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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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Daniela auch längst nicht soviel Angst wie vor den grausamen Zungen der adligen Gesellschaft. Sie wußte, was es bedeutete, wehrloses Opfer böser Gerüchte zu sein. Obwohl sie sich immer und immer wieder einredete, daß Klatsch und Tratsch ihr nichts mehr ausmachten, war ihr der Gedanke verhaßt, in aller Munde zu sein. Widerstrebend griff sie nach ihrem Fächer und folgte Charlotte aus dem Zimmer.
    Als sie sich dem Ballsaal näherten, begann Danielas Herz schneller zu schlagen. Sie war wie besessen von dem völlig un- vernünftigen Wunsch, den gutaussehenden Fremden wiederzu- sehen.
    Die Erinnerung an seinen Kuß hatte sie eine ganze schlaflose Nacht lang verfolgt. Nie hätte sie geglaubt, daß sie auf einen Kuß so reagieren könnte. Er hatte etwas in ihr geweckt, wovon sie geglaubt hatte, daß es für immer begraben sei.
    Im Laufe dieser langen Nacht hatte sie sich wieder und wieder gefragt, woher der Fremde mit solcher Sicherheit wußte, daß sie nicht Gentleman Jack war.
    Und wenn er in ihr nun den Straßenräuber erkannte, der seine Kutsche angehalten hatte? Wahrscheinlich war es nicht, denn die Maske hatte ja ihr Gesicht völlig verdeckt.
    Und wenn er sie doch erkannte?
    Daniela schluckte mühsam. Wenn er sie öffentlich des Straßen- raubes bezichtigte, würde sie einfach alles ableugnen und sich irgendwie herausreden.
    Als sie den überfüllten Ballsaal betraten, duckte Daniela sich unwillkürlich ein wenig, um sich kleiner und unauffälliger zu machen. Hoch aufgerichtet war sie größer als die meisten Men- schen in diesem Saal, was sowohl Männer als auch Frauen be- traf. An ihrer Größe könnte der Fremde sie womöglich erkennen. Sie drückte sich unauffällig an der Wand entlang bis zu einer Stelle, wo der Fremde sie nicht so leicht entdecken würde.
    „Wenn du dich hier in der Ecke versteckst, wirst du nie einen Ehemann finden, Daniela“, gab Charlotte zu bedenken.
    „Ich brauche keinen Ehemann, und damit basta. Männer hei- raten attraktive Frauen wie beispielsweise Lady Elizabeth San- ders.“ Selbst wenn Danielas Größe und Unscheinbarkeit die heiratsfähigen Männer nicht abschreckte, so besorgte das schon

von vornherein ihr für immer zerstörter Ruf. Nicht, daß ihr das etwas ausgemacht hätte. „Du weißt doch, daß ich nicht im mindesten an einer Ehe interessiert bin. Ich habe gesehen, wie Männer ihre Frauen behandeln.“
    „Vor allem dein Bruder Basil.“ Charlotte nickte angewidert. „Ich glaube, seine arme Frau ist gestorben, um ihm zu entkom- men.“
    Daniela war ganz ihrer Meinung. Basil, der es genoß, schwa- che und wehrlose Menschen zu tyrannisieren, hatte Sarah, seine scheue, schüchterne Frau, wie einen Putzlappen behandelt. „Ich denke nicht daran, mich der Willkür eines Ehemannes zu unterwerfen.“
    „Mein Mann trägt mich auf Händen, Daniela“, wandte Char- lotte ein. „Vielleicht könntest du ja auch einen solchen Mann finden, wenn du es nur versuchen würdest.“
    „Ich habe nicht die geringste Lust dazu.“ In Wahrheit gab es nur einen einzigen Mann, den Daniela bewunderte: Gentleman Jack. Der legendäre Straßenräuber war ihr heimliches Idol.
    Das war ein Mann, der ihr Herz gewinnen könnte.
    Vielleicht hatte er das schon.
    Manchmal lag sie des Nachts wach und träumte davon, daß er von ihren Aktivitäten hörte und nach Warwickshire kam, um sie ausfindig zu machen. Er würde auf der Stelle die verwandte Seele in ihr erkennen und sie mit sich fortnehmen. Sie würden heiraten und bis ans Ende ihrer Tage glücklich miteinander le- ben. Daniela käme nie auf den Gedanken, einen anderen Mann als Gentleman Jack zu heiraten.
    Aber wird sein Kuß die gleiche Wirkung auf mich haben wie der des Fremden von der Landstraße? Zum Kuckuck, wie hatte dieser unbotmäßige Gedanke sich nur eingeschlichen?
    Daniela schaute sich in dem Ballsaal um, der von zahllosen Kerzen in Kristalleuchtern erhellt und von festlich gekleideten Menschen bevölkert war. Musik erklang hinter einem kunst- voll geschnitzten Paravent, der die Musiker vor den Augen der Ballgäste verbarg.
    Ihr Blick blieb an einer auffallend schönen, zierlichen Frau mit lebhaften, attraktiven Zügen und einem verführerischen Lä- cheln hängen. Jede einzelne ihrer golden schimmernden Locken war perfekt arrangiert. Kokett mit ihrem Fächer spielend, flir- tete sie mit einer Gruppe Männer, deren Blicke anbetungsvoll an ihr hingen.

Es war Lady Elizabeth Sanders, die unumstrittene Königin der einzigen Saison, die
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