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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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nicht, oder?“

„Nein. Es ist mir offen gestanden ein Greuel, seine Einladung annehmen zu müssen, doch sie ist der ideale Deckmantel für meine Mission hier in Warwickshire. Wieso siehst du mich so komisch an, Ferris?“
    „Ihr Bruder hat fast das gleiche gesagt, als er damals So- phia Wingates Einladung annahm und nach Wingate Hall fuhr“, grinste Ferris. „Wenn man bedenkt, was er dort gefunden hat ...“
    Was Morgans Bruder Jerome dort gefunden hatte, war Lady Rachel Wingate, die bezaubernde junge Frau, die später seine Herzogin geworden war.
    Ein wehmütiger Zug flog über Morgans Gesicht. Je häufiger er seinen Bruder und Rachel zusammen sah, desto mehr sehnte er sich danach, eine ebenso glückliche Ehe führen zu können. Es wäre ein Schock für die Londoner Gesellschaft, wenn bekannt würde, daß Lord Morgan Parnell, der unerreichbare Schwarm so vieler Frauenherzen, sich insgeheim nach Weib und Kind sehnte.
    Wenn es ihm gelänge, eine Frau wie seine Schwägerin zu fin- den, würde er sie auf der Stelle heiraten. Aber so etwas wie Ra- chel gab es nur einmal auf der Welt, und er wußte nur zu gut, daß sie für seinen Bruder Jerome die perfekte Frau war.
    Nein, Morgan begehrte nicht die Frau seines Bruders. Er wünschte sich nur das gleiche Glück, das Jerome in seiner Ehe gefunden hatte. „Wenn mir doch das Glück beschieden wäre, eine zweite Rachel zu finden.“
    „Vielleicht haben Sie sie schon gefunden.“ Ferris kletterte wieder auf den Kutschbock. „Das war jedenfalls eine höchst ungewöhnliche Frau, der wir heute nacht begegnet sind.“
    „Teufel auch, Ferris!“ fuhr Morgan auf. „Wie kannst du diese dreiste Abenteurerin mit Rachel vergleichen? Du wirst doch wohl nicht im Ernst glauben, daß ich so ein verwegenes Frauenzimmer heiraten würde.“
    Ferris streifte ihn mit einem belustigten Blick. „Aber Sie hätten doch soviel gemein.“
    „Werd nicht unverschämt, Bursche“, brummte Morgan gut- mütig.
    Offiziell war Ferris der Reitknecht des Duke of Westleigh. Doch in Wirklichkeit war er von Kindesbeinen an Jeromes treuer Freund und Vertrauter gewesen. Morgan vertraute Ferris ebenso schrankenlos wie sein Bruder und hatte ihn deshalb gebeten, ihn

nach Warwickshire zu begleiten. „Jerome würde dir eins hinter die Löffel geben, wenn er erführe, daß du mir diese Wegelagerin als Eheweib anträgst.“
    Dennoch konnte Morgan die Erinnerung an den Kuß nicht loswerden, obwohl er die anfängliche Angst des Mädchens nicht begriff. Diese unkontrollierte, animalische Furcht paßte so gar nicht zu einem Geschöpf, das mutig genug war, als Straßenräuber zu fungieren.
    Küsse tun weh!
    Die Art, wie frenetisch sie gegen ihn angekämpft hatte, ließ keinen Zweifel darüber offen, daß sie das wirklich glaubte.
    Es war sein Bestreben gewesen, sie vom Gegenteil zu über- zeugen, und das war ihm auch gelungen. Doch leicht war es nicht gewesen. Es hatte erstaunlich lange gedauert, bis ihre Angst sich gelegt hatte und sie den Kuß erwiderte. Doch als das dann schließlich geschehen war ... Die Erinnerung beschleunigte seinen Pulsschlag.
    Plötzlich war es ihm gar nicht mehr so unangenehm, daß des Königs Mission ihn womöglich länger in Warwickshire festhal- ten könnte. Er würde seine schöne Abenteurerin aufspüren und ihr noch so manchen Kuß rauben, bevor er sich wieder auf den Heimweg machte.
    Als Morgan am Nachmittag des folgenden Tages heimlich aus dem Haus schlich, warf er einen Blick auf seine goldene Ta- schenuhr. Zwei Minuten vor vier. Um vier Uhr wollte er sich mit Ferris hier auf diesem Weg treffen, der von hüfthohen Buchs- baumhecken gesäumt war und zu den Stallungen Von Greenmont führte.
    Morgan schaute zurück zu dem weitläufigen Herrenhaus mit seinen zahllosen Schornsteinen und Mansarden. Greenmont war ein wenig ansprechender Landsitz, stilmäßig der reinste Misch- masch aus Flügeln und Anbauten, die im Laufe der Jahrhunderte von den nachfolgenden Generationen ambitionierter Eigentümer angefügt worden waren.
    Als Morgan den Blick wieder ab wandte, sah er Ferris, pünkt- lich wie immer, eilig auf sich zukommen.
    Als er ihn erreicht hatte, fragte Morgan: „Hast du schon et- was erfahren?“ Ferris war ein Meister darin, sich unauffällig bei der Dienerschaft umzuhören und so wertvolle Informationen zu sammeln.

„Ein bißchen. Unsere Wegelagerin hat die Wahrheit gesagt, als sie behauptete, den Armen zu helfen. Der falsche Gentleman Jack ist ein großzügiger Gönner der
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