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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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lachend: „Wenigstens das stimmt.“ Seine tiefe, gelassene Stimme paßte zu seiner entspannten Haltung.
    Daniela hatte keine Ahnung, was er mit seiner Bemerkung gemeint hatte. Seine Lässigkeit war zum Verrücktwerden und brachte sie völlig aus dem Konzept. Wieso nahm er sie nicht ernst?

Fest entschlossen, ihn zur Räson zu bringen, forderte sie barsch: „Geld oder Ihr Leben!“
    „Weder noch, schätze ich“, gab er seelenruhig zurück, ohne seine lässige Haltung zu verändern.
    Diese unerschütterliche Gelassenheit brachte Daniela voll- ends aus dem Gleichgewicht. Verdammt! Hatte der Esel nicht genug Grütze im Kopf, um die Gefahr zu erkennen, in der er schwebte?
    Allerdings ... wie ein Esel sah er gar nicht aus. Er sah aus wie der faszinierendste, attraktivste Mann, der ihr je begegnet war. Alles an ihm war perfekt, selbst das dichte rotbraun gelockte Haar, das sein Gesicht umrahmte. Daniela hatte geglaubt, Män- nern gegenüber immun zu sein, doch jetzt spürte sie Erregung in sich aufsteigen.
    Sie kämpfte die wachsende Nervosität nieder und knurrte mit einer Stimme, die tief und fest klingen sollte: „Geben Sie Geld und Wertsachen heraus, oder ich schieße Sie nieder.“
    Er musterte sie mit entnervender Intensität. Daniela hatte das unbehagliche Gefühl, als könnte sein durchdringender Blick ihr bis in die Seele schauen.
    Nach einer endlos langen Minute sagte er mit einem gleich- gültigen Achselzucken: „Na schön, dann schießen Sie.“
    Heilige Jungfrau, was sollte sie jetzt tun? Bei dem Gedanken, auf einen Menschen zu schießen, und noch dazu auf einen unbe- waffneten, drehte sich Daniela der Magen um. So etwas würde sie nie über sich bringen.
    Das durfte er freilich nicht einmal ahnen.
    Sie zwang sich, die Pistolen ruhig zu halten. „Spielen Sie keine Spielchen mit mir!“ fuhr sie ihn an. Seine aufreizende Gelas- senheit riß immer mehr an ihren Nerven. „Ich bin Gentleman Jack.“
    Dieser Name hatte bei ihren anderen Opfern stets seine Wir- kung getan, und Daniela ging davon aus, daß er es auch jetzt tun würde.
    Das süffisante Grinsen verschwand vom Gesicht des Fremden, und er funkelte sie zornig an. „Niemals!“
    Die Sicherheit in seiner Stimme verblüffte Daniela dermaßen, daß sie ihre sorgfältig einstudierte tiefe Stimmlage völlig vergaß. „Was meinen Sie damit?“ quietschte sie erschrocken.
    In seine scharfen Augen trat ein grübelnder Blick. „Ich meine, daß Sie nicht Gentleman Jack sind.“

Wie, zum Teufel, konnte er das wissen? Daniela hatte größte Mühe, ihre Fassung zu bewahren. „Da sind Sie aber auf dem Holzweg.“ Entsetzt merkte sie, daß ihre Stimme zitterte.
    „Hölle und Teufel!“ stieß der Fremde empört hervor. „Sie sind nicht nur nicht Gentleman Jack, Sie sind ja nicht einmal ein Mann!“
    Diese Feststellung erschütterte Daniela dermaßen, daß sie den Fremden nur sprachlos anstarren konnte. Sie war verloren! Der Fremde hatte ihre Maskerade durchschaut. In ihrer Bestürzung merkte sie gar nicht, daß ihr Griff um die Pistolen sich lockerte.
    Bevor sie noch wußte, wie ihr geschah, sprang der Fremde aus der Kutsche, packte ihre Handgelenke, riß sie aus dem Sattel und entwand ihr die Pistolen.
    Noch nie hatte sie erlebt, daß ein Mann – und ganz gewiß keiner dieser Größe – sich so blitzartig bewegte.
    „Heb die Waffen auf, Ferris“, befahl der Fremde dem Kutscher, der bereits von seinem Bock kletterte.
    Der Mann tat, wie ihm geheißen. Inzwischen verwandelte sich der Schreck, der Daniela völlig gelähmt hatte, in panische Angst, und sie versuchte, sich aus dem Griff des Fremden zu befreien. Sie war eine kräftige Frau, doch gegen seine Größe und Stärke kam sie natürlich nicht an.
    Er drängte sie gegen die Karosse, preßte sie mit seinem furcht- einflößenden Körper an die Kutschenwand, und mit einer Hand hielt er ihre beiden Handgelenke wie in einem Schraubstock fest.
    Daniela war so hochgewachsen, daß sich die Augen der mei- sten Männer auf gleicher Höhe befanden, wenn sie nicht gar auf sie hinabschauen mußte. Bei diesem Mann war es anders. Sie mußte den Kopf zurücklegen, um ihm ins Gesicht zu sehen. Seine Augen wirkten plötzlich gar nicht mehr belustigt, sondern hart wie blitzende Diamanten.
    Heiße Angst wallte in Daniela auf. Sie war auf frischer Tat beim Straßenraub ertappt worden, einem Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wurde. Sie glaubte zu spüren, wie der Schatten des Galgens über sie fiel, und sie
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