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Mark Brandis - Testakte Kolibri

Mark Brandis - Testakte Kolibri

Titel: Mark Brandis - Testakte Kolibri
Autoren: Mark Brandis
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einzigartigen, unvergleichlichen Planeten.
    Nachdem ich meinen Kurs eingesteuert hatte, verabschiedete ich mich von VEGA-Luna. Vor mir lag die zweite Etappe des Testfluges: die Rückkehr zur Erde mit der sich anschließenden submarinen Phase.
    Zu meinem eigenen Erstaunen war ich gelassen und ruhig. Der Unfall hatte keine inneren Narben hinterlassen – wie das so oft der Fall ist. Es gab genug ehemalige Piloten, die aufgrund einer negativen Erfahrung nicht mehr zu bewegen waren, ins Cockpit zu klettern. Und wieder andere gab es, die versagten aus dem gleichen Grund, sobald sie zum erstenmal wieder am Steuer saßen.
    Die Zone des Schweigens nahm mich auf, in der es, solange alles glatt lief, keinerlei Anlaß gab, irgendwelche Gespräche zu führen. Man war unterwegs, beobachtete seine Instrumente und Navigationshilfen, warf dann und wann einen Blick auf die drei Monitore der Radaranlage und hing im übrigen seinen Gedanken nach.
    Ich dachte an Ruth O‘Hara, die wieder in Metropolis war, und nahm mir vor, an einem der nächsten Wochenenden in Espiritu Santu alles stehen- und liegenzulassen, um zu ihr zu fliegen. Seit ihrem Besuch im Krankenhaus hatte ich sie nicht wiedergesehen.
    Es war etwa auf der Mitte der Strecke, als es mit der Eintönigkeit des Fluges plötzlich vorbei war.
    Das Bordradar registrierte die ersten Meteoritenschwärme und zwang mich zu einer Reihe blitzschneller Ausweichmanöver.
    Fast zur gleichen Zeit wurde der sich schräg über mir befindliche Lautsprecher lebendig.
    Eine Frauenstimme sagte: »VEGA-Metropolis ruft Kolibri Vierzehn ! Commander Brandis, Commander Brandis, bitte kommen!«
    Der Meteoritenregen schien überstanden zu sein. Das Radar zeigte ein leeres Bild.
    Ich drückte die Taste.
    » Kolibri Vierzehn , Commander Brandis. Ich höre, VEGA-Metropolis.«
    Ich war verwundert, aber keinesfalls beunruhigt. Im allgemeinen hatte man auf dieser Strecke nur zwei feste Gesprächspartner, VEGA-Luna und Kolibri -Tower – aber dann und wann meldete sich auch die Zentrale.
    »VEGA-Metropolis wünscht Ihnen einen Guten Tag, Commander«, sagte die Frauenstimme. »Ich übergebe an Direktor Harris.«
    Der Lautsprecher knisterte weiter. Ich wartete geduldig, bis John Harris‘ Stimme zu vernehmen war: kühl, sachlich, mit dem gewohnten knarrenden Unterton.
    »Brandis, kommen!«
    »Ich höre, Sir. Kommen!«
    Harris selbst hatte ich nicht erwartet. Meist, wenn VEGA-Metropolis rief, war einer der leitenden lngenieure am Apparat.
    »Ich habe gerade versucht, Sie bei VEGA-Luna zu erreichen, Brandis, aber Sie waren bereits gestartet. Es gab da einige Neuigkeiten hinsichtlich des Projekts, die Sie gewiß interessieren werden. Ich hoffe, Sie sind in der Lage, mich zu verstehen. Kommen!«
    Neuigkeiten hinsichtlich des Projekts? Ich dachte an Burowskis zertrümmerte Nummer Eins . Was immer es auch sein mochte, Harris rief mich nicht wegen einer Belanglosigkeit.
    »Die Verständigung ist einwandfrei, Sir. Kommen!«
    Das Radar schlug an. Ein paar versprengte Meteoriten kreuzten meine Bahn. Ich manövrierte sie aus.
    »Ich möchte vorwegschicken«, sagte Harris, »daß Sie und Ihr Team hervorragende Arbeit geleistet haben. Ich übermittle Ihnen meinen persönlichen Dank und die Anerkennung der zuständigen Regierungsstellen. Und nun zum eigentlichen Anlaß meines Anrufes. Die Nummer Eins hat tatsächlich die Lösung des Problems beinhaltet. Die Trümmer haben geredet. Wir wissen jetzt, was los ist. Alle unsere Vermutungen waren falsch. Es gibt keinen technischen Fehler. Sie hören doch? Kommen!«
    Im April war ich nach Espiritu Santu gekommen. Inzwischen war es Juni. Tag für Tag, Stunde für Stunde hatte ich auf diesen einen Augenblick gewartet, an dem das mörderische Duell mit dem unsichtbaren, unbekannten Feind sein Ende finden würde. Eigentlich hätte ich mich nun, da es so weit war, erleichtert und befreit fühlen müssen. In Wirklichkeit war ich fast enttäuscht. VEGA-Metropolis hatte die Lösung gefunden – und sie entsprach nicht meinen Erwartungen.
    Das Radar zeigte wieder ein leeres Bild. Der Raum enthielt keine Gefahren.
    »Vierzehn auf Empfang, VEGA-Metropolis. Sir, wie soll ich das verstehen? Wollen Sie etwa sagen – es gibt keinen Wurm? Kommen!«
    Aus dem Knistern hob sich die Antwort.
    »So ist es, Brandis. Wir sind von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Die Konstruktion des Kolibri ist einwandfrei und in jeder Beziehung ausgereift. Sie können noch heute Ihre Unterschrift unter die Testakte
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