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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone
Autoren: Papa Ariella
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mischen? Vielleicht finden wir jemand anderen, den wir nerven können?“
    Wir stehen auf. Tabitha schwankt ein wenig, aber sie hat auch ihren Stolz. Wir laufen herum, überall sieht man Stars!
E! Entertainment Television
hat seine Kameras aufgebaut. Der widerliche Moderator schaut uns prüfend an, nicht sicher, ob er uns interviewen soll oder nicht. Es ist schon das zweite Mal, dass jemand meint, wir könnten wichtig sein.
    „Oh, toll, sieh mal“, sagt Tabitha und bleibt urplötzlich stehen. Es ist Kevin, dieser Make-up-Künstler, den sie so liebt. „Ich schätze, du wirst deine Freundschaft mit ihm erneuern wollen.“
    „Ich glaube kaum, dass er sich an mich erinnert, Tabitha.“
    „Dann finde es heraus, Eve. Es ist doch offenbar mein Schicksal, all meine Idole an dich zu verlieren.“ Wir schlendern zu Kevin hinüber.
    „Hi“, sage ich, „wie geht es dir?“ Er lächelt, aber ich glaube nicht, dass er mich wieder erkennt.
    „Gut, und dir?“ Er lächelt auch Tabitha an.
    „Gut. Wir trinken viel.“
    „Ja, das ist immer gut.“ Ich kann es gar nicht glauben, dass wir uns tatsächlich mit ihm unterhalten. Dann klingelt sein Handy. Er betrachtet die Nummer und schaut uns (wenn sich es so sagen darf) entschuldigend an. „Ich habe im Augenblick leider ein kleines privates Drama. Ich muss da rangehen.“
    „Klar“, sage ich, „viel Glück.“ Daraufhin laufen Tabitha und ich noch etwas durch die Gegend. Um ein Uhr wird es langsam leer. Wir wollen nicht die Letzten sein, also beschließen wir, ebenfalls zu gehen. Schließlich sitzen wir betrunken und siegessicher im Taxi. Tabithas einziges Problem ist, dass
Krispy Kreme
bereits geschlossen hat.
    „Weißt du“, sage ich zu Tabitha, „diese Leute haben einfach Glück und einen guten Agenten.“
    „Aber wir, Eve, haben Talent und Entschlossenheit.“
    „Haben wir das wirklich?“
    „Das will ich doch hoffen.“ Ich kurble das Fenster hinunter und lasse mein Haar vom Wind zerzausen, während wir die 8. Avenue entlang fahren. Dann drehe ich mich wieder zu Tabitha, um ihr zu erzählen, dass ich mich entschieden habe, dass ich meinen Job kündigen und es einfach tun werde, wie man so schön sagt, aber sie ist eingeschlafen. Sie lächelt, was ich irgendwie süß finde. Stattdessen beginne ich also mit Amhal zu plaudern, unserem Fahrer, und dann helfe ich Tabitha die Treppen zu unserer Wohnung hinauf.
    Am nächsten Tag betrete ich Punkt zehn Uhr Herbs Büro. Es hat keinen Sinn, es noch länger hinauszuzögern. Aber natürlich hätte ich wissen müssen, dass er in einer Konferenz ist (schließlich habe ich den Termin gemacht). Ich muss bis elf Uhr warten. Er lauscht gerade Mönchsgesängen, als ich hereinkomme.
    „Das mit den Briefen haben Sie großartig hingekriegt, Eve“, sagt Herb. Ich werde mir meinen Plan von ihm nicht durchkreuzen lassen.
    „Danke.“ Vielleicht warte ich aber erst mal, ob er noch mehr Komplimente für mich hat.
    „Ich weiß, dass das nicht der anspruchsvollste Job ist, aber für uns ist Ihre Arbeit geradezu unbezahlbar. Wir sind noch immer im Umbruch, aber ich finde, dass Sie sich großartig schlagen.“ Er macht eine derart lange Pause, dass ich ihm am liebsten mit ein paar Worten aushelfen würde.
    „Danke.“ Bleib stark. „Aber ich kündige.“ Genau in diesem Moment setzen die Chorgesänge zum finalen Höhepunkt an, Spitzen-Timing. Herb hat mich nicht verstanden.
    „Es ist toll, jemanden wie Sie im Team zu haben. Jemanden, der so jung ist und …“, er macht wieder eine lange Pause, „… voller Enthusiasmus.“
    „Vielen Dank. Aber ich kündige.“ Diesmal hat er mich verstanden.
    „Wie bitte?“
    „Ich kündige. Ich habe zwei Wochen Kündigungsfrist.“
    „Nun, Eve, natürlich überrascht mich das.“
    „Wieso?“
    „Wie bitte?“
    „Wieso überrascht Sie das? Ich meine, kennen Sie mich denn so gut, dass Sie überrascht sein können?“ Ich bin stolz darauf, dass ich gewagt habe, diese Frage zu stellen. Denn damit sage ich ganz deutlich, dass Herb im Grunde überhaupt nichts von mir weiß. Ich war fast ein Jahr lang seine Assistentin, Sekretärin oder was auch immer, und er hat nicht die geringste Ahnung, wer ich bin. Jetzt wird die Situation ein wenig schwierig für uns beide, obwohl ich sie insgeheim auch genieße. Und zwar sehr.
    „Ich dachte, Ihnen macht Ihre Arbeit Spaß.“ Er spricht jetzt viel schneller, offenbar ist er auf der Suche nach etwas, das er über mich weiß. „Sie wollten gerne schreiben, und
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