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Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern

Titel: Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern
Autoren: Annette Pehnt
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Geldbeutel aus der Jacketttasche, winkte dem Ober und drückte Fräulein Ü. unter dem Tisch zwei Hundertmarkscheine in die Hand.
    Sie müssen das regeln, sagte er leise und eindringlich, Sie regeln das schon. Kommen Sie, und sie standen auf, das Geld für den Ober blieb zwischen den großen Pizzatellern liegen, sie drängten aus der Tür, als hätten sie es eilig. Vor der Pizzeria standen schmiedeeiserne Tische und verschnörkelte Torbögen noch vom Sommer. Er fuhr sie nach Hause, im Auto hätte er ihr das Geld viel unauffälliger zukommen lassen können, aber das war nun egal, wenigstens war jetzt alles geregelt. Drei Straßen vor ihrem Haus fing sie an zu beben und sagte, hier, halten Sie hier. Sofort hielt er an, sie schlang sich die Arme um die Schultern und schaute ihn an. Er hob die Hände vom Lenker, als wollte er sich entschuldigen, und sah nach vorne auf die Straße und die Vororthecken. Dann sah er sie doch an und beugte sich zu ihr herüber und fasste sie am Kinn, obwohl sie so stark zitterte, als hätte sie Schüttelfrost. Er hätte sie gerne noch einmal angefasst, aber das gehörte sich nicht mit einer Schwangeren, und er wusste auch nicht, was er hätte sagen sollen. Einen Moment lang schauten sie sich schweigend in die Augen, und dann nickte er, und sie nickte auch und stieg aus und nickte noch, als sie ins Haus trat und die Mutter aus dem Wohnzimmer lachen hörte.
    Als er in die Wohnung kam, waren alle Lichter gelöscht, die Tür zum Wohnzimmer, in dem die Schwiegermutter das Sofa belegte, war fest geschlossen. Er zog sich im Badezimmer aus und legte seine Kleider über den Badewannenrand neben Birgits Büstenhalter und Freizeithose. Eine beinahe zärtliche Rührung durchwärmte ihn, als er ihre Kleider sah, neben seinen, so wie es sein sollte, er war zurückgekommen, ein Abtrünniger, nach Hause zurückgekehrt. Er würde sich still neben sie legen und sie nicht bedrängen, und nach einer Weile wäre alles beim Alten, und der Sehnsuchtsfaden, der sich schon jetzt in seine Andacht hineinfädelte, würde diesem Alten einen Glanz verleihen, den er vorher nicht gekannt hatte.
    Wir sollten überlegen, ob wir etwas Eigenes bauen, sagte Rudi H. am nächsten Morgen zu Birgit H., weil es ratsam und richtig war, nun ein neues Kapitel aufzuschlagen, Darlehen für junge Familien gab es ja, und es würde ihn beschäftigen, jahrelang in Atem halten, das ging allen so, die selber bauten. Man musste Entscheidungen treffen, der Grundriss, die Bodenbeläge, das Heizungssystem, es würde Ärger geben, Fehlplanungen, vielleicht sogar Prozesse, er wusste das, er hörte es immer wieder von seinen Kunden, aber es schreckte ihn nicht. Sie würden es zusammen durchstehen.
    Und Georg kriegt dann ein eigenes Zimmer.
    Er hat doch schon ein eigenes Zimmer.
    Ja, aber wenn noch mehr Nachwuchs kommt, sagte Rudi verschwörerisch. Die Schwiegermutter, die immer früh aufstand, um nichts zu verpassen, sah von einem zum anderen, jetzt konnte sie gleich ihre Entscheidung zur Sprache bringen, übrigens dachte ich auch daran, in die Gegend zu ziehen, ein Gästezimmer braucht ihr also gar nicht mit einzuplanen. Sie wartete darauf, dass ihr unternehmungslustiger Schwiegersohn gleich einhaken und ihr ein kleines Apartment im neuen Haus anbieten würde. Aber er starrte Birgit an, als hinge das alles von ihr ab.
    Birgit H. kaute und sah auf ihren Teller. Sie wollte kein Haus bauen. Sie wollte allein mit Georg in einem warmen sonnigen Zimmer liegen, in einer Hängematte, satt und schläfrig, schweigend. Georg läge in ihrem Arm, sein feines warmes Gesicht in ihre Seite geschmiegt, die Augen geschlossen, und auch ihre Augen wären geschlossen, die Sonne läge auf ihren Gesichtern wie ein Tuch, das Schwanken der Hängematte, deren fester Stoff sie hielte wie eine Hand, und sie könnten schlafen.
    Vielleicht könnten wir auch einen Garten haben, sagte Rudi.
    Ihr solltet unbedingt an einen Wäschekeller denken, sagte Birgits Mutter und stand auf, um nach Georg zu schauen, der immer noch schlief, und auch, weil sie schon wusste, wann man sich zurückzuziehen hatte, solche Dinge sollten die Eheleute untereinander austragen, das hatten ihr Mann und sie auch immer so gehalten. Birgit hob den Blick.
    Wie war das Geschäftsessen.
    Es hat mich auf diese Idee gebracht, sagte Rudi wahrheitsgemäß, überhaupt
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