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Man tut, was man kann (German Edition)

Man tut, was man kann (German Edition)

Titel: Man tut, was man kann (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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dann hat mich der Regen überrascht, außerdem bin ich schon Stunden unterwegs. Das ist alles.»
    Sie mustert mich ungläubig. «Ist das wahr?»
    Ich nicke. «Natürlich ist das wahr. Was hast du gedacht? Dass ich deine Hochzeit stürme und dich vor deiner Familie und deinen Gästen bitte, nicht den Mann an deiner Seite zu heiraten, sondern stattdessen meine Frau zu werden?» Ich lache müde auf.
    Iris sieht mich an. «Gut», sagt sie dann und scheint einigermaßen überzeugt von dem seltsamen Zufall. «Brauchst du Hilfe oder so?»
    Ich schüttele den Kopf. «Geht schon. Alles okay.»
    Sie mustert mich, und ich sehe mit Genugtuung leichte Besorgnis in ihren Augen. Ganz gleichgültig bin ich ihr offenbar dann doch nicht.
    «Ich muss wieder rein», sagt sie.
    Ich nicke, sie hebt ihr Kleid ein wenig an und geht Richtung Wirtshaus. An der Tür dreht sie sich nochmal um. «Leb wohl, Paul.»
    «Du auch», erwidere ich leise.
    Die Tankstelle ist nur einen kurzen Fußmarsch entfernt. Der Inhaber ist ein ungepflegter Vollidiot, wie es ihn sonst nur noch in amerikanischen Horrorfilmen gibt. Leider kann er mich nicht zu meinem Auto fahren, weil er noch Besuch von seinen Kumpels Hacki und Winnie erwartet. Immerhin funktioniert hier das Handynetz, ich kann mir also ein Taxi rufen. Das dauert ein bisschen, das Taxi kommt nämlich aus dem nächsten größeren Ort. Genau genommen hätte ich ja vorbestellen müssen, erklärt mir die patzige Servicekraft in der Taxizentrale. Ich verzichte nicht minder patzig auf das Taxi und gehe einfach zu Fuß.
    Es dämmert bereits, als ich zu Hause eintreffe. Die Wohnung ist leer, ich erinnere mich, dass Schamski ein Geschäftsessen erwähnt hat, Bronko ist vermutlich mit Jutta unterwegs.
    Ich lasse ein Bad ein, kippe einen Single Malt gegen die drohende Erkältung, dann noch einen gegen die schlechte Laune. Ich befürchte, einer von beiden wird seine Wirkung verfehlen.

EINE HOCHZEITSGESELLSCHAFT
    Meine hochgeschätzte Sekretärin findet zwar moderne Kommunikationstechniken ähnlich überflüssig wie der Papst jedwede Maßnahme zur Geburtenkontrolle. Handelt es sich allerdings um organisatorische Aufgaben, dann ist Frau Hoffmann nicht nur ausgesprochen zuverlässig, sondern auch mit Feuereifer bei der Sache. Ich habe sie deshalb gebeten, sich um den gastronomischen Teil der Hochzeit von Iggy und Günther zu kümmern. Nebenbei gab ich Frau Hoffmann zu verstehen, ich würde es begrüßen, wenn sie ein Auge auf die gesamten Hochzeitsvorbereitungen hätte. Ich vermutete nämlich, Iggy und Günther würden jede Hilfe gebrauchen können. So war es dann auch. Das glückliche Paar nahm die tatkräftige Unterstützung dankbar an, und Frau Hoffmann verwandelte sich binnen weniger Tage in eine Hochzeitsplanerin.
    Leider entwickelte sie in dieser Rolle den Ehrgeiz, die Hochzeit zu einem Ereignis auszubauen, das eigentlich nur gekrönte Häupter, die seit Generationen ihr Land ausbeuten, zu finanzieren imstande sind. Fast täglich musste ich Frau Hoffmann also eine neue, kostspielige Idee zur Verschönerung der Feierlichkeiten ausreden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ein schweineteures Büfett unter dem Motto «Orient trifft Okzident» abgenickt, weil Schamski seinerseits ohne großes Murren Jahrgangschampagner und Edelbrände auf seiner Getränkeliste erduldet hatte. Außerdem legte ich später noch zwei weiße Tauben drauf, die sich unmittelbar nach der Trauung vor dem Rathaus romantisch in die Lüfte erheben würden, weil Schamski mit Unterstützung eines Werbekunden eine Stretchlimousine aufgetrieben hatte, mit der wir Frau Hoffmann von der Buchung einer sechsspännigen Kutsche abbringen konnten.
    Was den Fortgang der Feier im Pan Tao betraf, so schwebte Frau Hoffmann nach dem Essen ein unaufdringliches Unterhaltungsprogramm vor, das Schamski und mich an ein Charity-Event im Moskauer Staatszirkus erinnerte. Damals hatten meines Wissens mehrere Ölscheichs zusammengelegt, um das Programm zu finanzieren.
    Bezüglich der mehrstündigen Bühnenshow intervenierte ich bei Günther, bis der seine Hochzeitsplanerin schließlich davon überzeugte, dass Iggy und er sich eine unspektakuläre und vor allem ruhige Feier im Kreise der Familie und der Freunde wünschten. Damit war dann Gott sei Dank auch die von Frau Hoffmann bereits mündlich verpflichtete achtköpfige Big Band nebst den vier Bossa-Nova-Tänzern vom Tisch.
    Was Frau Hoffmann nicht voraussehen und deshalb auch nicht in ihre Planung einbeziehen
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