.
    »Es ist ein Aufstand. Ich weiß nicht, weshalb.« Ihr Mund war ein gerader Strich in einer Haut, so weiß wie der Domino, der immer noch ihre Augen verhüllte.
    Frank riß seine Maske herunter und warf sie weg. Die Straße war voller Glasscherben. Ein Mann rannte auf sie zu. »Frank! Maya!«
    Es war Sax Russell. Frank hatte den kleinen Mann noch nie so erregt gesehen. »Es ist John - man hat ihn angegriffen!«
    »Was?« riefen sie gleichzeitig.
    »Er versuchte, einen Streit zu schlichten, und drei oder vier Männer haben ihn angesprungen. Sie haben ihn niedergeschlagen und weggeschleppt.«
    Maya schrie: »Ihr habt sie nicht aufgehalten?«
    »Wir haben es versucht. Einige von uns sind ihnen nachgejagt. Aber in der Medina haben wir sie verloren.«
    Maya blickte Frank an.
    Der rief: »Was geht hier vor sich? Wohin würde ihn jemand bringen?«
    »Zu den Toren«, sagte sie.
    »Die sind nachts aber doch verschlossen.«
    »Vielleicht nicht für jeden.«
    Sie folgten ihr in die Medina. Straßenlampen waren zerbrochen; unter den Füßen knirschte Glas. Sie fanden einen Feuerwehrhauptmann und gingen zum Türkischen Tor. Er schloß es auf. Einige von ihnen eilten hindurch und legten in Windeseile Außenkleidung an. Dann hinaus in die Nacht, die von dem Bathysphärenschimmer der Stadt erhellt war, um sich umzuschauen. Frank schmerzten die Gelenke von der nächtlichen Kälte, und er konnte genau fühlen, wo seine Lungenflügel saßen, als ob man zwei Eiskugeln in seine Brust gestopft hätte, um den rapiden Herzschlag abzukühlen.
    Draußen war nichts. Wieder zurück nach innen. Hinüber zur nördlichen Mauer und dem Syrischen Tor. Dann wieder hinaus unter die Sterne. Nichts.
    Es dauerte lange, bis ihnen die Farm einfiel. Inzwischen waren sie etwa dreißig Personen in Außenanzügen. Sie rannten durch die Schleuse und verteilten sich auf die Schneisen zwischen den Feldern.
    Sie fanden ihn zwischen den Rettichen. Seine Jacke war über das Gesicht gezogen, um die übliche Luftblase für den Notfall zu bilden. Das mußte er unbewußt getan haben; denn als sie ihn vorsichtig auf die Seite drehten, sahen sie hinter seinem Ohr einen Klumpen.
    Maya sagte mit bitter krächzender Stimme: »Schafft ihn ins Innere! Beeilt euch!«
    Vier Leute hoben ihn hoch. Chalmers umfing Johns Kopf, und seine Finger waren mit denen Mayas verschlungen. Sie stolperten durch das Farmtor in die Stadt zurück. Einer der Schweizer führte sie zum nächsten medizinischen Zentrum, das schon von verzweifelten Menschen umdrängt war. Sie legten John auf eine freie Bank. Sein Gesicht war verkrampft. Er war bewußtlos. Frank nahm den Helm ab und machte seinen Rang geltend, indem er in die Notfallräume platzte und die Ärzte und Schwestern anschrie. Die ignorierten ihn, bis eine Ärztin sagte: »Halt den Mund! Ich komme.«
    Sie gingen in den Saal und schlossen John mit Hilfe einer Schwester an einen Monitor an. Dann untersuchten sie ihn mit dem abwesenden Blick, den Ärzte bei der Arbeit haben. Hände an Hals und Gesicht und Kopf und Brust, Stethoskop...
    Maya teilte mit, was sie wußten. Die Ärztin nahm ein Sauerstoffgerät von der Wand und blickte auf den Monitor. Ihr Mund war zu einem unzufriedenen kleinen Knoten verzogen. Maya saß am Ende der Bank mit jäh bestürzter Miene. Ihr Domino war längst verschwunden.
    Frank hockte neben ihr.
    Die Ärztin sagte: »Wir können mit
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