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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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erinnern.
    »Abgesehen von dem Geist«, brachte einer der Männer vor.
    »Geist?« echote ich.
    Vivien lächelte. »Den hatte ich glatt vergessen.«
    »Er ist seit vielen Jahren nicht mehr gesehen worden«, beruhigte mich Jerry Walsh.
    »Das müssen jetzt gut dreißig Jahre sein«, warf sein Bruder ein. »Die Grüne Frau war das, stimmt’s?« Die anderen Männer nickten, und er fuhr fort. »Ich habe sie selbst nie gesehen, aber viele andere Leute. Einfach eine junge Frau in einem grünen Kleid. Tauchte immer mal zur Dämmerung im Garten auf.«
    »Ich habe sie einmal gesehen«, ließ sich der Alte, der zuerst gesprochen hatte, vernehmen. »Hat mich beinahe zu Tode erschreckt. Stand nur da und sah durch mich hindurch mit diesen traurigen Augen …«
    »Sie war kein bösartiger Geist«, mischte sich Jerry Walsh mit einem vorwurfsvollen Blick auf den kleinen Mann ein. »Sie hat keinem je etwas getan. Stand einfach nur manchmal im Garten.«
    Also sind sogar die Geister von Greywethers langweilig, dachte ich bei mir. Keine rasselnden Ketten, kein Heulen und Stöhnen um Mitternacht …
    »Nicht wie die Geister oben im Herrenhaus, was Jungs?« Arthur Walsh lachte und zeigte eine Reihe nikotinverfärbter Zähne. »Die sind schon etwas munterer. Ich hab zwar noch nie selbst einen von ihnen gesehen, aber man erzählt sich, daß …«
    »Schluß jetzt«, schnitt Vivien ihm in gutmütigem Ton das Wort ab. »Das Mädchen bekommt sonst Alpträume.«
    »Oh, mir macht das nichts«, lächelte ich. »Ich höre gern mal eine gute Gespenstergeschichte. Wo ist das Herrenhaus?«
    Einer der Männer wies mit dem Daumen über seine Schulter. »Crofton Hall«, sagte er. »Das alte Gutshaus auf der anderen Seite der Kirche. Sind Sie etwa noch nicht dort oben gewesen?«
    Ich gestand, daß ich mich noch nicht weiter als bis zum Büro des Immobilienmaklers, das dem Roten Löwen genau gegenüber lag, gewagt hatte. Mehrere Augenbrauen schnellten unter einem Chorgesang von ungläubigen Ausrufen in die Höhe.
    »Also, Sie müssen das Herrenhaus unbedingt sehen …«
    »… in drei Reiseführern haben sie es erwähnt …«
    »… der junge Geoff führt Sie sicher gerne herum. Der größte Teil des Hauses ist sowieso für die Öffentlichkeit zugänglich. Er nutzt nur noch den Nordflügel für sich privat.«
    Ich gab den Protestrufen nach. »Ich werde es mir ansehen, sobald ich mich fertig eingerichtet habe.«
    Besänftigt ließen die Männer von mir ab und begännen eine angeregte Unterhaltung zum Thema Umzug, die ich höchst unterhaltsam fand, auch wenn ich dabei kaum zu Wort kam.
    Genau zehn Minuten vor vier Uhr jedoch standen alle sieben plötzlich wie ein Mann auf, wünschten mir höflich noch einen guten Tag und gingen einer nach dem anderen zur Tür hinaus. Vivien Wells beantwortete meinen fragenden Blick mit einem Lächeln. »Teezeit«, erklärte sie. »Zeit, sich die neueste Fortsetzung des Dorftratsches von ihren Frauen anzuhören. Obwohl ich glaube, daß die Männer heute mehr zu erzählen haben werden.«
    »Wieso?«
    »Weil sie über Sie reden werden.« Sie grinste. »Sie müssen noch viel über das Dorfleben lernen. Es ist hier nicht möglich zu niesen, ohne daß der Nachbar den Kopf zur Tür hereinsteckt und ›Gesundheit‹ sagt.«
    »Ich werde mich schon daran gewöhnen.«
    Sie nickte. »Daran zweifle ich nicht. Außerdem scheint mir, daß Sie die Gesellschaft hier schwer beeindruckt haben. Warten Sie’s nur ab – morgen wird sich ein ganzer Zug von Willkommensbesuchern zu Ihrem Haus begeben, bewaffnet mit Kuchentellern und Geranientöpfen, um zu sehen, wie Sie vorankommen.«
    »Ich werde das silberne Teegeschirr abstauben«, versprach ich. »Besuch käme mir morgen sogar ganz gelegen. Ich will einige Möbel im Wohnzimmer umstellen und könnte ein paar zusätzliche Hände gebrauchen.«
    Vivien lachte. »Brauchen Sie wirklich Hilfe?« fragte sie. »Ich bin sicher, Iain wäre gern bereit, mit Hand anzulegen.«
    »Um Himmels willen, nein«, sagte ich und hob abwehrend eine Hand. »Ich habe nur Spaß gemacht.« Dann fiel mir plötzlich etwas ein. »Was macht Iain Sumner eigentlich? Ist er Gärtner?«
    »Landwirt«, verbesserte sie mich. »Er hält Schafe. Besitzt auch eine kleine Apfelplantage, doch das ist eher ein Hobby.«
    »Ach so.«
    »Aber einen grünen Daumen hat er natürlich auch«, fuhr sie fort. »Er hat viel Zeit damit verbracht, Geoff bei der Instandsetzung der Gärten um das Gutshaus zu helfen, bevor sie für den
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