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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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zweiten sowjetisch–chinesischen Krieg erholt hatten, immer tonangebender wurden, bauten zäh und beharrlich und zum Teil unter großen Opfern ihre strategischen Stellungen im Raum aus. Trotzdem vermieden sie nach wie vor alles, was von der anderen Welthälfte als aggressiver Akt aufgefaßt werden konnte. Das Verhältnis zwischen der EAAU und der VOR war zwar gespannt und kühl, doch die wirtschaftlichen Beziehungen blieben davon unbetroffen.
    In den letzten Monaten nun hatte es geschienen, als sollte es zu einer Annäherung zwischen Metropolis und Peking kommen. In beiden Staaten gab es namhafte Verfechter der politischen These, daß nur ein Zusammenschluß beider Staaten die Welt vor der großen Katastrophe bewahren könnte. Freilich, auf beiden Seiten gab es auch genug Säbelraßler und Kraftmeier, die einen friedlichen Ausgleich zu verhindern trachteten. General Gordon B. Smith, der Mann aus Texas, war einer der schlimmsten – auf jeden Fall aber der intelligenteste und gefährlichste. Die Frage, wie wohl die Armee sich zu Smith‘ Rückkehr auf die Erde stellen würde, war mir bereits durch den Kopf gegangen, noch bevor Stroganow sie hatte laut werden lassen. Es war die Kardinalfrage schlechthin. Nur die Armee konnte Smith dorthin zurückschaffen, woher er gekommen war, oder aber ihm zur Macht verhelfen.
    »Die Armee?« Björnsen hob ein wenig die Schultern. »Es scheint, als hätte sich ein Teil davon schon hinter ihn gestellt. Die Regierung appelliert jetzt an diese Einheiten, zur verfassungsmäßigen Gewalt zurückzukehren.«
    »Und wie«, fragte Ibaka, »verhält sich die Armee hier? Hat Colonel Larriand bereits Stellung bezogen?«
    Ich entsann mich einer flüchtigen Begegnung mit dem Colonel: ein kühler, wortkarger, vornehmer Mann, der sich nie in politische Belange eingemischt hatte, ein hervorragender Raumfahrtstratege, der vor dem Erreichen der Altersgrenze als Oberkommandierender der Venus die letzte Etappe seiner militärischen Laufbahn durchlebte. Für die Regierung der halbautonomen Venus war Larriand, da er ihr nicht unterstellt wurde, sondern weiterhin nur der Zentralregierung in Metropolis verantwortlich blieb, in gewisser Weise stets ein Ärgernis gewesen. Einige Extremisten, die für eine totale Unabhängigkeit der Venus eintraten, hatten Larriand und seine Männer als Okkupanten beschimpft, doch damit gingen sie zweifellos zu weit.
    »Colonel Larriand«, sagte der Stationsmeister, »hat sich bisher nicht geäußert, aber er hat auch die Aufforderung des Generals, sich seinem Befehl zu unterstellen, unbeantwortet gelassen.«
    Ibaka wollte noch etwas bemerken, aber Commander Harris kam ihm zuvor. Ruhig und ohne eine Spur von Erregung erkundigte er sich: »Und wie beurteilen Gouverneur und Großer Rat die Lage?«
    »Nun«, sagte Björnsen, »sie haben dem General eine klare Abfuhr erteilt. Hier auf der Venus hat er so gut wie keine Anhänger – vielleicht, weil man hier andere Sorgen hat. Auf der Erde jedoch –«, Björnsen sprach den Satz nicht zu Ende, sondern zuckte statt dessen resignierend mit den Schultern.
    Wir alle wußten auch so, was er meinte. Auf der Erde gab es genug radikale Elemente, die nur auf diese Stunde gewartet hatten, Reinigende–Flamme–Anhänger, die auch im Untergrund nie aufgehört hatten, von der totalen Macht zu träumen.
    Der Commander warf noch einen Blick auf den Zeitungsprojektor und sagte:
    »Die Ausgabe ist immerhin sechs Stunden alt. Die nächste Meldung kann bereits lauten: Die Ordnung ist wiederhergestellt.«
    »In diesem Fall«, antwortete der Stationsmeister, »werde ich Sie bei Ihrem Weiterflug mit Sekt und Kaviar verabschieden. Übrigens, ich nehme an, Sie werden unter diesen Umständen die Rückkehr zur Erde bis auf weiteres verschieben.«
    Commander Harris steckte das Bordbuch ein.
    »Nicht, wenn keine diesbezügliche Order von VEGA vorliegt. Wenn auch bis morgen sieben Uhr fünfundvierzig Metropoliszeit kein solcher Befehl hier eingeht, setzen wir die Reise wie geplant fort.«
    Björnsen stützte sich mit den flachen Händen auf die Schreibtischplatte und stand auf.
    »Ich frage mich, ob das ein guter Entschluß ist, Commander, aber ich will Ihnen nicht dreinreden.«
    Die Miene, die Commander Harris machte, ließ erkennen, daß es auch gar nicht sein Wunsch war, sich dreinreden zu lassen.
    Ich fragte mich, wie ich mich, der ich schließlich auch schon einmal Commander gewesen war, an seiner Stelle verhalten hätte, und fand keine Antwort
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