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Mara und der Feuerbringer

Mara und der Feuerbringer

Titel: Mara und der Feuerbringer
Autoren: T Krappweis
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sie ein leises, unglaublich tiefes Brummen. Melodisch irgendwie und auch beruhigend. Die Blätter raschelten leise im Wind, aber siesprachen nicht mit ihr. Schließlich war dies ja auch ein Begräbnis und Mara war gerade nicht nach Konversation zumute. Sie hätte auch gar nicht sagen können, wie sie reagiert hätte, wenn die Äste ihr alle ihr Beileid ausgesprochen hätten.
    Mara bemerkte, dass sie unbewusst die Hände gefaltet hatte, blieb aber noch ein paar Minuten genauso stehen und schwieg.
    Erst als sich irgendwann ihr ewig schlecht gelaunter Nachbar Herr Dahnberger mit zwei Mülltüten aus der Tür schälte und dabei unterdrückt schimpfend versuchte, seinen Hausschlüssel für das Mülltonnenhäuschen aus der Hosentasche zu fischen, drehte sie sich um und ging zurück ins Haus.
    Was schade war, denn so verpasste sie das Lied, das die Blätter der Esche genau in dem Moment anstimmten, als sich hinter Mara die Haustür schloss …
    Eine Esche weiß ich,
heißt Yggdrasil,
den hohen Baum netzt
weißer Nebel;
davon kommt der Tau,
der in die Täler fällt
.
Immergrün steht er
über Urds Quelle
.

    Schon auf der Treppe prasselten all die Gedanken auf Mara ein, die sich durch ihre Entdeckung im Internet ergaben – und zwar mit einer solchen Wucht, dass sie weiche Knie bekam.
    Sie brauchte Hilfe. Aber von wem? Und wenn sie diesen Jemand gefunden hatte, was zum Teufel sollte sie ihm denn sagen? Hallo, ein Zweig schickt mich und ich muss einen Typen in einer Höhle fesseln. Oder was?!
    Okay, es war auf jeden Fall eine ganz schlechte Idee, ihrer Mutter von alldem zu erzählen, denn zwei Dinge konnten passieren: Entweder Mama glaubte ihr kein Wort und das Ganze wurde peinlich. Oder Mama glaubte ihr alles, beschloss zu helfen, das Ganze wurde noch peinlicher und ging fürchterlich schief.
    Nein, Mara musste woanders nach Hilfe suchen und klemmte sich dafür noch einmal hinter Mamas Notebook. Über die Seite mit den Wikinger-Übersetzungen gelangte sie schnell zu einem Wikipedia-Eintrag, in dem von germanischer Mythologie die Rede war.
    Den Begriff
Mythologie
kannte Mara. Den hatte sie schon mal gehört, als sie in der Schule die alten griechischen Sagen von Herkules und Göttern wie dem Blitzeschleuderer Zeus und seiner Frau Hera durchgenommen hatten. Und
germanisch
hatte sicherlich was mit
Germany
, also Deutschland, zu tun. Ja klar! Also war
germanische Mythologie
so etwas wie die Göttersagen ihrer Vorfahren. Davon hatte Mara bisher allerdings noch nie gehört oder zumindest erinnerte sie sich nicht daran. Über den Griechen Herkules gab es ja immerhin schon mal einen Zeichentrickfilm, aber über germanische Götter?
    Anscheinend sind diese Damen und Herren wohl ziemlich tief in der Versenkung verschwunden und haben heutzutage nichts mehr zu melden, dachte Mara. Doch wie um das Gegenteil zu beweisen, winkten ihr plötzlich zwei Wörter aus einer Liste mit germanischen Götternamen zu, die ihr wenigstens ein bisschen bekannt vorkamen:
Odin
und
Thor
.
    Woher kenn ich das? Aus Asterix vielleicht? Nee, die sagen ja immer »beim Teutates«, überlegte Mara. Komisch, warum weiß ich mehr über die alten Götter der Gallier und Griechen als über die aus unserer Gegend?
    Umso erstaunter war sie, als sie nur ein paar Mausklicks weiter erfuhr, dass diese alten Götter und ihre Kollegen auf jeden Fall vier bleibende Eindrücke hinterlassen hatten: Die Wochentage!
    Genauer gesagt: die Namen der Wochentage. Wie Mara mit wachsendem Interesse lesen konnte, hieß der Donnerstag nicht etwa so wegen des schlechten Wetters, sondern wegen des Donnergottes
Thor
, auch
Donar
genannt. Eigentlich hieß es also
Donars Tag
! Oder im Englischen
Thursday
, also
Thor’s Day
!
    Ein Gott namens
Týr
hatte wohl dem
Týrsdag
, dem Dienstag, seinen Namen gegeben. Dafür geht der englische
Wednesday
auf
Wodan
zurück, wie der Gott
Odin
auch genannt wird. Dessen Frau
Frigg
war wiederum Namensgeberin für den
Freitag
.
    Wow!, dachte Mara erstaunt, warum sagt einem das eigentlich keiner? Kann mich nicht erinnern, das in der Schule mal von irgendeiner Overhead-Folie abgeschrieben zu haben.
    Also hatte es wohl doch nichts damit zu tun, ob man am Dienstag Dienst oder am Freitag frei hatte. Und bedeutete dann wohl auch, dass am Samstag nicht das Sams kam. Eigentlich schade.
    Auf jeden Fall wusste sie jetzt, dass sie nach den Begriffen
germanisch, Mythologie
und
Seherin
zu suchen hatte. Gedacht, getan, und so stieß sie ziemlich schnell auf einen Text, in
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